Wer hilft bei Tierunfällen?
Wer an Straßen oder in der Natur ein verletztes Lebewesen findet, steht oft ratlos da. Experten erklären, wie man sich richtig verhält und wer für Tierarztkosten aufkommt
Augsburg Selbst wer vorsichtig Auto fährt, ist nicht davor gefeit: Plötzlich rennt ein Tier aus einem Waldstück, man kann nicht mehr rechtzeitig bremsen und fährt es an. Was tut man nun, wenn man ein verletztes Tier vor sich hat? Unsere Leserin Claudia Bayerl hat sich genau diese Frage gestellt – auch wenn nicht ein Verkehrsunfall der Anlass war: Bei einem Ausflug an den Mandichosee zwischen Königsbrunn und Mering fand sie einen Schwan, der sich in einem Gitter verfangen hatte und feststeckte. Mithilfe eines zupackenden Passanten schaffte sie es, den Schwan zu befreien. Das Tier erholte sich nach einigen Minuten wieder und machte sich davon. Die Retterin blieb aber verunsichert zurück. Denn während sie auf die Feuerwehr wartete, bekam sie einige Zurufe von Passanten: Sie müsse entscheiden, was mit dem Tier passiert. Die Kosten für einen Tierarzt trage der Finder. An solchen Gerüchten ist aber wenig dran, zeigt sich nach der Rücksprache mit Experten. Wir haben uns bei Anselm Brieger von der Pressestelle der Augsburger Berufsfeuerwehr und bei der Tierklinik Gessertshausen erkundigt. Wie verhält man sich richtig, wenn man ein verletztes Tier findet?
Falls das Tier auf der Straße liegt, sollte wie bei jedem anderen Unfall die Unfallstelle abgesichert werden, rät Anselm Brieger. Falls man im Auto unterwegs ist, sollte man andere Verkehrsteilnehmer mit der Warnblinkanlage auf die Gefahrenstelle aufmerksam machen und das Warndreieck im richtigen Abstand aufstellen. Anschließend muss die Polizei verständigt werden, die dann weitere Schritte einleitet und gegebenenfalls auch weitere Stellen wie Feuerwehr, Tierarzt oder Jäger verständigt.
Spielt es eine Rolle, ob man Polizei oder Feuerwehr anruft?
Die Polizei ist in diesen Fällen der erste Ansprechpartner. Aber auch die Feuerwehr kann verständigt werden, da beide Behörden in solchen Fällen eh miteinander in Verbindung treten, da die Polizei keine verletzten Tiere im Streifenwagen transportieren.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass man auch den örtlichen Jäger verständigen müsse. Stimmt das oder kümmern sich die Einsatzkräfte darum? Bei Wildunfällen wird der örtlich zuständige Jäger informiert. Dies geschieht in der Regel durch die Polizei, da dort bekannt ist, wer der zuständige Jäger beziehungsweise Jagdpächter ist. Dieser wird vermutlich dann ebenfalls zur Einsatzstelle kommen.
Kann man vonseiten der Polizei Ärger bekommen, wenn man ein Haustier anfährt, das einem vors Auto läuft? Wenn der Fahrzeugführer die Richtgeschwindigkeit eingehalten hat, besteht für ihn nicht die Gefahr, Ärger mit der Polizei zu bekommen. Der Halter eines Hundes, dessen Tier ohne Leine auf die Straße läuft, muss jedoch mit einer Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit rechnen.
Angenommen, das Tier wurde schwer verletzt, lebt aber noch. Liegt die Verantwortung über das Leben des Tiers wirklich beim Finder?
Die Verantwortung für das Leben des Tieres liegt zuerst mal in der Hand des Finders oder Fahrzeugführers, sagt Anselm Brieger: „Nur wenn er schnell den Notruf wählt, kann das Tier medizinisch versorgt werden, beziehungsweise von seinen Leiden erlöst werden.“Danach übernähmen aber die Profis die Verantwortung: Die Entscheidung über den Tod eines Tieres trägt aber auf jeden Fall ein Tierarzt oder Jäger und niemals die Einsatzkräfte der Feuerwehr.
Wenn ein Tierarzt bei einem Unfall mit einem Wildtier hinzugezogen wird, wer trägt dann die Kosten des Einsatzes?
Grundsätzlich müssen die Besitzer eines Tieres für die Behandlungen aufkommen. Wildtiere gehören allerdings niemandem, sagt Jonas Erben von der Tierklinik Gessertshausen. Deshalb seien diese nirgends abgedeckt. Manche Menschen, die ein verletztes Tier in die Klinik bringen, würden freiwillig einen finanziellen Beitrag für die Behandlung entrichten. Grundsätzlich käme die Klinik aber selbst für die Behandlung auf. In der Klinik würden derzeit vor allem aus dem Nest gefallene Jungvögel und Igel abgegeben, mitunter auch Hasen. Größere Tiere wie Rehkitze seien eher selten.
Ob ein verletztes Tier sterben muss, entscheidet nicht die Feuerwehr