Wie man seine Unordnung in den Griff bekommt
Eine Netflix-Serie will dabei helfen, das Zuhause richtig aufzuräumen. Womit man im Chaos beginnen sollte
Aichach-Friedberg Wo war denn noch mal der Geldbeutel? In einem unordentlichen Zimmer kann diese Frage Schweißausbrüche auslösen und jede Menge Nerven kosten. Hat man den kompletten Stapel dreckiger Wäsche durchwühlt und das Zimmer auf den Kopf gestellt, findet man den Geldbeutel da, wo er eigentlich nicht sein sollte: unter dem Bett. Es bleibt Erleichterung, aber vor allem noch mehr Chaos.
Aufräumen ist etwas, mit dem sich viele Jugendliche nur sehr ungern beschäftigen. „Ich mache das, wenn ich nichts zu tun habe oder nichts mehr finde“, erklärt Mohammed im Friedberger Jugendzentrum sitzend. Auch sein Kumpel Memo kümmert sich nur darum, wenn er darauf Lust hat oder Besuch hat.
Seit Anfang des Jahres gibt es zum Thema Aufräumen eine Serie des Filmeanbieters Netflix, die einen ziemlichen Hype ausgelöst hat: „Aufräumen mit Marie Kondo“. Viele sehen gebannt zu, wie die japanische Ordnungsberaterin überforderten Leuten hilft, ihre zugemüllten Kleiderschränke auszumisten und ihre Unterwäsche platzsparend zu falten. Doch was sind ihre Tipps fürs Aufräumen, Ausmisten und Ordnung-Halten?
Um eine Sache wird man nicht herumkommen, wenn man vermeiden will, jedes Mal beim Aufräumen wieder eine große Unordnung beseitigen zu müssen: Zuerst soll alles weg, was man nicht mehr braucht. Folgt man Kondos sogenannter Konmari-Methode, steht gründliches Ausmisten an erster Stelle. Dabei sollte man zügig und nach Kategorien vorgehen.
Den Anfang macht die Kleidung, darauf folgen Bücher, Papierkram, wie beispielsweise Schulunterlagen und Ordner. Erst ganz zum Schluss, wenn man schon geübter ist, kümmert man sich um die Gegenstände, zu denen man eine besondere Bindung hat.
Dabei geht man wie folgt vor: Alle Gegenstände aus einer Kategorie räumt man aus Schränken und Regalen und stapelt sie aufeinander, sodass man sie komplett im Blick hat – und auch mal sieht, wie viel man eigentlich besitzt. Jeden einzelnen Gegenstand nimmt man dann in die Hand und stellt sich die Frage, ob er einen glücklich macht oder nicht. Alle Sachen, bei denen das Urteil negativ ausfällt, werden aussortiert – nachdem man sich bei ihnen bedankt hat. Alles, was bleiben darf, bekommt einen festen Ort.
Der Vorteil: Wenn man gründlich aussortiert hat, weiß man sofort, wo sich etwas befindet, und muss nicht mehr viel Zeit für das Suchen verwenden. Panisches Durchforsten des Zimmers wird es also so schnell nicht mehr geben. Und auch beim nächsten Aufräumen weiß man genau, wo alles hingehört. Sich einmal viel Zeit zu nehmen, sorgt dafür, dass man beim nächsten Mal deutlich weniger Aufwand hat.
„Ordnung zahlt sich oft aber auch finanziell aus“, weiß Ulrike Rauberger, Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft der Landwirtschaftsschule in Friedberg. Denn nur, wer einen guten Überblick über seine Habseligkeiten hat, kann es zum Beispiel beim nächsten Einkauf vermeiden, ähnliche Klamotten wie die zu kaufen, die sich hinten im Schrank verstecken.
Oder man weiß genau, wann man das Zeitschriftenabo kündigen muss. Dass man Kleidung findet, von der man gar nichts mehr weiß, kennt auch Gina aus dem Friedberger Jugendzentrum: „Manchmal finde ich in meinem Kleiderschrank etwas von vor zwei Jahren wieder, weil mir das Wegwerfen so schwerfällt.“
Um das Ganze trotzdem in Angriff zu nehmen, empfiehlt Rauberger genug Zeit einzuplanen. „Am besten räumt man alles aus einer Kategorie auf einmal auf.“Sonst muss man sich zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal überwinden – und wieder von vorne anfangen. Und dann fehlen auch die ganzen positiven Emotionen, die es mit sich bringen, wenn man das Ausmisten des Kleiderschranks komplett zu Ende gebracht hat. „Das kann wirklich befreiend wirken, weil man Platz für Neues und Ordnung geschaffen hat“, erklärt Rauberger. Ab ans Aufräumen!