Eine Liaison mit einer gewissen Brisanz
Bisher hat der Fruchtsaft-Hersteller Rauch, der eng mit der Red Bull GmbH verbunden ist, nur bei RB Leipzig in der Bundesliga geworben. Jetzt tut er das auch beim FC Augsburg. Was FCA-Chef Klaus Hofmann dazu sagt
Wenn sich am kommenden Samstag die Marketing-Experten von RB Leipzig etwas genauer in der WWK-Arena umsehen, wird sich ihnen ein ungewohntes Bild bieten. Beim FC Augsburg ist seit dieser Saison offiziell die Rauch Deutschland GmbH & Co KG als neuen Supplier (Lieferant) eingestiegen. Die deutsche Vertriebs-Niederlassung der österreichischen Rauch Fruchtsäfte GmbH &Co OG stattet nach einer Testphase in der vergangenen Spielzeit in dieser Saison die VIPBereiche mit Fruchtsäften aus. Im Stadion gibt es den Rauch-Eistee zu kaufen und über die Videobande läuft Rauch-Werbung.
Eine Liaison, die bei einigen traditionsbewussten FCA-Fans ein gewisses Geschmäckle hinterlassen könnte. Bisher war der österreichische Fruchtsafthersteller in der Bundesliga exklusiv nur bei RB Leipzig als Sponsor tätig. Hintergrund: Die Rauch-Gruppe steht in engen geschäftlichen Beziehungen zur Red Bull GmbH. Sie stellt ihre Getränke-Abfüll-Anlagen auch Red Bull zur Verfügung. „Für die Abfüllung mehrerer unserer Produkte ist Rauch ein wichtiger Partner“, bestätigt die Red Bull GmbH diesen Sachverhalt unserer Zeitung.
Zig Millionen Red-Bull-Dosen verlassen jährlich die Rauch-Abfüllanlagen in der Schweiz und Österreich. Es ist eine enge Symbiose, von der beide Unternehmen profitieren. Kein Wunder, dass Rauch-Werbung bei vielen sportlichen Aktivitäten der Red-Bull GmbH zu sehen ist. In der Formel 1, beim Eishockey-DEL-Klub EHC Red Bull München, bei vielen Trendsportarten, die Red Bull selbst kreiert hat, aber auch beim österreichischen Fußball-Erstligisten Red Bull Salzburg. Und bis jetzt exklusiv in der Bundesliga bei RB Leipzig.
Zu den schärfsten Kritikern des umstrittenen Konstruktes RasenBallsport (RB) Leipzig gehörte in der Vergangenheit auch FCA-Vorstandsvorsitzender Klaus Hofmann. Zuletzt hielt er sich mit Äußerungen zu diesem Thema aber vornehm zurück. Er vertritt die Meinung, dass der DFB beziehungsweise die DFL Leipzig nie eine Lizenz erteilen hätte dürfen.
Mit Rasen-Ballsport Leipzig, dessen Abkürzung nicht zufällig mit Red Bull assoziiert werden soll, hat sich Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz in Deutschland seit 2009 quasi aus der Retorte eine Spitzenmannschaft erschaffen.
Die Red Bull GmbH besitzt 99 Prozent der Anteile der GmbH, in der die Leipziger Profifußballer ausgegliedert sind. Im Verein, der wie von den Statuten gefordert, weiterhin offiziell das Sagen hat, sind die stimmberechtigten Mitglieder von Red Bull handverlesen. Und genau das hatte Hofmann heftigst kritisiert.
Während in und um Leipzig viele Fußball-Fans froh sind, dass sie vor Ort wieder Bundesliga-Fußball präsentiert bekommen, ist für traditionsbewusste Fans und Fußball-Beobachter RB das Negativbeispiel der überbordenden Kommerzialisierung des Fußballs. Genau dort tritt die deutsche Rauch-Vertriebsniederlassung aber als Sponsor auf. „Ja, Rauch ist starker Partner des RB Leipzigs. Unser Engagement ist langfristig“, bestätigt Rauch-Pressesprecher Daniel Wüstner auf Anfrage. Man sei mit verschiedenen Getränken in der RB Leipzig Arena vertreten. „Zudem flitzen unsere Happy-Day-Produkte regelmäßig über die LED-Banden“, erklärt Wüstner in seiner Antwort-Mail. Fast genauso wie beim FCA.
Ist es aber nicht inkonsequent, das Fußball-Geschäftsmodell von Red Bull in der Bundesliga vehement zu kritisieren, aber gleichzeitig mit einem Unternehmen, das so eng mit Red Bull verbunden ist, Geschäfte zu machen? „Nein, das ist nicht inkonsequent, weil wir bei dieser Kooperation im Sinne des FCA gehandelt haben“, sagt FCAChef Hofmann. „Wir sind diese Kooperation eingegangen, weil Rauch sehr gute Produkte herstellt, die wir im Rahmen unserer Spieltage ausschenken.“Hofmann fügt an: „Überschneidungen bei Lieferanten oder Dienstleistern von Partnern sind in der Bundesliga nicht zu vermeiden. Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen das der Fall ist.“
Eigentlich ist dem FCA marketingtechnisch ja ein Coup gelungen, indem es Rauch für sich gewonnen hat. Das Vorarlberger Familienunternehmen zählt zu den großen Playern. Laut ORF ist es mit 902 Millionen Euro Umsatz der größte private Lebensmittelhersteller in Österreich. Die Kontakte geknüpft hat FCA-Marketing-Geschäftsführer Robert Schraml. Der ehemalige Marketing-Chef der österreichischen Brauerei Stiegl-Bräu hat mit seinen Kontakten zur RauchGruppe die Türen geöffnet.
Schraml sieht keinen Interessenskonflikt durch die enge Verbindung von Rauch und Red Bull: „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Wir haben ja nichts gegen die Firma Red Bull an sich, sondern setzen uns kritisch mit dem Modell RB Leipzig auseinander. Im Umkehrschluss würde dies ja auch bedeuten, dass wir zum Beispiel keine Partnerschaft mit Nike haben dürften, da Leipzig auch einen Ausrüstervertrag mit Nike hat.“