Von Ärzten, Kräuterfrauen und Scharlatanen
Das Wittelsbacher Museum in Aichach widmet eine Schau der Heilkunst im Mittelalter
Aichach Knochensäge, Ausbrenneisen, Wundhaken: Beim Anblick dieser chirurgischen Instrumente sollen in früheren Zeiten schon Patienten in Ohnmacht gefallen sein. Andere dagegen schlummerten auch nach Verabreichen von Schlafschwämmen nicht. Die wurden dann schon mal mit dem Holzhammer ins Reich der Träume geschickt. Solche Exponate und Methoden sind nun im Wittelsbacher Museum in Aichach zu sehen.
Die Sonderausstellung mit dem Titel „Heilkunst im Mittelalter“wird im Unteren Tor, einem Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung, gezeigt. Das Wittelsbacher Museum ist eine Zweigstelle der Prähistorischen Staatssammlung München und zeigt ansonsten vor allem archäologische Ausgrabungsfunde aus dem Raum Aichach, insbesondere zur Burg Oberwittelsbach, dem Stammsitz der Wittelsbacher.
Die jetzt laufende Sonderausstellung lässt zurück ins Mittelalter blicken. Schwerpunkte sind die damals vorherrschenden Krankheiten, die Diagnostik, das heilkundliche Wissen der Klöster, die Krankenpflege und Arzneimittel. Aufschluss gibt die Schau auch über das damalige medizinische Personal, angefangen vom akademisch gebildeten Arzt über den Wundarzt mit seinen skurrilen Behandlungsmethoden bis hin zu Barbieren, Badern, Scherern und anderen niedrigen Heilberufen.
Informationen gibt es auch über die „geheimnisvolle“Arbeit der Hebammen, bei denen schwangere Frauen Hilfe suchten. Intensiv be- schreibt die Ausstellung die Behandlungsmethoden des Wundarztes. Neben dem Arzt mit Studium, den sich nur die Reichen leisten konnten, wandten sich die ärmeren Gesellschaftsschichten bei ihren Wehwehchen an die Bader, Barbiere und Scherer. Sie waren die Ärzte der kleinen Leute. Die Bader zogen Zähne, ließen zur Ader und schröpften ihre Patienten. Der Barbier behandelte oft Zahnleiden, renkte Gelenke ein und ließ zur Ader. Der Scherer arbeitete meist fürs Militär und war Chirurg.
Die Ausstellung zeigt auch, wie sich aus Gewürz- und Kräuterläden die Apotheken entwickelten und welche Wirkung so manche Heilpflanze hat. Die erste Medizinalordnung erließ Kaiser Friedrich II. bereits 1231 und dies war auch die Geburtsstunde des Apothekerberufes.
Wenn weder Arzt oder Bader noch ein Scharlatan helfen konnten, riet man den Kranken, die Heiligen anzurufen. So mancher Heilige war damals gleich für mehrere Krankheiten zuständig. So war der heilige Quirin als Helfer bei Gicht und auch bei der Pest anzurufen. Letztere, auch der „Schwarze Tod“, genannt, fegte damals oft ganze Landstriche leer.
Im Notfall erfolgte die Betäubung per Holzhammer
und Öffnungszeiten Die Ausstellung im Wittelsbacher Museum (Im Unteren Stadttor, Stadtplatz 2) in Aichach ist bis Sonntag, 3. Dezember, zu sehen. Sie ist dienstags bis sonntags von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.