Wohin mit dem Atommüll?
Ein Bundesamt informiert in Ulm über die Endlager-Suche und verärgert Bürger sowie Bürgermeister in der Region
Ulm/Neu-Um Das Tongestein am Rand der Schwäbischen Alb ist geeignet, um Atommüll sicher unterirdisch zu lagern. Das ist die Erkenntnis einer Studie aus dem Jahr 2006. Am Mittwoch hat das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) Landräte und Bürgermeister aus Bayern und Baden-Württemberg in Ulm über die Suche nach dem besten und sichersten Ort für den radioaktiven Abfall informiert. Ein Zufall – oder doch ein Signal dafür, dass der deutsche Atommüll einmal in einem Endlager an der Landesgrenze vergraben wird?
Bei dem Treffen, das betonen die Veranstalter, gehe es nur um Informationen und Diskussionen. Den Ort habe man ausgewählt, weil er gut zu erreichen sei. Zuvor hatte es ähnliche Treffen in Hamburg, Leipzig und Frankfurt am Main gegeben. Gut besucht war die gut erreichbare Halle auf dem Ulmer Messegelände am Mittwoch nicht. Etwas mehr als 70 Anmeldungen aus allen Gemeinden in Bayern und Baden-Württemberg verzeichneten die Organisatoren. Womöglich, weil es bei der Einladung Pannen gab: Manche Bürgermeister hatten nur zufällig und verspätet von der Dialogveranstaltung gehört. Während die Gemeinde Mauerstetten im Ostallgäu schon im November eine Einladung erhalten hatte, bekamen die Rathauschefs von Nersingen und Pfaffenhofen (Kreis Neu-Ulm) ihre Informationen erst auf Nachfrage. Der Bürgermeister der baden-württembergischen Stadt Blaubeuren erfuhr aus der Zeitung vom Info-Tag.
Umweltaktivisten kritisierten, dass die Veranstaltung hinter verschlossenen Türen stattfand. Auch die Öffentlichkeit habe Anspruch auf Informationen. Zudem seien für die neue Suche nach einem Endlager Transparenz und Offenheit versprochen worden. BfE-Chef Wolfram König entgegnete, bei einer öffentlichen Veranstaltung seien keine offenen Diskussionen mit den Kommunalpolitikern möglich. Das zeige die Erfahrung. „Wir machen das so, damit wir einen Raum haben, in dem nicht nur Schaufenster-Reden geschwungen werden“, sagte er.
Vertreter von Städten und Landkreisen sahen das Angebot trotz der mauen Besucherzahl positiv. Torsten Mertins vom Landkreistag betonte, die Kommunen hätten eine Doppelrolle: „Sie sind nicht nur Betroffene, sondern auch die ersten Ansprechpartner für die Bürger am Ort.“Deswegen müssten sie so früh wie möglich informiert werden. „Einen wird’s treffen“, sagte Mertins. Deswegen müsse schon bei der Suche darauf geachtet werden, am Standort passende Strukturen zu schaffen. Das könne helfen, vor Ort Akzeptanz für ein Endlager herzustellen.