Unterschätzte Gefahr
Schimmelpilze in Innenräumen
Wenn es um die Wohngesundheit geht, war das Thema Lüften schon immer ein entscheidender Faktor, wurde aber eher stiefmütterlich behandelt. Im Sommer ja, aber bei kalten Temperaturen lassen wir lieber unsere Fenster zu. Seit der CoronaPandemie erlebt das Lüften den zweiten Frühling und wird zum ständigen Begleiter unseres Alltags. Staatlich angeordnet lässt Deutschland die frische Luft in die Häuser – egal wie kalt es draußen ist.
Gut so, denn Lüften schützt nicht nur vor Ansteckung und unerwünschten Viren, sondern stärkt auch unsere Abwehr und sorgt für gesunde Luft in den Innenräumen. Dort verbringen wir nämlich den größten Teil unserer Lebenszeit. Und ob wir uns wohlfühlen und gesund bleiben, hängt im Wesentlichen von der Luft ab, die wir einatmen.
Neubauten und sanierte Gebäude sind heute „dichter“als früher. Ist das Haus energetisch saniert, die Gebäudehülle gedämmt, sind neue Fenster eingebaut und das Dach isoliert, sollten die Bewohner ihr Lüftungsverhalten dem sanierten Gebäude anpassen. Noch besser ist es, gleich eine automatische Lüftungsanlage einzubauen. Wenn nichts dergleichen passiert, ist ein Schimmelbefall vorprogrammiert. Der sieht nicht nur unappetitlich aus und riecht muffig. Er kann das Bauwerk schädigen und vor allem schwerwiegende Erkrankungen und Allergien auslösen. Typisch sind Erkrankungen der Atemwege, Reizerscheinungen der Augen und der Haut, erhöhte Infektanfälligkeit, chronischer Erschöpfungszustand und Konzentrationsstörungen. Menschen, die Asthma haben, sind durch Schimmelbefall besonders gefährdet.
Lieblingsgericht des Schimmels
Der Schimmelpilz hat die Fähigkeit, das Nervensystem zu beeinflussen oder auf Darm, Magen und Lunge zu schlagen. Und ist er einmal da, breitet er sich aus, wenn nichts dagegen unternommen wird. Denn: Schimmelpilze haben großen Appetit und wachsen hervorragend, wenn das Rezept stimmt. Genügend Feuchtigkeit, die passende Temperatur und eine Prise organische Nährstoffe wie Staub und Tapetenkleber – das ist das Lieblingsgericht.
Die Hauptursache für Schimmelbefall ist in erster Linie eine zu hohe Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen, die dann entsteht, wenn die Bewohner zu wenig heizen und falsch oder gar nicht lüften. Aber auch Bauschäden oder schlechte Instandhaltung bei älteren Häusern können Schimmelpilzbefall verursachen.
Lüften, lüften, lüften! Und richtig heizen! Instrumente für ein gesundes Wohnklima sind die Fenster und der Thermostat der Heizung und im besten Fall automatische Lüftungsanlagen. Richtiges Heizen und Lüften (siehe Infobox) vermeiden Schimmelpilzbefall und Schadstoffbelastungen. Zudem stärkt die frische Luft, die durch regelmäßiges Stoßlüften in die Wohnung kommt, unser Immunsystem. Und wer richtig heizt und lüftet, kann auch seine Heizkosten senken.
In der Regel sollte die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen bei 40 bis 60 Prozent liegen. Ein Vier-PersonenHaushalt produziert alleine durch Duschen, Kochen und Schwitzen rund zehn Liter Feuchtigkeit täglich. Da sind 80 Prozent relative Luftfeuchte bei ungenügendem Luftwechsel schnell erreicht. Zur Kontrolle helfen aufgestellte Hygrometer, die es in jedem Baumarkt gibt. Moderne Lüftungsanlagen, die sowohl für den Neubau als auch für komplett sanierte Bestandsgebäude zu empfehlen sind, vereinfachen das Lüften und macht es komfortabler. Mit integrierter Wärmerückgewinnung spart man zudem wertvolle Energie.
Was tun, wenn der Schimmel da ist? Prinzipiell gilt: Jeder Schimmelbefall hat eine Ursache, die geklärt und beseitigt werden muss. Es ist immer gut, wenn man den Schimmel sieht. Denn dann kann man etwas unternehmen. Kleine Flächen, die oberflächig auf harten Materialien wie Metall, Glas oder lackiertem
Holz zu sehen sind, kann man mit einem Haushaltsreiniger abwaschen. Anschließend sollte man die betroffene Fläche mit Ethylalkohol abreiben und gut trocknen lassen. Das benutzte Wischtuch sofort entsorgen. Ist Dichtungsmaterial wie Silikon befallen, muss die Stelle entfernt und neu verfugt werden. Tapeten, auf denen Schimmel zu sehen ist, sollten entfernt und entsorgt werden.
Bei Schimmelflecken ab einem halben Quadratmeter Größe sollten Betroffene nicht mehr selbst Hand anlegen. Hier ist eine fachgerechte Sanierung durch eine Spezialfirma ratsam, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden und eine Belastung
der anderen Räume zu vermeiden. Schimmelbefall ist nicht immer sichtbar. Mikrobielle Schäden können nur zum Teil mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Daneben tritt der Schimmelbefall häufig an verdeckten Stellen oder unter dem Material, wie zum Beispiel Tapeten, auf und ist nicht sichtbar.
OInformation Kompetente Fachleute, die Sie beraten und Schimmelpilzbefall sanieren, sowie Handwerksbetriebe, die Lüftungsanlagen einbauen, findet man unter klimaschutzhwkschwaben.de.
*Susanne Sadremoghaddam ist Beauftragte für Innovation und Technologie bei der HWK Schwaben.