Miteinander reden, nicht übereinander
Die Aufarbeitung der Verbrechen im Nationalsozialismus und die Erinnerung an Opfer ist wohl das schwierigste Kapitel in der jüngeren deutschen Geschichte. Wie schwer sich die Stadt Augsburg damit tut, zeigt die nichtendenwollende Debatte darüber, für welche NS-Opfer Stolpersteine auf Straßen und Plätzen verlegt werden dürfen. Zwar wurde schon viel erreicht. Die Stadt hat engagierte Überzeugungsarbeit beim Rabbiner geleistet, damit die teils umstrittenen „Stolpis“überhaupt in Augsburg verlegt werden können. Der Stadtrat hat nach langen Diskussionen auch den „Augsburger Weg“gefunden, also einen Kompromiss, der verschiedene Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum nebeneinander ermöglicht. Noch nicht gelöst ist aber der Streit um den Opferbegriff. Die Stadt hat Kriterien festgelegt, wer einen Stolperstein oder ein Erinnerungsband bekommt. Auch das ist notwendig und richtig. Doch auch bei diesem Thema ist es sehr schwer, es allen Beteiligten recht zu machen. Für Familien von NS-Opfern ist es emotional sehr wichtig, dass sie durch öffentliche Erinnerung Aussöhnung finden können. Der neue Vorschlag des Kulturreferenten für überlebende NS-Opfer ist deshalb ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn er es aber mit seinem Vorstoß ernst meint, sollte er schnellstens alle Beteiligten darüber informieren. Derzeit wird in der Debatte zuviel übereinander geredet und zu wenig miteinander.