Der Herr des Verkehrs geht in Ruhestand
Nach 30 Jahren im Tiefbauamt wird Amtsleiter Josef Weber pensioniert. Die Behörde ist unter anderem für den Straßenbau zuständig – in Augsburg war ihr Chef aber am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs
Nach 30 Jahren im Tiefbauamt – elf davon an der Spitze der Behörde – wird Josef Weber am heutigen Freitag seinen letzten Arbeitstag haben. Weber geht in den Ruhestand. In seiner Zeit an der Spitze des Amts mit 440 Beschäftigten wurde unter anderem der Umbau des Königsplatzes und der Innenstadt realisiert. „Das war in der Umsetzung sicher das komplizierteste Projekt“, so Weber.
Während Webers Amtszeit gab es eine deutliche Verschiebung in der Verkehrspolitik. „Das Leitbild der autogerechten Stadt war schon überholt, als ich vor 30 Jahren angefangen habe“, sagt Weber. Inzwi- schen sei das Pendel noch deutlich stärker in Richtung Rad- und Nahverkehr gewandert. „Die Wichtigkeit im Vergleich zu früher hat massiv zugenommen“, sagt Weber, und man hört heraus, dass er das für die richtige Richtung hält. Aber der Autoverkehr gehöre realistischerweise auch zum Verkehrsgeschehen dazu – plane man ihn nicht im richtigen Maß mit ein, gebe es Probleme.
„Wenn man es langfristig betrachtet, wurden mit der Westtangente, der Schleifenstraße und der Großen Ostumgehung erst die Räume geschaffen, um die Stadt im Inneren zu einem noch lebenswerteren Raum umgestalten zu können“, so Weber. Ohne die großen Umge- hungsstraßen würde der Verkehr durchs Stadtzentrum laufen.
Dienstlich war Weber, in dessen Vorzimmer ein Fahrradhelm an der Garderobe hängt, in Augsburg am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs. „Innerhalb der Stadt ist man genauso schnell wie mit dem Auto. Und man bekommt so mehr vom Zustand der Radwege mit.“Auch Schäden an Straßen könne man so im Vorbeifahren einfacher in Augenschein nehmen. „Und nicht zuletzt tut man sich selbst auch etwas Gutes damit, gerade wenn man wenig Zeit für Sport hat.“
Zum Bauingenieursstudium kam Weber, dessen Großvater ein Baugeschäft hatte, nur über Umwege. Bei MBB lernte er Flugzeugbauer, fürs Studium zum Luftfahrtingenieur hätte er nach Stuttgart gehen müssen. Schließlich wurde es ein Bauingenieursstudium in München. „Bereut habe ich das nie. Es war schön, dass ich in den vergangenen 30 Jahre an vielen Projekten mitwirken durfte.“
Künftig wird sich Weber verstärkt der Familie widmen. „Mit vier Enkeln ist man gut beschäftigt.“Mit seiner Frau will er künftig die Passion für den Gardasee noch intensiver ausleben. „Und ich halte mehrere Schafe und Hühner. In ein Loch werde ich also nicht fallen.“
Webers Nachfolger wird der bisherige Chef der VerkehrsplanungsAbteilung im Tiefbauamt, Gunther Höhnberg.