Augen und Ohren auf bei der Berufswahl
AVON MICHAEL BÖHM ch, wie schön einfach war die Welt, als Hausmeister noch Hausmeister waren, Politessen noch Politessen und Klempner noch Klempner. Heute kümmert sich der Facility Manager um den kaputten Briefkasten, die Knöllchen verteilt eine kommunale Verkehrsüberwacherin und die Waschmaschine wird vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik angeschlossen.
Wer soll denn bei diesem Wust an Berufen und Berufsbezeichnungen noch durchblicken? Zumal dieser auch täglich immer noch undurchsichtiger wird. Beispiel: Münchner Hauptbahnhof. Um zu Stoßzeiten das Getümmel in, an, vor und neben der S-Bahn besser in den Griff zu bekommen, werden dort seit kurzem Helfer in Uniformen und Warnwesten eingesetzt. Sie geben den wartenden und drängelnden Fahrgästen Anweisungen, wie sie wann und wo hinzulaufen haben. Sie tun das mit Mikrofon und Lautsprecher, mal freundlich, mal bestimmt, gerne auch mal mit etwas mehr Schärfe in der Stimme. Es ist ein Pilotprojekt – im Sommer soll entschieden werden, ob die Einweiser dauerhaft am S-Bahnhof eingesetzt werden sollen.
Doch wie sollen die uniformierten Taktgeber künftig heißen? Was soll der Angestellte in seinen Lebenslauf schreiben, was er da in Münchens Unterwelt beruflich so treibt? Ist er kommunaler Nahverkehrsmanager? Passagier-Zurechtweiser? Menschenmassenkoordinator? Entdrängelungsbeauftragter? Nein, die Betreiber der Münchner S-Bahn haben sich für etwas Schlichteres entschieden. Sie nennen ihren neuen Helfer einfach Reisendenstromlenker. Auch nicht schlecht …