Ein bisschen Hoffnung für die Synagoge
Kulturstaatsministerin Monika Grütters sieht auch die Bundesregierung in der „heiligen Pflicht“, jüdisches Leben in Deutschland zu fördern. Für die Generalsanierung des Augsburger Sakralbaus würde sie Geld geben
Das äußere Erscheinungsbild trügt: Die große Synagoge in der Halderstraße hat hundert Jahre nach ihrer Einweihung eine Generalsanierung nötig. Und eine solche ist nach dem Gutachten des Staatlichen Bauamts richtig teuer. Auf 14 Millionen Euro schätzt die Behörde die Kosten. Wer soll das bezahlen? Für die jüdische Kultusgemeinde Augsburg sind schon zehn Prozent nicht zu leisten, sagt Präsident Alexander Mazo.
Mit dem Besuch von Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Augsburg zeichnet sich nun ein Lichtstreifen am Horizont ab. Die Bundesregierung würde das Projekt großzügig fördern, gab Grütters zu verstehen, wenn sich auch das Land Bayern in gleicher Höhe beteiligte. Denn es sei „eine heilige Pflicht“der Bundesrepublik, „dass wir die alten Synagogen, die überhaupt die Pogromnacht vom November 1938 überstanden haben, erhalten“. Jüdisches Leben in Deutschland zu fördern, liege ihr sehr am Herzen: „Es ist nach der Shoa für uns alle ein Glück“, meinte Grütters. Die Augsburger Synagoge dient zudem immer noch als Ort der Gottesdienste – nicht jeden Schabbat, aber doch an den Feiertagen, unterstrich Rabbiner Henry G. Brandt gegenüber der Bundesministerin.
Ein „sehr produktives Gespräch“mit ihr habe sich ergeben, bilanzierte Gemeindepräsident Mazo nach dem Zusammentreffen, wofür sich Grütters fast eineinhalb Stunden genommen hatte. Eingefädelt hatte es der Augsburger CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich. Auch Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Landesverbands der Kultusgemeinden in Bayern, nahm an dem Treffen teil.
Die Ministerin habe der Kultusgemeinde praktische Empfehlungen gegeben, was alles geschehen muss, um einen erfolgsversprechenden Antrag auf Bezuschussung einzureichen, informierte Mazo. Die fachliche Beratung durch die Regierung von Schwaben gehört dazu und verlaufe ebenfalls erfolgsversprechend. „Wir hoffen, bald Antwort auf unsere brennendsten Fragen zu finden“, sagte Mazo. Die 1917 fertiggestellte Synagoge zeigt deutliche Wasserschäden in der Kuppel, weil das Dach undicht ist. Auch sämtliche Installationen sind dringend zu erneuern. Bei der 1985 abgeschlossenen Sanierung war es vor allem um die Wiederherstellung der Würde und Schönheit des ausgebrannten Jugendstil-Gebetshauses gegangen.
Kulturstaatsministerin Grütters konferierte zuvor noch ausgiebig mit Augsburger Kulturschaffenden. Dabei legte sie ein Bekenntnis zum freien Künstlertum ab. Es dürfte nicht in erster Linie nach Aspekten des wirtschaftlichen Profits gefördert werden, sondern im Sinne eines freien Experimentierens, das auch scheitern kann. Angesichts des starken Zustroms von Flüchtlingen habe sie enormes Geld umgeschichtet für interkulturelle Bildung. „Es tut einer Gesellschaft gut, wenn sie lernt, in einer multikulturellen, globalisierten Welt zu leben.“
Mit großem Interesse besuchte Grütters, die auch für das Reformationsjubiläum 2017 zuständig ist, die Lutherstiege und war beeindruckt vom modernen Museumskonzept.