Vater hat Schulden, Sohn wird zum Dieb
43-Jähriger stiehlt sieben Tonnen Alu. Der Schaden ist hoch
Aichach-Friedberg Weil der Vater Schulden bei einem Kredithai hatte, wurde ein 43-Jähriger zum Dieb. Der Mann stahl von einer Nachbarfirma seines Arbeitgebers im Raum Aichach rund sieben Tonnen Alu und verkaufte sie. Wegen der Schadenshöhe – insgesamt fast 20 000 Euro – verurteilte Amtsrichter Walter Hell den geständigen Mann wegen Diebstahls zu einer Freiheitsstrafe.
Die Erkenntnis, dass er da einen Blödsinn gemacht hatte, kam dem 43-Jährigen schon kurz nach dem Diebstahl. Doch da war es zu spät. Das Aluminium, insgesamt rund sieben Tonnen, hatte er zum Großteil bereits an einen Schrotthändler verkauft. Doch wie war es so weit gekommen? „Ich habe aus Geldnot gehandelt“, erklärte der Angeklagte vor Gericht. Wobei es nicht einmal um seine eigenen, nicht unerheblichen Schulden ging. Sein Vater stand bei einem Kredithai mit 6000 Euro in der Kreide und der Sohn wollte ihm das Geld beschaffen. Zum Richter sagte er: „Da ist mir der Schmarrn eingefallen.“
Konkret hieß das, dass er sich bei der Firma bediente, mit der sich sein Arbeitgeber eine Halle teilte. Mitte Dezember öffnete der 43-Jährige an einem Samstag das erste Mal das Rolltor und holte mit dem Gabelstapler drei Aluminiumstapel mit einem Gewicht von rund drei Tonnen. Noch am selben Tag packte er das Diebesgut in Gitterboxen, verlud es auf den firmeneigenen Lastwagen und brachte es zu dem Schrotthändler. Dem erzählte er, es handle sich um eine Lagerräumung. Der Schrotthändler fragte offenbar nicht genauer nach.
Insgesamt brachte der 43-Jährige innerhalb weniger Tage in mehreren Fuhren gut sechs Tonnen zu dem Schrotthändler. Der bezahlte ihm insgesamt etwa 5000 Euro. Etwa eine Tonne hatte der Angeklagte noch nicht verkauft. Der Wert der gestohlenen Aluminiumstäbe lag insgesamt bei etwa 19000 Euro. Bis zur Rückgabe hatten sie teils Flugrost angesetzt, waren verunreinigt und hatten tatsächlich nur noch Schrottwert. Den bezifferten Gutachter laut dem Projektleiter der bestohlenen Firma auf rund 10000 Euro.
Aufnahmen einer Videokamera überführen den Täter
Aufgefallen war der Diebstahl in der Firma bei der Inventur. Bei einer erneuten Inventur ein paar Tage später hätten sie festgestellt, dass wieder etwas fehle, so der Projektleiter. Daraufhin sahen sie sich die Aufnahmen einer Videokamera an, die den Diebstahl aufgezeichnet hatte. Der Verdacht fiel schnell auf die Nachbarfirma. Deren Inhaber erkannte den Angeklagten als den Dieb.
Als die Polizei bei dem 43-Jährigen auftauchte, gab er bald alles zu. Das rechnete ihm Staatsanwältin Franziska Deisenhofer hoch an. Wegen des immensen Schadens sprach sie sich aber für eine Freiheitsstrafe aus. Sie plädierte für zwölf Monate auf Bewährung sowie eine Geldauflage von 3000 Euro.
Dem schloss sich der Amtsrichter an. Der 43-Jährige habe seine Leitungsfunktion ausgenutzt, so Hell. Die 3000 Euro muss der Angeklagte an den SKM Augsburg zahlen, einen gemeinnützigen katholischen Verband für soziale Dienste. Der Schrotthändler hat inzwischen ein Pfändungsverfahren gegen den 43-Jährigen angestrengt, um sein Geld und seine Anwaltskosten zurückzubekommen.