Die Kaninchenpest ist ausgebrochen
Viruskrankheit Rund um Aichach sind bereits viele Haustiere gestorben. Die Besitzer von erkrankten Nagern sollten ihre Tiere schnell zum Veterinär bringen. Das sind die Symptome
Aichach-Friedberg Im Wittelsbacher Land ist die Kaninchenpest ausgebrochen – betroffen ist vor allem die Region Aichach. Die Krankheit – Veterinärmediziner sprechen von Myxomatose – wird durch ein Pockenvirus verursacht und hat rund um die Stadt bereits mehrere Tiere befallen. Typische Symptome sind geschwollene Augenlider, Geschlechtsteile, Nase, und Ohren und Appetitlosigkeit.
Vor etwa drei Wochen wurde der erste erkrankte Nager zu Tierarzt Dr. Peter Bangerter in die Praxis Dr. Zott und Dr. Bangerter in Aichach gebracht. 22 Tiere sind bis jetzt betroffen gewesen, fast alle sind inzwischen gestorben oder mussten eingeschläfert werden. Vor allem in den Stadtteilen Sulzbach, Unterschneitbach, Gallenbach, Ecknach und Obergriesbach ist offenbar erhöhte Vorsicht geboten. Der Virus kann von Stechmücken, Kaninchenflöhen und von Kaninchen selbst übertragen werden.
Deshalb schlagen Experten wie der Obergriesbacher Bürgermeister Josef Schwegler als Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Aichach vor, die Ställe mit einem Fliegengitter zu versehen und wenn möglich die Kaninchen ins Haus zu bringen. Die
Die Tiere leiden oft unter starken Schmerzen
Tiere sollten vorsorglich geimpft werden, wenn bekannt wird, dass im Gebiet eine Seuche ausgebrochen ist. Auch das Veterinäramt empfiehlt diese Maßnahmen. Josef Schwegler sagt, dass er seine Tiere als Züchter jedes Jahr impfen müsse. Die Züchter versuchen zudem, durch Desinfektion und andere Maßnahmen ihre Nager zu schützen. Josef Schwegler erklärt, dass die Gefahr in den Sommermonaten besonders akut sei und bis Weihnachten wieder abflache. Manche Mücken überleben allerdings den Winter und können den Virus so wieder mit ins neue Jahr nehmen. Infizierte Kaninchen, die den Virus überlebt haben, tragen den Erreger weiterhin in sich.
Seit 22 Jahren ist Bangerter Tierarzt. Abgesehen von seiner Ausbildung sei er noch nie mit der Viruskrankheit in Berührung gekommen, berichtet er. Nachdem Bürger von der Kaninchenpest gehört haben, seien etwa 50 Kaninchenbesitzer zum Impfen in seine Praxis gekommen. Etwa 16 Impfungen führe er an einem Tag durch. Es hätten auch schon Kaninchenhalter angerufen und sich über die Symptome informiert. Dr. Bangerter vermutet aber, dass viele nicht mit ihren Kaninchen zum Arzt gehen. „Wahrscheinlich gibt es eine gewisse Dunkelziffer von Fällen, die wir nicht erfahren“, so Dr. Bangerter.
Die Krankheit löst bei den betrof-
Tieren eine verstopfte, schleimige Nase aus, sodass sie schlecht atmen können. Meist wollen sie dann nichts mehr fressen und ersticken schließlich. Wenn diese Symptome bei dem Kaninchen festgestellt werden, ist es aber meist schon zu spät. Die Nager leiden oftmals unter starken Schmerzen, wenn die Symptome sichtbar werden. In den meisten Fällen müssen die Kaninchen dann eingeschläfert werden, um sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Infizierte Tiere haben eine Überle-
benschance von etwa zehn bis 20 Prozent. Es gibt zwar Möglichkeiten, die Kaninchen zu behandeln, aber nur ein Antibiotikum, das bei Sekundärinfektionen helfen kann. Ist das Tier noch nicht allzu geschwächt, können Schmerzmittel das Leid lindern. Immunstärkende Mittel könnten ebenfalls helfen, erklärt Dr. Bangerter.
Dem Veterinäramt wurden bisher keine Fälle gemeldet, da es keine meldepflichtige Tierkrankheit sei, erklärt der Leiter des Veterinäramfenen
tes, Dr. Herbert Pfaffenrath. Hat sich ein Nager angesteckt, treten etwa drei bis neun Tage später die typischen Symptome auf. Für Menschen und andere Tierarten sei der Erreger nicht gefährlich.
Normalerweise tritt solch eine Seuche auf, wenn die Population der Tierart zu groß ist. Wildkaninchen, die meist von der Kaninchenpest betroffen sind, kommen im Raum Aichach aber gar nicht vor, wie es von den Experten heißt. Ganz anders entwickelte sich die Situation beispielsweise im Raum Neu-Ulm. Hier wurde Anfang September von einer schwerwiegenden Kaninchenpest berichtet. Wie weit sich die Kaninchenpest im Wittelsbacher Land ausgebreitet hat, ist unklar. Bei den befragten Tierärzten in Aindling, Affing, Pöttmes, Mering, Friedberg und Dasing sind noch keine Fälle bekannt. In Kissing im südlichen Landkreis hat die Tierärztin Daniela Haußner aus Dasing allerdings ein erkranktes Kaninchen bei einem Hausbesuch verarztet.