Weg von den Buletten
Ministerin verbannt Fleisch. Einem Kollegen schmeckt das gar nicht
Augsburg Eines muss man Barbara Hendricks lassen: Auf der Zielgeraden ihrer Amtszeit lässt sich die bislang eher blasse SPD-Politikerin eine Menge einfallen, um doch noch irgendwie in Erinnerung zu bleiben. Die neueste Idee: Was ihre Gäste im Umweltministerium auf den Teller bekommen, darf ausdrücklich nicht Fisch und nicht Fleisch sein. Als Gastgeberin will sie mit gesundem Beispiel vorangehen und lässt fürderhin nur noch vegetarisch auftischen. Das wiederum schmeckt einem Kollegen überhaupt nicht.
Christian Schmidt ist Landwirtschaftsminister und teilt eigentlich nur eine Eigenschaft mit Hendricks: Auch er arbeitet die meiste Zeit im Verborgenen. Nun aber hat der CSU-Mann einen simplen Weg gefunden, um sich last minute doch noch Profil zu verschaffen – und zwar in seiner neuen Rolle als „Anti-Hendricks“. Na Mahlzeit...
Als erste „Amtshandlung“zettelte er gleich mal einen veritablen Bauernaufstand gegen die SPD-Ministerin und deren verunglückte Bauernregeln an, die Herr Schmidt für eine Schweinerei hält. Dabei verschweigt der Mann freilich, dass er selbst den Höhepunkt seiner Laufbahn einer solchen Bauernregel zu verdanken hat: Mit „One apple a day keeps Putin away“rief er einst als Rächer der heimischen Obstbauern zum politisch korrekten Apfelverzehr auf – und schaffte es ausnahmsweise in die Nachrichten. Jetzt opponiert er also gegen den Fleischlosfischlos-Speiseplan der Umweltministerin. „Mit mir gibt es keinen Veggie-Day durch die Hintertür“, sagt Schmidt. Was er nicht sagt: Hendricks’ Servierempfehlung gilt eh nur für Gäste ihres Hauses – und dass sie den Kollegen Schmidt noch mal zum Essen einlädt, ist eher unwahrscheinlich. Aber das dürfte ihm wurscht sein.