Lass uns Freunde bleiben
Was wäre, wenn CDU und CSU sich wirklich trennen?
Einer der häufigsten Sätze nach einer Trennung – neben „Ich will dich nie wieder sehen“– lautet: Lass uns Freunde bleiben. Zugegeben, oft wird das nur so dahingesagt. Es gibt aber eben auch diese Fälle, in denen sich die Geschiedenen tatsächlich besser verstehen, wenn sie sich nicht mehr dauernd sehen müssen. Ein bisschen Abstand wirkt manchmal Wunder. Und wenn man sich dann doch mal auf einer Familienfeier trifft, reißt man sich halt zusammen – schon der Kinder wegen.
Insofern besteht durchaus Hoffnung für CDU und CSU, selbst wenn ihre Beziehung Anfang Juli nach all den Jahren voller Hassliebe zerbrechen sollte. Nehmen wir also mal an, dass selbst erfahrene Paartherapeuten wie Wolfgang Schäuble die sture Kanzlerin und ihren renitenten Innenminister nicht mehr versöhnen. Dann können sie doch immer noch Freunde bleiben. Gut, ein bisschen Trennungsschmerz wird nicht ausbleiben. Gerade, wenn es um die Haushaltsauflösung geht. Sprich: Darf die CSU ihr Bayern für sich behalten oder erhebt die CDU dann eigene Ansprüche – Stichwort: Zugewinngemeinschaft. Und wenn die CDU ein paar bayerische Wähler bekommt, kriegt die CSU dann welche aus dem Rest der Republik? Der Bürger hätte jedenfalls mehr Auswahl, wenn die Unionsparteien getrennt antreten. Laut einer Umfrage der Meinungsforscher von Insa käme die CDU momentan bundesweit auf 22 Prozent, die CSU auf 18 Prozent. Auf gut Deutsch: Getrennt würden sie zusammen satte 40 Prozent holen – fast wie in alten Zeiten also.
Und wer weiß, vielleicht sagt ja eines Tages CSU-Chef Alexander Dobrindt zur CDUVorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer in der Bundestagskantine: Lass es uns noch einmal miteinander versuchen – schon der Macht wegen.