Kein Zelt, sondern zwei neue Hallen
Das Theater wird in den kommenden fünf Jahren wohl doch nicht durch die ganze Stadt tingeln müssen. Viele Alternativen wurden geprüft, nun hat sich die Stadt auf zwei Lösungen geeinigt
Theater, die saniert werden, stehen in der Regel für mehrere Jahre ohne feste Bleibe da. Weil die wenigsten Städte adäquate Ausweichbühnen vorhalten können, greifen viele auf ein Zelt als Übergangslösung zurück. Beispiel: Düsseldorf. Dort wurde diesen September ein vorübergehendes Theater für 500 Besucher aufgebaut – gespielt wird unter weißen Zeltplanen.
Auch die Stadt Augsburg hatte zunächst mit einer solchen Lösung für ihr Theater geliebäugelt, sie dann aber verworfen. „Auf eine Nutzungsdauer von sechs Jahren gerechnet, wären uns Kosten von weit über zehn Millionen Euro entstanden“, sagt Richard Goerlich, persönlicher Referent von Oberbürgermeister Kurt Gribl. Das Zelt allein hätte aber nicht gereicht: Für Probenräume, Werkstätten, Garderoben und Verwaltung wären weitere Flächen nötig gewesen, die die Stadt in bis zu 75 Containern hätte unterbringen müssen. „Diese Lösung wäre von allen untersuchten Varianten die teuerste gewesen.“
Nach vielen Debatten ist nun offenbar eine langfristige Übergangslösung für das Dreispartenhaus gefunden: Die Produktionen, die normalerweise im Großen Haus gezeigt würden, ziehen in den Martinipark. In einer bestehenden Fabrikhalle entsteht eine Bühne mit knapp 600 Plätzen, in benachbarten Hallen finden Verwaltung, Garderoben, Werkstätten und andere Funktionsräume Platz. Bereits ab 14. Oktober ist im Martinipark das Stück „Der jüngste Tag“zu sehen. In der dafür vorgesehenen Halle stehen rund 420 Plätze zur Verfügung, es wird keine größeren Umbauten geben. Lang- fristig will die Martini GmbH dann eine nebenan liegende Halle zum Theaterraum umfunktionieren.
Das Modell hat laut Kulturreferent Thomas Weitzel mehrere Vorteile: In der Halle gibt es bereits eine Brandschutz- und Sprinkleranlage. Bühnentechnik, die neu eingebaut wird, wird zum Teil so ausgewählt, dass sie später im Großen Haus wieder genutzt werden kann. Und: Die Martini GmbH hat sich bereit erklärt, dem Theater eine fertige Spielstätte zu übergeben. Die Kosten für den Umbau fließen über die Miete zurück. Das Schauspiel, das bislang noch auf der Brechtbühne spielen kann, wird ab 2018 aufs Gaswerk-Areal umziehen. Auch dort entsteht eine neue Bühne samt Werkstätten und Proberäumen. Der Kongress am Park wird nur noch als Ausweichspielstätte für das Weihnachtsmärchen „Pünktchen und Anton“dienen. Die Konzerte der Philharmoniker finden, wie bislang auch, ebenfalls dort statt. Davon abgesehen kann Kongress-Geschäftsführer Götz Beck die Halle ab Februar wieder für Messen und Tagungen einplanen, worüber er froh ist: „Wir werden nun sofort unsere Partner anschreiben und ihnen sagen, dass der Kongress wieder zu haben ist.“Ihn über Jahre als Ausweichspielstätte zu nutzen, wäre fürs Tagungsgeschäft, so Beck, „ein enormer Rückschritt“gewesen.
Die Stadtverwaltung hat nach der vorzeitigen Schließung des Großen Hauses im Frühjahr offenbar mehrere mögliche Ausweichspielstätten geprüft. Zunächst standen nur Lösungen für die ersten paar Monate der Spielzeit zur Verfügung. Dass die Halle auf dem Martini-Gelände nun über mehrere Jahre genutzt werden kann, habe sich erst aktuell ergeben. „Als wir mit der Sanierungsplanung ganz am Anfang standen, bestand diese Option noch nicht“, sagt Weitzel. Deshalb sei man zunächst auch auf den Kongress am Park ausgewichen.
Dem Vernehmen nach stand außer Martini aktuell auch ein weiteres Firmengelände zur Debatte, das aber teurer gewesen wäre. Ein Gutachten habe außerdem ergeben, dass die Flächen im Martinipark besser für den Spielbetrieb geeignet seien als das andere Areal. Die MartiniHalle wird nun zeitnah umgebaut. Ab Herbst 2017, also ab der nächsten Spielzeit, könnte sie dann als vollwertige Spielstätte und damit als Ersatz fürs Große Haus genutzt werden.