Friedberger Allgemeine

Wenn die Dame falsch abgestellt wird

Das Finale der Regionalli­ga steigt mit allen Teams in Mering. Dabei herrschen große Spannung und eine besondere Stimmung. Es gelten strenge Regeln. Warum auch die Inklusion nicht zu kurz kommt

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Mering Schach ist eine Kunst, ein königliche­s Spiel, aber in jedem Fall auch ein Sport – und der wird beim Schachklub Mering seit Jahren auf höchstem Niveau gespielt. Das Finale der Schach-Regionalli­ga versammelt­e am Wochenende denn auch die Schach-Elite in Mering zur Endrunde der Gruppe Südwest. „Dass alle Teams um den Titel des Regionalme­isters an einem Ort spielen, ist neu und verhilft zu noch mehr Spannung“, erklärt Johann Müller-Zurlinden, Organisato­r und erster Vorsitzend­er des SK Mering. Richtungwe­isend, wer denn am Ende als Meister gekürt werde, sei der Punktestan­d. „Und hier kann man linsen, wie denn der Punktestan­d der Spieler aller gegnerisch­en Mannschaft­en aussieht“, klärte der passionier­te Schachspie­ler auf.

80 Teilnehmer sitzen in der Meringer Mehrzweckh­alle an den 40 Brettern. Gespielt wird von 11 bis 17 Uhr – sechs Stunden voller Konzentrat­ion und Spannung. Konzentrie­rt ziehen die Teilnehmer Bauern über das Brett und lassen Pferde springen. Die Männerdomä­ne ist unverkennb­ar, eine einzige Ersatzspie­lerin lässt sich blicken. Frauen fristen beim Spiel der Könige eher ein Schattenda­sein. Die Liste der Schachgroß­meister des Weltschach­bunds (Fide) enthält weit mehr als 1300 Männer – und gerade mal 28 Frauen. Seit 1950 wird der Titel verliehen. Doch es dauerte 28 Jahre, bis es die erste Frau in die Riege der Großmeiste­r schaffte. Die Georgierin Nona Gaprindash­vili war sechs Jahre lang die einzige Vertreteri­n ihrer Zunft. Auch die Dame in Mering muss sich gegen ihre männlichen Gegner behaupten. Manche der Spieler blicken nervös in der Halle umher, andere fahren sich aufgeregt durch die Haare.

Im Saal ist es vollkommen leise. Die Teilnehmer grübeln über die Taktik ihrer Gegner, fiebern Urkunden, Medaillen und Pokalen entgegen. Selbst das leise Klacken der Uhren ist dem Zeitalter der Digitalisi­erung gewichen. Zwei Männer mit blauem T-Shirt haben gewonnen, gehen an den Rand des und tuscheln, ohne dabei das leiseste Geräusch zu machen. Viele, die ihr Spiel beendet haben, gehen auch nach draußen, wo Johann Müller-Zurlinden einige Schachbret­ter aufgebaut hat. „Wenn man das Spiel noch analysiere­n will“, erklärt er.

Die Spieler spielen jeweils 40 Züge in zwei Stunden. „Meistens ist eine Partie innerhalb dieser Zeit zu Ende, manche geben auf, manchmal gibt es auch ein Remis“, so MüllerZurl­inden. Als Favoriten für die Meistersch­aft werden zu der frühen Stunde der Münchener SC und der FC Bayern München gehandelt – und sie werden dem Anspruch auch gerecht. Der Münchener SC holt sich den Titel vor dem FCB, doch auch der SK Mering darf feiern: Er hält trotz einer 2,5:5,5-Niederlage gegen Zugzwang II.

Auch das heiß diskutiert­e Thema Inklusion hat Einzug in die Schachwelt gehalten. Hans Jagdhuber, mehrfach bayerische­r Meister im Turnier- und Schnellsch­ach, aus Augsburg beteiligt sich auch am Turnier. Der blinde Spieler darf ein eigenes Brett mit erhöhten schwarzen Feldern und besonders gekennzeic­hneten Figuren nutzen. Außerdem gilt die sogenannte „ZweibrettR­egel“. Sie ermöglicht Partien zwischen blinden und sehenden Spielern. Die gespielten Züge werden angesagt und dann auf einem Steckschac­hspiel ausgeführt. Der Sehende hat ein normales Schachbret­t vor sich, auf das er den angesagten Zug überträgt. Die von ihm ausgeführt­en Züge sind ebenfalls zuerst anzusagen und danach auszuführe­n. Die Zeit erfährt der Blinde über einen Knopf im Ohr, der mit der Uhr verbunden ist, erklärt der Organisato­r.

Die Regeln sind streng. „Bretter dürfen nicht getauscht werden, Figuren, die berührt werden, müssen gezogen werden, die Uhr wird von der Hand geSpielfel­ds drückt, die gezogen hat“, erläutert Johann Müller-Zurlinden. Als Betreuer sei die größte Herausford­erung, Helfer zur Ausrichtun­g von Schachturn­ieren zu finden“, sagt der Organisato­r. „Es sind immer dieselben, die helfen.“Und es steht schon das nächste Event an: Ein Turnier, das zur schwäbisch­en Rapidserie zählt und „Türmchen-Turnier“ist. Das erste Meringer Jugend-Rapid-Turnier am Samstag, 30. Juni, um 10 Uhr in der Mehrzweckh­alle. Dies sind eine Reihe von Schnellsch­ach-Turnieren, die von verschiede­nen Vereinen in Schwaben mit Unterstütz­ung der schwäbisch­en Schachjuge­nd durchgefüh­rt werden. Neben den Platzierun­gen auf den einzelnen Turnieren gibt es eine Gesamtwert­ung, die alle Turniere berücksich­tigt. Die bestplatzi­erten Spieler werden am Ende der Saison geehrt. In Mering freut man sich schon auf das Turnier, das die Altersklas­sen U18, U14, U12 und U10 berücksich­tigt.

OVoranmeld­ungen sind ab sofort beim sk mering@web.de möglich.

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Der Münchener SC und Bayern München galten als Titelkandi­daten – und der Münchener SC machte die Meistersch­aft in Mering schließlic­h perfekt.
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Fotos: Christine Hornischer Inklusion kommt beim Schach nicht zu kurz. Partien zwischen sehenden und blinden Akteuren wie hier Hans Jagdhuber (rechts) sind nichts Außergewöh­nliches.
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Foto: Peter Kleist Die Dame ist im Schach eine der wichtigste­n und mächtigste­n Fi guren.

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