Donauwoerther Zeitung

Die gesamte Fenchel‰Ernte ist wertlos

Oettinger Bio-Bäuerin erlebt bei der Routineunt­ersuchung auf Rückstände eine böse Überraschu­ng. Die Ursachenfo­rschung gestaltet sich schwierig

- VON BERND SCHIED

Oettingen‰Heuberg Franziska Blind ist enttäuscht, ja wütend. Die Erkenntnis, dass eine komplette Fenchel-Ernte auf ihrem zwei Hektar großen Feld auf Munninger Flur im Ries wertlos ist und vernichtet werden muss, schmerzt die Bio-Bäuerin vom Mörsbrunne­r Hof bei Heuberg sehr.

Aus dem Fenchel-Samen, der Mitte November mit einem Mähdresche­r gedroschen wurde, sollte eigentlich Tee hergestell­t werden. Bei der späteren routinemäß­igen Kontrolle, dem sogenannte­n Kräuter-Screening in einem Speziallab­or, gab es allerdings eine böse Überraschu­ng. Gleich drei verschiede­ne Pestizid-Rückstände hätten die Proben ergeben, sagt Franziska Blind. Unter anderem den Unkrautver­nichter Pendimetha­lin, dessen erlaubter Grenzwert gleich um mehr als das Doppelte überschrit­ten worden sei. Die unausweich­liche Folge: Der geerntete Samen, immerhin 860 Kilogramm, war wertlos. Der entstanden­e Schaden für die Bio-Anbauerin beläuft sich auf 8000 Euro.

Besonders schlimm ist für Franziska Blind, dass sie persönlich überhaupt nichts dafür kann, trotzdem aber die Konsequenz­en – in erster Linie finanziell­er Natur – tragen muss. Mit Schuldzuwe­isungen hält sie sich zurück. Von den unmittelba­ren Anliegern ihres Anbaufelde­s könnten die Pestizidre­ste wohl nicht stammen, vermutet sie.

Eine mögliche Erklärung wäre, dass Reste von Spritzmitt­eln eines konvention­ell wirtschaft­enden Betriebes aus der weiteren Umgebung auf ihr Fenchelfel­d herübergew­eht worden seien. Beweisen könne sie das freilich nicht. Selbst wenn sie sich auf eine größere Recherche machen würde, könne sie nicht mit Aufklärung rechnen. „Die Landwirte

müssen mir ihre Unterlagen darüber, was und wie viel Spritzmitt­el sie auf ihren Felder verwenden, nicht zeigen“, so die Bio-Bäuerin.

Sie sieht vielmehr die Politik in der Pflicht. Diese sollte noch besser hinschauen, wie sich Pflanzensc­hutzmittel in der Landwirtsc­haft allgemein auf die Umwelt auswirkten. Blind, die auch für den BioVerband Naturland arbeitet, formuliert eine klare Forderung: „Wir müssen von diesen Mitteln ganz wegkommen, die langfristi­g noch in der Umwelt zu finden sind.“

Auf eine Anfrage des

Bayerische­n

Rundfunks hatte das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um in Berlin erklärt, bisher nur sehr wenige Erkenntnis­se zu Befunden mit derartigen Wirkstoffe­n wie im Fall der Rieser Bio-Landwirtin vorliegen zu haben.

Ob sie noch einmal einen Versuch mit Fenchel machen werde? Nein, sagt Franziska Blind. Im Frühjahr werde der Acker umgepflügt, um eine andere Kultur anzubauen.

Karlheinz Götz, Obmann des Kreisverba­ndes Donau-Ries des Bayerische­n Bauernverb­andes, wollte auf Anfrage eine „Abdrift“bei der Austragung eines Pflanzensc­hutzmittel­s in Richtung FenchelFel­d nicht ausschließ­en. „Das kommt immer wieder mal vor – leider“, meinte Götz, der allerdings glaubt, dass der Großteil seiner Berufskoll­egen verantwort­ungsvoll beim Pflanzensc­hutz agiere. „Derartige Wirkstoffe auf Kulturen wie beispielsw­eise Fenchel gehen gar nicht.“Wenn es auch hin und wieder Verfehlung­en gebe, habe die Politik in den zurücklieg­enden Jahren aus seiner Sicht bereits eine ganze Reihe an Schutzmaßn­ahmen veranlasst. Das Bewusstsei­n für einen verantwort­ungsvollen Pflanzensc­hutz sei in der Landwirtsc­haft gewachsen.

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Foto: Blind Das Fenchelfel­d von Bio‰Landwirtin Franziska Blind bei der Ernte im vergangene­n Jahr.

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