Friedberger Allgemeine

Wie eine Rentnerin zwei Einbrecher ertappt

Eine 70-jährige Friedberge­rin hilft der Polizei, Kriminelle festzunehm­en. Nun erzählt die Seniorin, wie sie den Fall erlebt hat

- VON UTE KROGULL

Friedberg Eine 70 Jahre alte Frau, die der Polizei dazu verhilft, zwei Kriminelle zu schnappen: Über diese ungewöhnli­che Geschichte, die in Friedberg spielte, berichtete­n wir im Bayern-Teil. Die Kriminelle­n hatten bei der allein lebenden Seniorin geklingelt. Als diese nicht öffnete, versuchten sie, das Toilettenf­enster aufzubrech­en. Als die Frau, aufgeschre­ckt durch den Lärm, die Haustür aufmachte, flohen die Männer. Doch sie kamen nicht weit. Am Friedberge­r See schnappte sie die Polizei, bei der die 70-Jährige sofort angerufen hatte.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte sie: „Als es geklingelt hat, habe ich aus dem Fenster geschaut und gedacht, da will mir jemand was verkaufen.“Also öffnete sie nicht. Die beiden 26 und 27 Jahre alten Männer gingen dann wohl davon aus, es sei niemand daheim und versuchten es mit dem Einbruch. „Als ich dann wegen des Lärms die Tür geöffnet habe, wusste ich sofort, was los war“, erinnert sich die Seniorin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. „Geht’s noch?“, habe sie den Mann angeschrie­n, der sich am Toilettenf­enster zu schaffen machte, während der andere an der Hausecke Schmiere stand. „Der hat sich genauso erschrocke­n wie ich.“Die Männer liefen weg, die Seniorin zum Telefon.

Sie habe es genau richtig gemacht, lobt Peter Zimmermann, der stellvertr­etende Polizeiche­f in Friedberg. In der Regel seien Einbrecher feige, liefen weg, sobald sie sich ertappt fühlen. Resolutes Auftreten sei da wichtig. Zweiter Punkt: Schnelligk­eit. Uniformier­te und zivile Polizisten konnten die Tatverdäch­tigen auch deshalb schnappen, weil diese nicht weit kamen. Zimmermann rät: „Immer sofort die 110 wählen.“Viele Opfer, weiß er aus Erfahrung, rufen stattdesse­n erst einmal Verwandte oder Freunde an und beratschla­gen, was zu tun ist. „Da geht wertvolle Zeit verloren.“Außerdem habe die Seniorin die Männer gut beschreibe­n können. Wie ihr das trotz des Schrecks gelang, weiß sie selber nicht so recht. Sie habe aber die ungewöhnli­che Frisur des einen registrier­t, als dieser wegrannte. „Die Haare oben lang und an den Seiten kahl geschoren – jetzt weiß ich, dass das Undercut heißt“, sagt sie mit Humor. „Bei der Gegenübers­tellung habe ich gesagt, der Mann soll sich umdrehen, dann habe ich ihn wiedererka­nnt.“Ihre gute Laune hat die Frau nicht verloren. Zwar ging sie an dem betreffend­en Abend doch nicht, wie geplant, aus. Aber dass alle bei ihr übernachte­n wollten, fand sie dann doch übertriebe­n. „Allerdings habe ich allen Nachbarn Bescheid gegeben, dass sie aufpassen sollen, und lasse die Terrassent­ür jetzt nicht mehr offen, wenn ich im ersten Stock bin.“

Sie ist froh, dass sich die versuchte Tat an einem Tag ereignete, als sie zu Hause war und die Täter abwehren konnte. Selbst wenn Einbrecher ins Haus eindringen, rät der Polizist Zimmermann: „Gelassen bleiben.“Man solle nicht den Helden spielen, sondern sich lieber in einem Zimmer in Sicherheit bringen, sofort die Polizei rufen und sagen, dass die Täter noch im Haus sind.

Die beiden Tatverdäch­tigen in Friedberg, die aus dem Landkreis Augsburg stammen, werden noch mit weiteren Einbrüchen in Verbindung gebracht. Zu den Ermittlung­en darüber kann Zimmermann sich jedoch nicht äußern. Die Seniorin sagt derweil: „Ich wünsche allen Betroffene­n, dass die Täter festgenomm­en werden. Denn das ist ein so unglaublic­hes Eindringen in die Privatsphä­re.“

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