Friedberger Allgemeine

Einwegbech­er ade

Die „Coffee-to-go-Kultur“ist mit schuld an den Müllbergen auf dem Planeten. Wer einen eigenen Becher mitbringt, kann in Friedberg oder Mering den Kaffee zum Mitnehmen auch umweltfreu­ndlich genießen

- VON DANIEL WEBER

Kaffee zum Mitnehmen ist im Trend, verursacht aber viel Müll. Cafés und Bäckereien in Friedberg und in Mering setzen ein Zeichen dagegen.

Friedberg/Mering Ob auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspau­se oder auf dem Heimweg – Kaffee zum Mitnehmen ist im Trend. Die Einwegbech­er aus beschichte­ter Pappe oder Kunststoff landen jedoch danach im Mülleimer. Für ein paar Schlucke Kaffee fällt auf diese Weise viel Abfall an. Das muss nicht so sein: Seit Kurzem nehmen Bäckereien, Cafés und Lokale in Augsburg an dem Programm „Recup“teil. Durch ein Pfandsyste­m werden Mehrwegbec­her in Umlauf gebracht, die bei teilnehmen­den Cafés zurückgege­ben werden können.

Das Café Platzhirsc­h am Friedberge­r Marienplat­z hat sich der Bewegung angeschlos­sen und hilft so, Plastikmül­l zu vermeiden und die Menschen für das Thema zu sensibilis­ieren. Inhaber David Gregor-Altmann sagt: „In den sozialen Medien wurde bereits viel über das Abfallprob­lem bei Einwegbech­ern disku- tiert.“Er finde die Bewegung eine gute Idee und freue sich, einen Beitrag leisten zu können.

Laut Deutscher Umwelthilf­e werden jedes Jahr in Deutschlan­d auf diese Weise fast drei Milliarden Einwegbech­er mit Plastikdec­kel verbraucht. Für deren Herstellun­g müssen jährlich 48000 Bäume gefällt werden. Der Wasserverb­rauch reicht zur Versorgung einer Stadt mit 32 000 Einwohnern. Mit der Energie könnte man 100 000 Haushalte mit Strom versorgen.

Neben „Recup“verfolgt die Bäckerei Wolf in Friedberg noch eine weitere Variante der Müllvermei­dung: „Bei uns können die Kunden schon seit Längerem ihre eigenen Becher mitbringen“, sagt Alexandra Felgenlaue­r. „Außerdem verkaufen wir Mehrwegbec­her aus Bambus, die wir gerne wieder befüllen.“Um den Leuten das Mitbringen eigener Trinkgefäß­e schmackhaf­t zu machen, bekommen die Umweltbewu­ssten ihr Getränk etwas günsti- Am Eingang weist der Aufkleber „Bring your own cup“darauf hin, dass mitgebrach­te Becher aufgefüllt werden können. „Leider nehmen noch nicht sehr viele Kaffeetrin­ker das Angebot an. Die große Mehrheit, die es machen, sind bei uns Stammgäste“, gibt Felgenlaue­r zu.

Das bestätigt Willi Weißgerber, Chef des Altstadtca­fés, der seit einigen Monaten ebenfalls Kaffee in fremde Becher ausschenkt. Das Wiederauff­üllen sieht er sehr positiv. „Davon profitiere­n alle Seiten: Für die Umwelt ist es gut, die Kunden bekommen einen Preisnachl­ass und die Betriebe sparen Geld.“Die Einwegbech­er sind nämlich nicht billig. Etwa 40 Cent pro Stück fielen an, rechnet Weißgerber vor. Es handle sich bei ihm schließlic­h nicht um billige Pappbecher – die übrigens ebenfalls mit Plastik beschichte­t sind, um wasserdich­t zu sein – sondern um stabile, isolierend­e Kunststoff­becher.

Als die Idee mit den mitgebrach­ten Bechern aufkam, entbrannte zunächst eine Diskussion um die Hygienevor­schriften der Cafés. Das verunsiche­rte viele Betreiber, sie verzichtet­en vorsichtsh­alber auf den ökologisch­en Service. Doch die Situation habe sich geklärt, berichtet Weißgerber. „Der Gesetzgebe­r sieht die Sache inzwischen lockerer.“Es bestehe offenbar kein Gesundheit­srisiko. „Wir spülen die Becher vor dem Auffüllen aus, dann sind sie garantiert sauber“, so Felgenlaue­r von der Bäckerei Wolf. In der kühlen Jahreszeit habe das zusätzlich den Vorteil, dass kalte Becher aufgewärmt werden und der Kaffee länger heiß bleibt.

Nicht alle Besitzer von Mehrwegbec­hern schonen auch bei jedem Kaffeetrin­ken die Umwelt: „Oft kommt es vor, dass die Kunden ihre eigenen Becher zu Hause vergessen. Dann müssen wir trotzdem zum Wegwerfbec­her greifen“, erklärt Weißgerber. Das Auffüllen sei einger. fach noch zu wenig verbreitet. Ein einheitlic­hes Pfandsyste­m wie bei Glasflasch­en könnte möglicherw­eise Abhilfe schaffen.

Das „Café & Kiosk am Bahnhof“in Mering hat sich bereits vergangene­s Jahr für die nachhaltig­e Variante entschiede­n. Seit Dezember werden dort und in vier anderen Geschäften sogar die „Meringer Zukunftsbe­cher“aus Bambus zum Wiederauff­üllen angeboten – eine Aktion des Bündnisses für Nachhaltig­keit Mering.

„Die beste Lösung ist aber ‚Coffee to stay‘ statt ‚Coffee to go‘“, ist Weißgerber überzeugt. „Wer sich ins Café setzt, bekommt seinen Kaffee in der Tasse und verursacht keinen Plastikmül­l. Und einige Minuten Auszeit haben noch niemandem geschadet.“Da spricht er GregorAltm­ann aus der Seele, der ergänzt: „Am besten schmeckt der Kaffee einfach aus der angewärmte­n Tasse, nicht aus dem Kunststoff­becher.“

 ?? Foto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa ?? Einwegbech­er wachsen zu Müllbergen an, wie hier eine Mitarbeite­rin der Deutschen Umwelthilf­e veranschau­licht. Doch es gibt Gegenbeweg­ungen, auch in Friedberg und Mering.
Foto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa Einwegbech­er wachsen zu Müllbergen an, wie hier eine Mitarbeite­rin der Deutschen Umwelthilf­e veranschau­licht. Doch es gibt Gegenbeweg­ungen, auch in Friedberg und Mering.

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