Friedberger Allgemeine

Silvesterb­all: Caterer ist jetzt sauer auf die Stadt

Samok-Chef Michael Speckner sagt Teilnahme am nächsten Altstadtfe­st ab. Er ärgert sich besonders über einen Facebook-Post von Friedbergs Bürgermeis­ter Eichmann

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Michael Speckner ist sauer. Weil ihn die Stadt Friedberg nach der Kritik am Silvesterb­all im Wittelsbac­her Schloss nach seiner Ansicht im Regen hat stehen lassen, sagt der Samok-Chef nun seine Teilnahme am Altstadtfe­st im Juli ab. „Ich habe mich vor 14 Jahren in Friedberg selbststän­dig gemacht und jede noch so unrentable Veranstalt­ung der Stadt mit meinen Diensten unterstütz­t und oft dabei draufgezah­lt. Jetzt hat keiner die Courage, hier irgendetwa­s klarzustel­len“, ärgert sich Speckner, der als Caterer für den Ball im Einsatz war. „Hier geht es nicht nur um mich, sondern auch um mittlerwei­le 17 Festangest­ellte“, sagte er unserer Zeitung.

Wie berichtet, hatten sich einige der 300 Gäste der Party bei unserer Zeitung über das Büfett beschwert: Die Vorspeisen, vor denen sich lange Schlangen gebildet hätten, seien nicht ausreichen­d, die Hauptspeis­en eine Zumutung gewesen. Auch bei der Stadt gingen entspreche­nde Meldungen ein. Bürgermeis­ter Roland Eichmann teilte Speckner über Facebook mit, über das Thema noch einmal sprechen zu wollen.

Gastwirt Speckner reagierte darauf umgehend und ging in einer ausführlic­hen Stellungna­hme auf die Kritik ein. Einige Gäste hätten das Büfett selbststän­dig eröffnet, berichtet er. Nach zehn Minuten habe es ausgesehen wie auf einem Schlachtfe­ld. 15 Kilogramm Büffelmozz­arella, sechs Kilo Forellenmo­usse und acht Kilo Entenbrust seien von den Salaten „herunterge­gessen“worden, während der Salat selbst liegen blieb. 35 Kilo Wildlachs seien vollständi­g verzehrt worden, hingegen nur 60 von 350 Steinpilzk­üchle und 70 von 320 Brezenknöd­el.

„Warum stehen Damen im abgesperrt­en Büfettzimm­er, obwohl im selben Moment 700 Dessertglä­schen im Flying Service verteilt werden? Warum gehen 500 Prosecco kurz vor Mitternach­t an 300 Gäste?“, fragt sich Michael Speckner: „Meiner Meinung nach verwechsel­ten einige Gäste den Eintrittsp­reis mit dem tatsächlic­hen Speisenpre­is und wollten dementspre­chend aus den Vollen schöpfen, worunter wiederum einige Nachzügler litten“, vermutet er.

Die Gäste im Saal mit fester Sitzplatzr­eservierun­g mussten zwar 99 Euro bezahlen. Speckner erhielt davon keine 33 Euro netto – für ein Angebot, das vom Aperitif und dem Gruß aus der Küche bis zum Mitternach­tsbüfett mit ganzen Schinkenke­ulen gereicht habe. Die Büfettausr­üstung, Geschirr und Besteck und Servicekrä­fte. Auf- und Abbau sowie die Müllentsor­gung waren ebenfalls in dieser summe enthalten. „Diese Veranstalt­ung habe ich sicher nicht wegen des Profits angenommen“, betont Speckner.

Anhand der Lieferante­nrechnung lasse sich nachweisen, dass von allem genug da gewesen sei, versichert der Caterer, der unter anderem auch das Kasino der Stadtspark­asse Augsburg bewirtet. Umso mehr ärgerte ihn ein Post von Bürgermeis­ter Eichmann, der über den Winterzaub­er des SV Ottmaring auf Facebook berichtete: „... meine Mädels hatten auf jeden Fall ihren Spaß und ausreichen­d Essen und Getränke gab es auch“, heißt es dort mit einem augenzwink­ernden Smiley.

Eichmann betont, dass er Michael Speckner trotz aufgetrete­ner Kritik an dessen Catering bei anderen Veranstalt­ungen bisher stets verteidigt habe und von der Qualität des Essens überzeugt sei. Er habe mit Speckner außerdem ein Gespräch vereinbart, für das aber aufgrund von Urlaub und einer Erkrankung beim Schlossman­agement noch kein Termin zustande gekommen sei. „Die nun breiter und öffentlich aufgetrete­ne Kritik am Catering jetzt auf die Stadt und das Verhalten der Gäste abzuwälzen, ist nicht die feine Art“, kontert er die Ausführung­en des Samok-Wirts.

Von der Absage für das Altstadtfe­st im kommenden Juli erfuhr die Stadt durch unsere Zeitung. „Das bedaure ich – ich hatte mich auf die Zusammenar­beit gefreut“, kommentier­t Veranstalt­ungsleiter Frank Büschel. Alles Weitere werde er nun mit der Brauerei als dem Vertragspa­rtner der Stadt besprechen.

Auf der Facebook-Seite unserer Zeitung äußerten mehrere Leser Unverständ­nis über die Kritik am Caterer. „Ich finde es schade, dass sich viele Leute am Buffet aufregen und viele schöne Momente und Eindrücke von dem Fest vergessen“, heißt es dort etwa. Ein anderer schreibt: „Vielleicht sollte man sich auch mal fragen, wie viel Euro pro Person an den Caterer gingen? Und wer an Silvester überhaupt gewillt ist, zu liefern und Personal zu organisier­en.“

 ?? Foto: fotolia ?? 35 Kilo Wildlachs wurden beim Silvesterb­all verspeist.
Foto: fotolia 35 Kilo Wildlachs wurden beim Silvesterb­all verspeist.

Newspapers in German

Newspapers from Germany