Ein Baselitz für 7,50 Euro
Die Artothek verleiht seit fast 20 Jahren originale Kunstwerke. Es überrascht, was besonders gut geht
Seit fast 20 Jahren gibt es in Augsburg die Artothek (artothek-augsburg.de) – eine Ausleihstelle für Kunst. 1998 gegründet und betrieben von der Gesellschaft für Gegenwartskunst (GfG), steht sie im H2 im Augsburger Glaspalast allen Interessierten offen, die sich auf Zeit ein Originalkunstwerk an die Wand hängen wollen. Das kostet nur 7,50 Euro im Monat. Mindestausleihzeit sind zwei Monate. Ein Erfolgsmodell? Wir sprachen mit Stefan Schrammel, dem Vorsitzenden der GfG, die die Artothek verantwortet. Stefan Schrammel: Die Augsburger sind vorne! Es sind Werke von heimischen Künstlern, die besonders häufig ausgeliehen werden – etwa solche von Norbert Kiening, Felix Weinold oder Doris Schilffarth. Schrammel: Ja, das stimmt – und die kosten ja auch nicht mehr Ausleihe. Aber wir haben die Erfahrung gemacht: Je farbiger eine Arbeit ist, umso mehr Zuspruch findet sie.
Schrammel: Wenn Sie so wollen, ja. Auch Figürliches spielt eine Rolle. Qualität haben alle Arbeiten. Wie kommen Sie zum Bestand Ihrer Artothek? Schrammel: Einmal über das Eigentum der GfG, also Arbeiten, die wir bewusst für die Artothek angekauft haben – wozu die erwähnten großen Namen wie Baselitz und Penck gehören, mit denen wir das Regionale einbinden und auch heben wollen. Zum anderen sind die Werke Leihgaben von Künstlern hier vor Ort. Wir wollen eine Mischung von Stilen und Ausdruck, sodass jeder etwas finden kann. Sie haben nur Arbeiten auf Papier. Weshalb gibt es keine Plastiken oder Ölgemälde? Schrammel: Das hat ganz praktische Gründe. Unsere Arbeiten sind hinter Glas gerahmt und haben nahezu alle das Standardformat 60 auf 80 Zentimeter. Das ist für die Abholer handhabbar, das geht auch einmal in der Tram. Außerdem brauchen Sie so daheim nur einen Platz und einen Nagel, um wechselnde Arbeiten aus der Artothek hängen zu können. Außerdem: Plastiken oder auch große Gemälde werden eigentlich nicht nachgefragt. Schrammel: Weniger. Es ist einfach so, dass wir den Leuten möglichst wenig Sorgfaltspflichten aufhalsen wollen und sie von übermäßigen Ängsten bewahren wollen im Umgang mit den Werken. Es soll alles so einfach sein wie möglich. Schrammel: Ich denke, es sind so um die 40 bis 50 Leute.
Schrammel: Auf jeden Fall, ja. Wir haben den Anspruch, möglichst viele Leute heranzuführen an Kunst. Wir wollen die Möglichkeit bieten, den eigenen Blick zu schärfen, sich als Kunstbetrachter auszuprobieren. Wir hätten gerne mehr junge Leute, aber es ist schwierig, die zu erreichen. Im Herbst starten wir eine neue gezielte Werbekampagne in Kneipen und an der Uni. Schrammel: Das gibt es immer wieder einmal. Aber das steht nicht im Vordergrund. Schrammel: Wir betreiben die Artothek ehrenamtlich. Das ist organisatorisch nicht ganz leicht. Was aber stimmt: Wir sind an die Öffnungszeiten des H2 gebunden, das um 17 Uhr schließt. Eine Abendöffnung wäre für uns sicher kein Fehler. Schrammel: Das geht aus urheberrechtlichen Gründen nicht. Wir schaffen es niemals, von allen Künstlern eine Einverständniserklärung für jedes einzelne Werk zu bekommen. Da führt kein Weg hin. Schrammel: Einfach vorbeikommen und schauen. Wie in der Bibliothek – ob man dann was mitnimmt oder nicht, spielt gar keine Rolle. Wir beraten gerne, aber niemand ist verpflichtet zu irgendetwas. Die Formalien sind ganz simpel. Wer ein schönes Werk für sich entdeckt hat, kann gleich damit nach Hause gehen. Wir wollen Lust auf ein Original machen. Es gibt so viel mehr als das millionste Monet-Plakat!