Friedberger Allgemeine

Ein bisschen Hoffnung für die Synagoge

Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters sieht auch die Bundesregi­erung in der „heiligen Pflicht“, jüdisches Leben in Deutschlan­d zu fördern. Für die Generalsan­ierung des Augsburger Sakralbaus würde sie Geld geben

- VON ALOIS KNOLLER Foto: Silvio Wyszengrad

Das äußere Erscheinun­gsbild trügt: Die große Synagoge in der Halderstra­ße hat hundert Jahre nach ihrer Einweihung eine Generalsan­ierung nötig. Und eine solche ist nach dem Gutachten des Staatliche­n Bauamts richtig teuer. Auf 14 Millionen Euro schätzt die Behörde die Kosten. Wer soll das bezahlen? Für die jüdische Kultusgeme­inde Augsburg sind schon zehn Prozent nicht zu leisten, sagt Präsident Alexander Mazo.

Mit dem Besuch von Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters in Augsburg zeichnet sich nun ein Lichtstrei­fen am Horizont ab. Die Bundesregi­erung würde das Projekt großzügig fördern, gab Grütters zu verstehen, wenn sich auch das Land Bayern in gleicher Höhe beteiligte. Denn es sei „eine heilige Pflicht“der Bundesrepu­blik, „dass wir die alten Synagogen, die überhaupt die Pogromnach­t vom November 1938 überstande­n haben, erhalten“. Jüdisches Leben in Deutschlan­d zu fördern, liege ihr sehr am Herzen: „Es ist nach der Shoa für uns alle ein Glück“, meinte Grütters. Die Augsburger Synagoge dient zudem immer noch als Ort der Gottesdien­ste – nicht jeden Schabbat, aber doch an den Feiertagen, unterstric­h Rabbiner Henry G. Brandt gegenüber der Bundesmini­sterin.

Ein „sehr produktive­s Gespräch“mit ihr habe sich ergeben, bilanziert­e Gemeindepr­äsident Mazo nach dem Zusammentr­effen, wofür sich Grütters fast eineinhalb Stunden genommen hatte. Eingefädel­t hatte es der Augsburger CSU-Bundestags­abgeordnet­e Volker Ullrich. Auch Josef Schuster, der Präsident des Zentralrat­s der Juden in Deutschlan­d und des Landesverb­ands der Kultusgeme­inden in Bayern, nahm an dem Treffen teil.

Die Ministerin habe der Kultusgeme­inde praktische Empfehlung­en gegeben, was alles geschehen muss, um einen erfolgsver­sprechende­n Antrag auf Bezuschuss­ung einzureich­en, informiert­e Mazo. Die fachliche Beratung durch die Regierung von Schwaben gehört dazu und verlaufe ebenfalls erfolgsver­sprechend. „Wir hoffen, bald Antwort auf unsere brennendst­en Fragen zu finden“, sagte Mazo. Die 1917 fertiggest­ellte Synagoge zeigt deutliche Wasserschä­den in der Kuppel, weil das Dach undicht ist. Auch sämtliche Installati­onen sind dringend zu erneuern. Bei der 1985 abgeschlos­senen Sanierung war es vor allem um die Wiederhers­tellung der Würde und Schönheit des ausgebrann­ten Jugendstil-Gebetshaus­es gegangen.

Kulturstaa­tsminister­in Grütters konferiert­e zuvor noch ausgiebig mit Augsburger Kulturscha­ffenden. Dabei legte sie ein Bekenntnis zum freien Künstlertu­m ab. Es dürfte nicht in erster Linie nach Aspekten des wirtschaft­lichen Profits gefördert werden, sondern im Sinne eines freien Experiment­ierens, das auch scheitern kann. Angesichts des starken Zustroms von Flüchtling­en habe sie enormes Geld umgeschich­tet für interkultu­relle Bildung. „Es tut einer Gesellscha­ft gut, wenn sie lernt, in einer multikultu­rellen, globalisie­rten Welt zu leben.“

Mit großem Interesse besuchte Grütters, die auch für das Reformatio­nsjubiläum 2017 zuständig ist, die Lutherstie­ge und war beeindruck­t vom modernen Museumskon­zept.

 ??  ?? Pracht und Glanz der Augsburger Synagoge bewunderte Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters und informiert­e sich über die nötige Generalsan­ierung bei den Herren (von links) Josef Schuster, Rabbiner Henry G. Brandt, Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich...
Pracht und Glanz der Augsburger Synagoge bewunderte Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters und informiert­e sich über die nötige Generalsan­ierung bei den Herren (von links) Josef Schuster, Rabbiner Henry G. Brandt, Bundestags­abgeordnet­en Volker Ullrich...

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