Sticht Franken die Altbayern aus?
Eine spontane Bemerkung des Ministerpräsidenten sorgt für Unruhe
Friedberg Sinken die Chancen für eine Landesausstellung 2020 im Wittelsbacher Land? Die Entscheidung, wer den Zuschlag für die Schau bekommt, fällt voraussichtlich im Herbst. Und eigentlich rechnet man sich gute Chancen auf den Zuschlag aus. Doch eine Äußerung von Ministerpräsident Horst Seehofer versetzt den Hoffnungen einen Dämpfer.
Im Sommer 2015 wurde die Idee erstmals öffentlich: Die Landkreise Aichach-Friedberg und Pfaffenhofen an der Ilm könnten sich gemeinsam für die Ausrichtung der Landesausstellung in vier Jahren bewerben. „Frühe Wittelsbacher“soll das Thema lauten, was nicht nur zum Stammsitz des bayerischen Herrschergeschlechts passt, sondern auch zur Jahreszahl. 2020 jährt es sich zum 900. Mal, dass die Grafen von Scheyern ihren Sitz nach Oberwittelsbach verlegten – an jenen Ort, dessen Burg 1115 in ihren Besitz gelangte und dessen Namen sie seither führen. Die Schau soll auf mehrere Orte mit Bezug zu der Dynastie verteilt sein: auf den Stammsitz in Oberwittelsbach, das Wasserschloss in Unterwittelsbach und das Friedberger Schloss sowie auf das Kloster Scheyern im Nachbarlandkreis Pfaffenhofen.
Inzwischen wurde die Bewerbung für die Schau beim Haus der bayerischen Geschichte eingereicht, das bei der Konzeption der Landesausstellungen federführend ist. Dem Vernehmen nach soll die Bewerbung dort großen Anklang gefunden haben. Und Bürgermeister Roland Eichmann berichtete im Stadtrat von positiven Signalen, die Landrat Klaus Metzger erhalten habe.
Doch dann kam der „Tag der Franken“: Eine Woche lang feierten die Nordbayern unter dem Motto „Patente Franken“ihren Erfinderund Entdeckergeist. Bei der Abschlussveranstaltung in Hof kritisierte Bezirksheimatpfleger Günter Dippold unter dem Applaus der rund 500 Festgäste in der Freiheitshalle, dass es bei zehn bayerischen Landesausstellungen seit 2007 nur zwei in Franken gegeben habe. Und dass die aktuelle Landesausstellung zum 500-jährigen Bestehen des Bier-Reinheitsgebots im niederbayerischen Aldersbach ausgerichtet werde, obwohl das Reinheitsgebot eigentlich schon 1489 in Franken festgelegt worden sei und die Brauereidichte in Oberfranken wesentlich höher sei als in Nieder- und Oberbayern.
Ministerpräsident Horst Seehofer griff die Beschwerde sofort auf und kündigte eine neue Landesausstellung an, die den besonderen Charakter der Franken würdigen soll. Er beauftragte noch vor Ort Bezirksheimatpfleger Dippold damit, eine solche Landesausstellung mit dem Thema „Die authentischen Franken – und ihr hintersinniger Humor“zu konzipieren.
Eine Nachricht, die man im Landkreis nicht ohne Sorgen vernommen hat. Franken sei doch schon 2017 wieder dran mit Coburg und dem Thema „Ritter – Bauern – Lutheraner“, heißt es in Richtung Kultusministerium, wo die Entscheidung demnächst fällt. Möglicherweise ist es ein Glück, dass sich die Bewerbung nicht ausdrücklich auf das Jahr 2020 festlegt. Sollten da die Franken die Altbayern ausstechen, könnten die frühen Wittelsbacher vielleicht etwas später zum Zuge kommen. »Kommentar