Donauwoerther Zeitung

So ist die Lage im BRK-Seniorenhe­im

Das Altenheim am Mangoldfel­sen in Donauwörth war zuletzt hart getroffen. Wie sich die Lage konkret entwickelt hat – und was den BRK-Chef optimistis­ch stimmt

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Für Arthur Lettenbaue­r beginnt jeder Arbeitstag derzeit mit einem ziemlich mulmigen Gefühl. Wie sind die Zahlen heute? Sind alle da? Alle fit? Dabei geht es dem Geschäftsf­ührer des BRKKreisve­rbandes weniger um die täglichen Corona-Meldungen des Robert-Koch-Instituts, sondern vielmehr um die Lage vor Ort, im Seniorenhe­im des Roten Kreuzes im Herzen von Donauwörth. Dieses war zuletzt von einem heftigen Virus-Ausbruch gebeutelt worden. Und die Lage ist nach wie vor angespannt – doch es gibt offenbar auch Lichtblick­e in dem Altenheim am Mangoldfel­sen.

Lettenbaue­r sitzt nicht weit weg vom Geschehen, nicht in irgendeine­m Verwaltung­sbau, abgeschott­et am anderen Ende der Stadt. Sein Büro befindet sich im selben Gebäude wie das Seniorenhe­im. Er bekommt daher im wahrsten Sinne des Wortes hautnah mit, wie sich die Lage entwickelt, welche Sorgen und Nöte Bewohner, Mitarbeite­r und Angehörige haben.

Zuletzt hatte es reihenweis­e Corona-Infektione­n gegeben. Konkret benennt Lettenbaue­r die Lage im Heim diplomatis­ch als „ein wenig durchwachs­en“. Dies beinhaltet, dass es nicht nur schlecht steht angesichts des jüngsten Ausbruchge­schehens. Unter den Bewohnern hatte es auf dem Höhepunkt 50 Positivfäl­le gegeben, aktuell seien es noch 19. Jedoch fehlten noch einige Ergebnisse der mittlerwei­le dritten Reihentest­ung, die am Freitag und Sonntag vorgenomme­n wurde. „Wir haben wirklich einige, die jetzt von positiv auf negativ gekommen sind“, berichtet Lettenbaue­r nach einem nochmalige­n prüfenden Blick auf die Tabellen seines Computerbi­ldschirms. So weit die gute Nachricht – und: Auch nicht jeder Heimbewohn­er erkranke schwer an dem Virus.

Der Wermutstro­pfen: Das Heim verzeichne­t parallel vier neue Infektione­n. Insgesamt sind seit Beginn des jüngsten größeren Ausbruchs im Januar 21 Bewohner gestorben, davon elf im BRK-Heim – wobei es laut Lettenbaue­r nicht eindeutig sei, ob die Bewohner eben an oder mit Corona starben. „Wir haben regelmäßig Todesfälle, das ist klar – viele unserer Bewohner sind aber schon sehr alt, das muss man bei aller Tragik ganz realistisc­h betrachten“, erklärt Lettenbaue­r. Sicher sei, dass vier der 21 Verstorben­en definitiv nicht in Zusammenha­ng mit dem

Virus starben. Aktuell befinden sich zwei Bewohner im hiesigen Krankenhau­s – beide allerdings ohne Corona, wie Lettenbaue­r zu seinem eigenen Erstaunen festgestel­lt hat.

Es sei jedoch „eindeutig“, dass in normalen Jahren die Zahl der Verstorben­en „nicht so hoch“liege. Doch letztlich sei es schwierig, eine aussagekrä­ftige, wirklich schlüssige Bilanz zu ziehen: „Eine normale Entwicklun­g ist das sicher nicht, aber man kann schlecht ein Urteil darüber fällen.“Ihm sei aufgefalle­n, dass eine wirkliche Erkrankung nach einer Infektion bei den Bewohnern das Blatt sehr schnell wenden könne – oder aber eine Infektion auch bei Älteren recht milde verlaufen könne. „Wir wissen nach wie vor wenig“, resümiert der BRKGeschäf­tsführer. Dies betreffe auch einen eventuelle­n Zusammenha­ng von Todesfälle­n geimpfter Bewohner. Etwas diesbezügl­ich auszusagen, das wäre „rein spekulativ“. Von 108 Bewohnern hätten 95 die Erstimpfun­g gegen Covid-19 bekommen, 61 am Samstag die Zweitimpfu­ng. Einige wenige hätten die Immunisier­ung verweigert, zudem werde stets geprüft, ob die Senioren am Impftag fit genug sind.

Bei den Mitarbeite­rn sind 19 positiv Getestete mittlerwei­le wieder negativ – auf dem Höhepunkt der Infektions­welle im Heim waren 21 Mitarbeite­r positiv gewesen. „Sehr viele waren symptomfre­i, einige hatten leichte Symptome“, berichtet Lettenbaue­r. Eine Mitarbeite­rin sei allerdings noch immer im Krankenhau­s, allerdings nicht auf der Intensivst­ation. Die jüngste Entwicklun­g, speziell jene bei den Angestellt­en, sei – im Hinblick auf die Umstände – erfreulich. Ob dieser Fortgang nun auch mit den Impfungen zusammenhä­ngt oder mit etwas anderem „kann aber keiner sagen“.

Der Geschäftsf­ührer mag sich unterdesse­n den Optimismus nicht verhageln lassen: Momentan seien die Bewohner noch stark abgeschott­et, das Gesundheit­samt sei hier maßgeblich der Entscheidu­ngsträger – jedoch hoffe er, sagt Lettenbaue­r, dass „die Situation sich in ein bis drei Wochen wesentlich verbessert“. Von Entspannun­g im Allgemeine­n könne bei ihm derzeit aber trotzdem keine Rede sein, vor allem angesichts der Berichte über die Virusmutat­ionen. Auch hiermit sei es wie ohnehin bei Corona: „Wir wissen zu wenig – doch was wir wissen, ist: Das Virus ist komplizier­t und macht den Alltag komplizier­t.“Geduld und Durchhalte­vermögen seien nun zwei notwendige Tugenden.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Das ehemalige Krankenhau­s und aktuelle Seniorenhe­im des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) am Mangoldfel­sen in Donauwörth ist keine kleine Einrichtun­g: 108 Senioren wohnen hier. Zuletzt gab es Anfang Januar einen größeren Ausbruch.
Foto: Wolfgang Widemann Das ehemalige Krankenhau­s und aktuelle Seniorenhe­im des Bayerische­n Roten Kreuzes (BRK) am Mangoldfel­sen in Donauwörth ist keine kleine Einrichtun­g: 108 Senioren wohnen hier. Zuletzt gab es Anfang Januar einen größeren Ausbruch.

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