In der Region fürchtet man einen Handelskrieg
Donald Trump hat jetzt Strafzölle abgesegnet. Die bayerische Wirtschaft hofft auf eine Ausnahmeregelung
Augsburg Am Freitag klingelten die Telefone bei der Industrie- und Handelskammer in Augsburg deutlich öfter als sonst. Mehrere Unternehmen wollten wissen, ob ihre Produkte künftig auch mit US-amerikanischen Strafzöllen belegt werden könnten. Denn in der Nacht zum Freitag hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr gemacht und Strafzölle auf eingeführte Stahl- und Aluminiumprodukte in Höhe von 25 beziehungsweise zehn Prozent abgesegnet. Ausgenommen von der Regelung sind lediglich die Nachbarstaaten Mexiko und Kanada. Die Sorge vor wirtschaftlichen Einbußen wächst seitdem auch in der Region. So betont man beim Autobauer Audi in Ingolstadt, ein Handelskrieg müsse „auf jeden Fall verhindert werden“.
Bevor jedoch die neue Regelung am 23. März in Kraft treten soll, bereitet die Europäische Union Gegenmaßnahmen vor. Ein internes Dokument listet Produkte auf, die als letzte Maßnahme ebenfalls mit Strafzöllen der EU belegt werden könnten. Dazu gehören unter anderem US-Produkte wie Zigaretten, Jeans und T-Shirts, aber auch Orangensaft, Whisky oder Cranberries. Aktuell diskutiert die Kommission mit den Mitgliedstaaten noch darüber, wie hart die Gegenmaßnahmen ausfallen sollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief zu einer besonnenen Reaktion auf. Auf die Frage, ob sie einen Handelskrieg befürchte, sagte Merkel, sie wolle „keine martialischen Wörter in den Mund nehmen“.
Auch Jana Lovell möchte noch nicht von einem Handelskrieg sprechen. Allerdings „bewegen wir uns schon darauf zu“, sagte die Außenhandelsexpertin der Industrie und Handelskammer Schwaben. Die Situation sei „alarmierend und bedenklich“. Am stärksten von den Schutzzöllen betroffen wären im Freistaat das Metallgewerbe und die Metallverarbeitung. „Jeder siebte Beschäftigte in Bayern arbeitet in diesem Bereich“, sagt Lovell. Nach Angaben der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, kurz vbw, sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Handelspartner Bayerns. Der Freistaat exportierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von rund 21,5 Milliarden Euro in die USA. Das entspricht 11,2 Prozent des gesamten bayerischen Exportvolumens. Den größten Anteil machten dabei Fahrzeuge, Autoteile sowie Maschinen aus. Aluminium wurde im Wert von 29 Millionen Euro aus Bayern in die USA geliefert, Stahlprodukte im Wert von 21 Millionen Euro. Die Strafzölle treffen also nur insgesamt 0,1 Prozent der bayerischen Exporte. Trotzdem warnt vbw-Geschäftsführer Bertram Brossardt davor, dass durch immer neue Gegenmaßnahmen auch andere Branchen mitgerissen werden könnten: „Setzt ein Dominoeffekt ein, kann das gesamte System des freien Welthandels in Frage gestellt werden.“
Auch IHK-Expertin Lovell fürchtet, dass „sich die Spirale immer weiter dreht“und die bayerische Wirtschaft dadurch Schaden nehmen könnte. Sie will aber nicht darüber spekulieren, was nach Trumps Fristende am 23. März passiert. „Es wäre zu hoffen, dass die EU alles daran setzt, Ausnahmeregelungen zu erwirken“, betont die Expertin und fügt hinzu: „Strafzölle haben immer Verlierer auf beiden Seiten.“