Fujitsu-Chefin muss gehen
Der Vertrag von Vera Schneevoigt wird nicht verlängert. Ihr Nachfolger Uwe Romppel hat jetzt die schwere Aufgabe, das Augsburger Werk bis Herbst 2020 zu schließen
Augsburg Ende Oktober erlebte Vera Schneevoigt einen der bislang traurigsten Tage ihres Berufslebens. Die Managerin, die seit dem Jahr 2014 Werkschefin des Augsburger Fujitsu-Standorts ist, musste 1500 Mitarbeitern und 350 Leiharbeitern die bittere Botschaft überbringen, dass der japanische Konzern das Werk bis Herbst 2020 komplett aufgeben werde.
In einem Interview mit unserer Zeitung wollte sich Schneevoigt, die eine von wenigen Frauen in einer Spitzenposition bei einem IT-Konzern ist, damals nicht zu ihrer persönlichen Zukunft detailliert äußern. „Persönlich bin ich als Verantwortliche des Produktbereichs auch betroffen. Heute ist dies aber sicher nicht die wichtigste Frage“, sagte sie vor wenigen Wochen.
Jetzt herrscht Klarheit. Die Wege von Fujitsu und ihrer Spitzenmanagerin trennen sich bald. Am Donnerstag gab das Unternehmen bekannt, dass Vera Schneevoigt zum 11. Februar 2019 aus der Geschäftsführung der Fujitsu Technology Solutions (FTS) GmbH ausscheidet und zum 31. März 2019 das Unternehmen verlässt. Betont wird, dass es sich um eine Trennung im gegenseitigen Einvernehmen handelt. Der Abschied zum jetzigen Zeitpunkt hänge damit zusammen, dass sich Fujitsu strategisch neu ausrichtet. In diesem Fall heißt dies konkret, dass der Standort Augsburg aufgegeben werde.
An dieser Vorgabe ändere sich durch den Wechsel nichts, teilt das Unternehmen mit. Nachfolger wird Uwe Romppel. Der 59-Jährige ist im Augsburger Werk bestens bekannt. Er ist seit vielen Jahren in verantwortlicher Position tätig. Romppel war bislang bereits Ver- handlungsführer in den Beratungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft, wie der Sozialplan für die FujitsuBeschäftigten aussehen soll. Die Sozialplanverhandlungen sollen demnächst starten.
Der Abschied von Vera Schneevoigt mag für Außenstehende etwas überraschend kommen. Aus dem Unternehmen wird darauf verwiesen, dass ihr Geschäftsführervertrag zum 31. März 2019 ausläuft. Eine Vertragsverlängerung war dann für beide Seiten kein Thema mehr. Es handelt sich zudem um einen „sanften Übergang“, da die bisherige Standortverantwortliche ihren Nachfolger noch ein wenig einarbeitet. Wohin sich Vera Schneevoigt künftig beruflich orientiert, ist nicht bekannt. Sie selbst bezeichnet sich als neugierig, sehr offen und kommunikativ. Mut und Unerschrockenheit seien ihr Ding. Interessant mag daher auch eine Aussage aus einem Interview sein, das sie im Juli 2018 dem Handelsblatt gegeben hat. Es ging um die Frage, was die Spitzenmanagerin tun würde, wenn sie merken würde, dass sie unglücklich im Job ist. Ihre Antwort: „Jeder ist seines Glückes Schmied. Wenn ich das Gefühl habe, dass mich mein Job unglücklich macht, bin ich dafür verantwortlich, diese Situation für mich zu verändern.“
Vera Schneevoigt hat Kauffrau gelernt. Sie hat sich danach auf die produzierenden Bereiche konzentriert. Als Gründe für ihren Erfolg führt sie an, dass sie bereit gewesen sei, Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu treffen. Da spiele es keine Rolle, sich im IT-Bereich in der Männerwelt durchzusetzen: „Wenn Frauen es schaffen, von sich genauso überzeugt zu sein, wie es Männer offensichtlich gerne mal sind, dann sind Karrieresprünge keine Hürde mehr.“