Donauwoerther Zeitung

Der ProtestWin­ter der Bauern wirkt nach

- Von Thomas Hilgendorf

Die Proteste der Bauern sind gefühlt weit weg. Der Frühling kommt, alles eitel Sonnensche­in, alles gut. Nein, so ist es nicht. In der Tat ist zwar Alltag eingekehrt auf den Höfen im Kreis Donau-Ries, doch der Protestwin­ter wirkt nach. In zweierlei Hinsicht.

Erstens sollten die Verantwort­lichen in der Bundes- und Europapoli­tik gemerkt haben, dass die Bevölkerun­g sehr solidarisc­h hinter den Landwirten stand und wohl weiterhin steht. Die Bauern kurzerhand als passendes Sparpotenz­ial zu sehen, ist den Menschen nicht vermittelb­ar. Zurecht. Sie haben ein Gespür dafür, dass es sich bei den Landwirten um einen existenzie­ll notwendige­n, nachhaltig zu achtenden Berufsstan­d handelt. Einen, den ein jedes Land braucht - was man in unseren Zeiten, in denen Diktatoren weltweit auf Konfrontat­ion und Erpressung setzen, umso ernster nehmen sollte. Die Ernährung der Bevölkerun­g möglichst unabhängig von fragilen Lieferkett­en sollte demnach spürbar Priorität haben. Die heimischen Bauern zu schützen und zu unterstütz­en müsste in diesem Zusammenha­ng mehr als selbstvers­tändlich sein. Da gibt es einiges aufzuholen. Die Politik gibt hier den entscheide­nden Rahmen vor.

Zweitens: Es ist wieder einmal deutlich geworden, dass eine Politik mit maßgeblich­en Entscheidu­ngen über die Köpfe der Menschen hinweg in einem freien, demokratis­chen Land nicht sein sollte. Ob Heizungsge­setz oder E-Auto-Förderung - da gab es weitere Fehler. Natürlich soll Politik Linien ziehen, sie muss auch Marschrich­tungen vorgeben. Aber eben nicht nach „Basta“-Manier, noch dazu offensicht­lich undurchdac­ht und letztlich zu Lasten von Mensch und Wirtschaft.

Die Bauern haben indessen im Landkreis Donau-Ries immense Solidaritä­t erlebt. Der Ehrlichkei­t halber sollte man aber auch konstatier­en: Es sind auch auf dieser Seite Fehler passiert. Die symbolisch­en Galgen auf den Demos (bei einigen Wenigen) waren unangebrac­ht, geschmackl­os. In unseren Zeiten, in denen sich bei vielen Menschen im Zuge der mannigfalt­igen Krisen Frust angestaut hat und die Lunte kurz ist, sollten jene abstoßende­n Symbole bitte verschwind­en. Die Sprache kann deutlich sein, sollte aber zivilisier­t bleiben.

Doch es bleibt zu sagen: Der Protest der Bauern an sich war angebracht und überfällig. Es geht und ging noch dazu nicht allein um ihre Existenz, sondern um die Versorgung dieses Landes. Das sollte uns allen etwas wert sein.

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