Friedberger Allgemeine

Mann grapscht und randaliert in Kneipen

47-Jähriger wird aus gleich zwei Lokalen geworfen

- VON STEFAN KROG

Ein 47-jähriger Mann hat am Dienstagab­end in einer Gaststätte in der Innenstadt eine Besucherin begrapscht – und wenig später in einer weiteren Kneipe randaliert. Nach Auskunft der Polizei wurden die Beamten zunächst gegen 20.50 Uhr zu einem Lokal in der Maximilian­straße gerufen. Der 47-Jährige soll dort gegenüber einer 25-jährigen Besucherin aufdringli­ch geworden sein. Demnach versuchte er, sie durch Geld zu beeindruck­en, spendierte ihr gegen ihren erklärten Willen ein Getränk und fasste ihr unvermitte­lt an die Brust. Die Frau wehrte sich und schlug dem Mann ins Gesicht. Bevor es zu möglichen weiteren Übergriffe­n kam, schritt das Personal ein und warf den 47-Jährigen raus. Als die Polizei eintraf, war der Mann in einem Taxi weggefahre­n.

Die Beamten fahndeten nach ihm und fanden ihn am Rathauspla­tz, wo er noch im Taxi saß. Ein freiwillig­er Alkoholtes­t kurz nach 21 Uhr ergab, dass der 47-Jährige knapp 1,9 Promille Alkohol im Blut hatte. Nach Auskunft der Polizei sei der Mann wieder entlassen worden, nachdem er einen festen Wohnsitz nachweisen konnte. Kurz nach 23 Uhr wurde dann die Polizei erneut zu Streiterei­en mit einem Gast gerufen, diesmal in eine Kneipe im Barthshof. Hier trafen die Beamten den 47-Jährigen wieder, der diesmal gegenüber der Wirtin verbal ausfällig geworden war und eine Bierflasch­e auf dem Fußboden zertrümmer­t hatte. Trotz Rauswurfs kam der Randaliere­r immer wieder in die Gaststätte zurück und versuchte dabei sogar, die Eingangstü­r einzutrete­n, teilt die Polizei mit. Die Polizisten lieferten den 47-Jährigen dann in den Arrest ein. Einen weiteren Alkoholtes­t verweigert­e er.

Wegen einer Nasenverle­tzung, die er sich offenbar im Verlauf der Nacht zugezogen hatte, wurde der Mann vorsorglic­h ins Klinikum gefahren. Auf dem Weg dorthin begleitete ihn ein Polizist im Rettungswa­gen. Der Beamte, heißt es von der Polizei, habe sich auf dem Weg von dem Mann mit italienisc­hen Wurzeln einige „deftige italienisc­he Beleidigun­gen“anhören müssen und sei außerdem vom 47-Jährigen mit dem Tode bedroht worden, sollte er mal nach Italien kommen. Der 47-Jährige wird nun wegen diverser Delikte angezeigt. Auf Augsburg rollt in den kommenden Jahren eine Sanierungs­welle bei den öffentlich­en Straßen zu: Bei mehr als einem Viertel ist in den kommenden zehn Jahren die Erneuerung der Fahrbahn nötig, bei weiteren 42 Prozent in den kommenden zehn bis 20 Jahren, so eine Schätzung des Tiefbauamt­s. Nach jetzigem Stand müssen dabei auch die Bürger mitbezahle­n: Je nachdem, ob es eine reine Anlieger- oder eine Hauptverke­hrsstraße ist, müssen Grundstück­seigentüme­r 30 bis 70 Prozent der Erneuerung­skosten bezahlen. Dieser Kostenschl­üssel gilt in so gut wie allen bayerische­n Kommunen und sorgt regelmäßig für Unmut.

Doch in das Thema kommt Bewegung. Wie berichtet überlegt die Landtags-CSU, die Beiträge abzuschaff­en oder den Kommunen mehr Entscheidu­ngsfreihei­t zu geben, ob sie die Beiträge überhaupt erheben. Hintergrun­d dürfte ein angekündig­tes Volksbegeh­ren der Freien Wähler sein, die im Jahr der Landtagswa­hl die Beiträge kippen möchten.

Bei der Stadt plädiert man für ein Festhalten am bisherigen System mit der Möglichkei­t, dass Beiträge für finanziell klamme Grundeigen­tümer gestundet oder in kleinere Teilbeträg­e aufgeteilt werden. Das sagt Oberbürger­meister Kurt Gribl, der auch Chef des Bayerische­n Städtetags und Stellvertr­etender CSUVorsitz­ender ist. „Der Bayerische Städtetag – und mit diesem die Stadt Augsburg – betont, dass die Straßenaus­baubeiträg­e ein elementare­r Bestandtei­l für die Finanzierb­arkeit von Straßenaus­bau-Maßnahmen sind.“Ohne Beiträge werde ein Sanierungs­stau auflaufen, so Gribl. Er verstehe gleichwohl, dass die Beitragser­hebung von den Betroffene­n als belastend und ungerecht empfunden werde.

Wie viel Geld die Stadt pro Jahr aus Ausbaubeit­rägen einnimmt, lässt sich kaum beziffern, weil dies immer davon abhängt, wie viele Straßen erneuert werden. Es gehe meist um fünf- bis siebenstel­lige Summen, so die Verwaltung. Anlieger zahlen meist mehrere tausend, in Extremfäll­en auch mehrere zehntausen­d Euro.

Dieses Geld würde der Stadt fehlen. Sollte der Landtag an der Regelung rütteln, müsse das Land die Finanzieru­ngslücke schließen, verlangt Gribl. „Und selbst dann würden viele Unzufriede­ne zurückblei­ben, nämlich all diejenigen Grundstück­seigentüme­r, die nach dem bisherigen Recht Beiträge bezahlt haben.“Sollte es im Fall eines Wegfalls der Ausbaubeit­räge keinen Ersatz durch den Freistaat geben, so Gribl, würden viele Städte die Grundsteue­r erhöhen müssen. „Meine Sorge ist, dass dann nicht mehr die Grundstück­seigentüme­r belastet werden, sondern gegebe- nenfalls eine Umlage auf die Mieter erfolgen könnte“, so Gribl.

Seit dem vergangene­n Frühjahr läuft in Augsburg auch ein Bürgerbege­hren zum Thema Straßenaus­baubeiträg­e. Allerdings geht es dabei nicht um deren komplette Abschaffun­g, auch wenn die Initiatore­n diese gerne sehen würden. Als das Begehren startete, gab es aber noch keine Aussicht darauf, dass die Beiträge verschwind­en könnten. Die Beteiligun­g von Grundeigen­tümern an der Erneuerung einer Straße sei grundsätzl­ich ungerecht, sagt Mitinitiat­orin Bettina Müller. „Das Argument, dass eine Straßensan­ierung den Wert der Immobilie hebt, gilt in den wenigsten Fällen, denn wenn andersheru­m beispielsw­eise eine Straße durch Schwerlast- oder Buslinienv­erkehr beschädigt worden ist, dann erhalten die Anlieger ja auch keinen Schadeners­atz für die ,Wertminder­ung‘ ihrer Immobilie.“ Die Sanierung der Straße stelle in diesem Fall nur den ursprüngli­chen Wert wieder her.

Das Begehren zielt aber „nur“darauf ab, die Art der Erhebung von Ausbaubeit­rägen zu ändern. Bisher werden Grundbesit­zer in einer erneuerten Straße zu einer Einmalzahl­ung aufgeforde­rt. Das Begehren fordert, dass die Verwaltung das Stadtgebie­t in Sanierungs­bezirke aufteilt. Dort würden dann alle Grundeigen­tümer jährlich einen kleinen Betrag zahlen, egal, ob ihre Straße erneuert wird oder nicht. Die Kosten würden auf diese Weise auf viele Schultern verteilt. Gleichzeit­ig würden so aber auch Grundeigen­tümer zur Kasse gebeten, die von einer Straßenern­euerung gar nichts haben.

Das Bürgerbege­hren liegt nach Angaben der Initiatore­n inzwischen bei knapp 10 000 Unterschri­ften. Damit ist die Grenze der für eine Bürgerabst­immung nötigen 11000 Unterschri­ften in greifbare Nähe gerückt. „Wir haben in der Adventszei­t eine Sammelpaus­e eingelegt und werden jetzt wieder loslegen, sobald das Wetter stabil ist“, so Müller. Zwar hätte sich mit einer Abschaffun­g der Beiträge durch den Landtag auch das Begehren erledigt, doch solange dies nicht klar sei, sammle man weiter. In jedem Fall soll es vor dem Einreichen der Unterschri­ften noch ein Gespräch mit der Stadt geben.

Denn der Stadtrat hatte im vergangene­n Sommer unter dem Eindruck des Bürgerbege­hrens ein Büro beauftragt, das anhand des Stadtteils Firnhabera­u fiktiv durchrechn­et, wie sich die verschiede­nen Erhebungsa­rten auf die Grundeigen­tümer auswirken. Die Daten sollen bald vorliegen, voraussich­tlich im Sommer soll sich der Stadtrat damit befassen.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Müssen Straßen erneuert werden, zahlen die Grundeigen­tümer ordentlich mit. Diese Pflicht könnte abgeschaff­t werden. Die Stadt verweist darauf, dass das Geld dann wo anders herkommen müsste – oder weniger saniert werden kann.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Müssen Straßen erneuert werden, zahlen die Grundeigen­tümer ordentlich mit. Diese Pflicht könnte abgeschaff­t werden. Die Stadt verweist darauf, dass das Geld dann wo anders herkommen müsste – oder weniger saniert werden kann.

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