Einwegbecher ade
Die „Coffee-to-go-Kultur“ist mit schuld an den Müllbergen auf dem Planeten. Wer einen eigenen Becher mitbringt, kann in Friedberg oder Mering den Kaffee zum Mitnehmen auch umweltfreundlich genießen
Kaffee zum Mitnehmen ist im Trend, verursacht aber viel Müll. Cafés und Bäckereien in Friedberg und in Mering setzen ein Zeichen dagegen.
Friedberg/Mering Ob auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause oder auf dem Heimweg – Kaffee zum Mitnehmen ist im Trend. Die Einwegbecher aus beschichteter Pappe oder Kunststoff landen jedoch danach im Mülleimer. Für ein paar Schlucke Kaffee fällt auf diese Weise viel Abfall an. Das muss nicht so sein: Seit Kurzem nehmen Bäckereien, Cafés und Lokale in Augsburg an dem Programm „Recup“teil. Durch ein Pfandsystem werden Mehrwegbecher in Umlauf gebracht, die bei teilnehmenden Cafés zurückgegeben werden können.
Das Café Platzhirsch am Friedberger Marienplatz hat sich der Bewegung angeschlossen und hilft so, Plastikmüll zu vermeiden und die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Inhaber David Gregor-Altmann sagt: „In den sozialen Medien wurde bereits viel über das Abfallproblem bei Einwegbechern disku- tiert.“Er finde die Bewegung eine gute Idee und freue sich, einen Beitrag leisten zu können.
Laut Deutscher Umwelthilfe werden jedes Jahr in Deutschland auf diese Weise fast drei Milliarden Einwegbecher mit Plastikdeckel verbraucht. Für deren Herstellung müssen jährlich 48000 Bäume gefällt werden. Der Wasserverbrauch reicht zur Versorgung einer Stadt mit 32 000 Einwohnern. Mit der Energie könnte man 100 000 Haushalte mit Strom versorgen.
Neben „Recup“verfolgt die Bäckerei Wolf in Friedberg noch eine weitere Variante der Müllvermeidung: „Bei uns können die Kunden schon seit Längerem ihre eigenen Becher mitbringen“, sagt Alexandra Felgenlauer. „Außerdem verkaufen wir Mehrwegbecher aus Bambus, die wir gerne wieder befüllen.“Um den Leuten das Mitbringen eigener Trinkgefäße schmackhaft zu machen, bekommen die Umweltbewussten ihr Getränk etwas günsti- Am Eingang weist der Aufkleber „Bring your own cup“darauf hin, dass mitgebrachte Becher aufgefüllt werden können. „Leider nehmen noch nicht sehr viele Kaffeetrinker das Angebot an. Die große Mehrheit, die es machen, sind bei uns Stammgäste“, gibt Felgenlauer zu.
Das bestätigt Willi Weißgerber, Chef des Altstadtcafés, der seit einigen Monaten ebenfalls Kaffee in fremde Becher ausschenkt. Das Wiederauffüllen sieht er sehr positiv. „Davon profitieren alle Seiten: Für die Umwelt ist es gut, die Kunden bekommen einen Preisnachlass und die Betriebe sparen Geld.“Die Einwegbecher sind nämlich nicht billig. Etwa 40 Cent pro Stück fielen an, rechnet Weißgerber vor. Es handle sich bei ihm schließlich nicht um billige Pappbecher – die übrigens ebenfalls mit Plastik beschichtet sind, um wasserdicht zu sein – sondern um stabile, isolierende Kunststoffbecher.
Als die Idee mit den mitgebrachten Bechern aufkam, entbrannte zunächst eine Diskussion um die Hygienevorschriften der Cafés. Das verunsicherte viele Betreiber, sie verzichteten vorsichtshalber auf den ökologischen Service. Doch die Situation habe sich geklärt, berichtet Weißgerber. „Der Gesetzgeber sieht die Sache inzwischen lockerer.“Es bestehe offenbar kein Gesundheitsrisiko. „Wir spülen die Becher vor dem Auffüllen aus, dann sind sie garantiert sauber“, so Felgenlauer von der Bäckerei Wolf. In der kühlen Jahreszeit habe das zusätzlich den Vorteil, dass kalte Becher aufgewärmt werden und der Kaffee länger heiß bleibt.
Nicht alle Besitzer von Mehrwegbechern schonen auch bei jedem Kaffeetrinken die Umwelt: „Oft kommt es vor, dass die Kunden ihre eigenen Becher zu Hause vergessen. Dann müssen wir trotzdem zum Wegwerfbecher greifen“, erklärt Weißgerber. Das Auffüllen sei einger. fach noch zu wenig verbreitet. Ein einheitliches Pfandsystem wie bei Glasflaschen könnte möglicherweise Abhilfe schaffen.
Das „Café & Kiosk am Bahnhof“in Mering hat sich bereits vergangenes Jahr für die nachhaltige Variante entschieden. Seit Dezember werden dort und in vier anderen Geschäften sogar die „Meringer Zukunftsbecher“aus Bambus zum Wiederauffüllen angeboten – eine Aktion des Bündnisses für Nachhaltigkeit Mering.
„Die beste Lösung ist aber ‚Coffee to stay‘ statt ‚Coffee to go‘“, ist Weißgerber überzeugt. „Wer sich ins Café setzt, bekommt seinen Kaffee in der Tasse und verursacht keinen Plastikmüll. Und einige Minuten Auszeit haben noch niemandem geschadet.“Da spricht er GregorAltmann aus der Seele, der ergänzt: „Am besten schmeckt der Kaffee einfach aus der angewärmten Tasse, nicht aus dem Kunststoffbecher.“