Ein Gästehaus voller Narren
Ingolstadt bringt die „Pension Schöller“auf die Bühne: grandios grotesk
Ingolstadt Der Berliner Regisseur Folke Braband versteht es meisterhaft, leichte Theaterkost kunstvoll aufzubereiten. Das hat er mehrfach als Gast auch am Stadttheater Ingolstadt unter Beweis gestellt, unter anderem vor vier Jahren mit einer köstlichen Inszenierung des „Weißen Rössl“. Und nun in gleicher Qualität der Klamauk-Klassiker „Pension Schöller“von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby, die unsterbliche Klamotte, 1890 uraufgeführt, das meistgespielte Stück dieser Art im deutschen Sprachraum, auch vielfach verfilmt.
Philipp Klapproth, wohlhabender Unternehmer aus dem Kaff Kyritz an der Knatter, möchte zwecks Geldanlage eine Irrenanstalt errichten. Um sich in der Branche kundig zu machen, beabsichtigt er, eine entsprechende Einrichtung in Berlin zu besichtigen. Sein Neffe dort ist ihm gerne behilflich in der Hoff- auf entsprechende Entlohnung, findet jedoch auf die Schnelle keine passende Adresse. Also folgt er ersatzweise dem Tipp eines Kellners: die Pension Schöller, in der sich kuriose Typen herumtreiben – ein weit gereister Professor und Prahlhans, eine neurotische Schrift- stellerin, ein trotteliger Major a. D., und auch ein Möchtegern-Schauspieler, der aber an einem Sprachlehrer leidet, statt des l immer ein n sagen muss, dennoch leidenschaftlich rezitiert, so auch aus „Wannensteins Nager“von „Schinner“.
Der Schwank ist ziemlich hemnung mungslos. Braband trimmt ihn in seiner eigenen Fassung in Richtung Groteske. Den zehn großartigen, herrlich überdreht agierenden Schauspielerinnen und Schauspielern wird ein hohes Maß an Akrobatik, an Grimassieren und Exaltiertheit abverlangt. Die Gags und Pointen sind mit wirkungsvoller Präzision einstudiert. Alles passt vortrefflich zusammen in dieser Inszenierung: die pittoreske, am Altberliner Kolorit orientierte Ausstattung von Stephan Dietrich, einem engen Mitarbeiter des Regisseurs, die pfiffige Gestaltung von Musik und Sound durch den Hamburger Felix Huber, der eigens eine wunderbar schwachsinnige „Schöller-Hymne der Insassen“komponiert hat.
Für den grandiosen Theaterspaß im Großen Haus des Stadttheaters gab es nach der Premiere begeisterten Applaus.
ODie nächsten Aufführungen 6., 8. und 19. Mai
2., 5.,