Friedberger Allgemeine

Die Kaninchenp­est ist ausgebroch­en

Viruskrank­heit Rund um Aichach sind bereits viele Haustiere gestorben. Die Besitzer von erkrankten Nagern sollten ihre Tiere schnell zum Veterinär bringen. Das sind die Symptome

- VON CHRISTINA REINER

Aichach-Friedberg Im Wittelsbac­her Land ist die Kaninchenp­est ausgebroch­en – betroffen ist vor allem die Region Aichach. Die Krankheit – Veterinärm­ediziner sprechen von Myxomatose – wird durch ein Pockenviru­s verursacht und hat rund um die Stadt bereits mehrere Tiere befallen. Typische Symptome sind geschwolle­ne Augenlider, Geschlecht­steile, Nase, und Ohren und Appetitlos­igkeit.

Vor etwa drei Wochen wurde der erste erkrankte Nager zu Tierarzt Dr. Peter Bangerter in die Praxis Dr. Zott und Dr. Bangerter in Aichach gebracht. 22 Tiere sind bis jetzt betroffen gewesen, fast alle sind inzwischen gestorben oder mussten eingeschlä­fert werden. Vor allem in den Stadtteile­n Sulzbach, Unterschne­itbach, Gallenbach, Ecknach und Obergriesb­ach ist offenbar erhöhte Vorsicht geboten. Der Virus kann von Stechmücke­n, Kaninchenf­löhen und von Kaninchen selbst übertragen werden.

Deshalb schlagen Experten wie der Obergriesb­acher Bürgermeis­ter Josef Schwegler als Vorsitzend­er des Kleintierz­uchtverein­s Aichach vor, die Ställe mit einem Fliegengit­ter zu versehen und wenn möglich die Kaninchen ins Haus zu bringen. Die

Die Tiere leiden oft unter starken Schmerzen

Tiere sollten vorsorglic­h geimpft werden, wenn bekannt wird, dass im Gebiet eine Seuche ausgebroch­en ist. Auch das Veterinära­mt empfiehlt diese Maßnahmen. Josef Schwegler sagt, dass er seine Tiere als Züchter jedes Jahr impfen müsse. Die Züchter versuchen zudem, durch Desinfekti­on und andere Maßnahmen ihre Nager zu schützen. Josef Schwegler erklärt, dass die Gefahr in den Sommermona­ten besonders akut sei und bis Weihnachte­n wieder abflache. Manche Mücken überleben allerdings den Winter und können den Virus so wieder mit ins neue Jahr nehmen. Infizierte Kaninchen, die den Virus überlebt haben, tragen den Erreger weiterhin in sich.

Seit 22 Jahren ist Bangerter Tierarzt. Abgesehen von seiner Ausbildung sei er noch nie mit der Viruskrank­heit in Berührung gekommen, berichtet er. Nachdem Bürger von der Kaninchenp­est gehört haben, seien etwa 50 Kaninchenb­esitzer zum Impfen in seine Praxis gekommen. Etwa 16 Impfungen führe er an einem Tag durch. Es hätten auch schon Kaninchenh­alter angerufen und sich über die Symptome informiert. Dr. Bangerter vermutet aber, dass viele nicht mit ihren Kaninchen zum Arzt gehen. „Wahrschein­lich gibt es eine gewisse Dunkelziff­er von Fällen, die wir nicht erfahren“, so Dr. Bangerter.

Die Krankheit löst bei den betrof-

Tieren eine verstopfte, schleimige Nase aus, sodass sie schlecht atmen können. Meist wollen sie dann nichts mehr fressen und ersticken schließlic­h. Wenn diese Symptome bei dem Kaninchen festgestel­lt werden, ist es aber meist schon zu spät. Die Nager leiden oftmals unter starken Schmerzen, wenn die Symptome sichtbar werden. In den meisten Fällen müssen die Kaninchen dann eingeschlä­fert werden, um sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Infizierte Tiere haben eine Überle-

benschance von etwa zehn bis 20 Prozent. Es gibt zwar Möglichkei­ten, die Kaninchen zu behandeln, aber nur ein Antibiotik­um, das bei Sekundärin­fektionen helfen kann. Ist das Tier noch nicht allzu geschwächt, können Schmerzmit­tel das Leid lindern. Immunstärk­ende Mittel könnten ebenfalls helfen, erklärt Dr. Bangerter.

Dem Veterinära­mt wurden bisher keine Fälle gemeldet, da es keine meldepflic­htige Tierkrankh­eit sei, erklärt der Leiter des Veterinära­mfenen

tes, Dr. Herbert Pfaffenrat­h. Hat sich ein Nager angesteckt, treten etwa drei bis neun Tage später die typischen Symptome auf. Für Menschen und andere Tierarten sei der Erreger nicht gefährlich.

Normalerwe­ise tritt solch eine Seuche auf, wenn die Population der Tierart zu groß ist. Wildkaninc­hen, die meist von der Kaninchenp­est betroffen sind, kommen im Raum Aichach aber gar nicht vor, wie es von den Experten heißt. Ganz anders entwickelt­e sich die Situation beispielsw­eise im Raum Neu-Ulm. Hier wurde Anfang September von einer schwerwieg­enden Kaninchenp­est berichtet. Wie weit sich die Kaninchenp­est im Wittelsbac­her Land ausgebreit­et hat, ist unklar. Bei den befragten Tierärzten in Aindling, Affing, Pöttmes, Mering, Friedberg und Dasing sind noch keine Fälle bekannt. In Kissing im südlichen Landkreis hat die Tierärztin Daniela Haußner aus Dasing allerdings ein erkranktes Kaninchen bei einem Hausbesuch verarztet.

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Symbolfoto: Jan Woitas, dpa Von einem Virus bedroht sind Kaninchen im Raum Aichach: Dort ist die sogenannte Kaninchenp­est ausgebroch­en.
 ?? Foto: Carmen Schurrer ?? Dr. Peter Bangerter und die tiermedizi­nische Fachangest­ellte Magdalena Braunmülle­r impfen eines der 16 Kaninchen.
Foto: Carmen Schurrer Dr. Peter Bangerter und die tiermedizi­nische Fachangest­ellte Magdalena Braunmülle­r impfen eines der 16 Kaninchen.

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