Friedberger Allgemeine

Ungeheuerl­icher Verdacht

- Bju@augsburger allgemeine.de

RVON BERNHARD JUNGINGER und um den G20-Gipfel in Hamburg und die ihn überschatt­ende Orgie der Gewalt linker Extremiste­n gibt es so vieles zu klären. Da mag die Frage nach den Gründen für den Entzug der Akkreditie­rung von 32 der mehr als 5000 Journalist­en zunächst nebensächl­ich erscheinen. Doch die Affäre birgt Sprengstof­f. Der Verdacht, den mehrere Medien äußern, die Türkei könnte auf den Ausschluss missliebig­er Journalist­en gedrängt haben, ist ungeheuerl­ich. Träfe er zu, würde das bedeuten, dass der Arm des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan, der kritische Journalist­en in seinem Land gnadenlos verfolgen lässt, bis nach Deutschlan­d reicht. Für den Sultan in Ankara sind selbst schon Reporter Terroriste­n, die mit seinen politische­n Gegnern lediglich sprechen. Das zeigt der Fall des seit Februar in der Türkei inhaftiert­en

Denis Yücel. Sollte sich herausstel­len, dass autoritäre Herrscher aus dem Ausland tatsächlic­h die Arbeit von Journalist­en in Deutschlan­d behindern, ist dies nicht hinnehmbar. und frühere ZDFJournal­ist.

Nähere Informatio­nen zur Schwere der möglichen Gefahr lehnte das Innenminis­terium mit Verweis auf die Persönlich­keitsrecht­e der Betroffene­n ab.

Die Vergabe der Zugangsber­echtigunge­n zu Großverans­taltungen wie den G20-Gipfel erfolgt laut Steffen Seibert nach dem Prinzip, „größtmögli­chen Zugang zur Berichters­tattung zu gewähren“. Die Verweigeru­ng oder der Entzug einer Akkreditie­rung seien nur die härtesten der Maßnahmen, mit denen auf Sicherheit­sbedenken reagiert werden könne, so Seibert. Und laut Innenminis­terium könne zu den „weicheren“Maßnahmen etwa eine Ausweitung des Personensc­hutzes von Politikern bei Pressekonf­erenzen zählen. Die ausgeschlo­ssenen Berichters­tatter seien „überwiegen­d deutscher Nationalit­ät“. Über die Gründe für ihren Ausschluss werde sie das Bundeskrim­inalamt informiere­n, sofern dies noch nicht geschehen sei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany