Keine schöne Bescherung
Nun sind ab 1. Dezember auch die Büchereien von der coronabedingten Schließung betroffen. Als wichtige Bildungseinrichtungen waren sie im Herbst zunächst davon ausgenommen. Wo es möglich ist, gibt es digitale Angebote
Landkreis Eine wenig schöne Vorweihnachtsbescherung haben die Büchereien gestern erlebt: Der aktuelle Lockdown, von dem sie bisher als wichtige Bildungseinrichtungen ausgenommen waren, betrifft nun auch sie. Durften sie bislang unter strengen Hygieneauflagen ihr Angebot aufrechterhalten, müssen sie nun vom kommenden Dienstag, 1.Dezember, bis 20. Dezember ebenfalls schließen. Die Bayerische Staatsregierung hat noch einmal strengere Corona-Richtlinien nachgelegt, als sie in anderen Bundesländern gelten. Ausgenommen sind lediglich Hochschulbibliotheken.
Diese neue Entscheidung trifft die Bücherei-Leitungen einigermaßen überraschend. Viele müssen erst eruieren, was dieses Verbot im Detail bedeutet. Auch Evelyn Leippert-Kutzner von der Stadtbibliothek Donauwörth sieht sich gerade vor einer Reihe von Fragen. „Im ersten Lockdown im Frühjahr durften wir unseren Bring- und Abholservice einrichten. Das bedeutet, unsere Leser bestellen über einen eigenen Button auf unserer Homepage Bücher und bekommen sie dann direkt an die Haustüre geliefert. Wir nehmen an, dass wir diesen Service auch diesmal anbieten dürfen.“
Darüber hinaus bietet die Stadtbibliothek eine Menge digitaler Möglichkeiten an. Auf der Internetseite „Onleihe Schwaben“haben sich 22 Kommunen zusammengeschlossen, die 40.000 Medien (E-Books und Audiodateien) zur Verfügung stellen. Einzige Voraussetzung ist: Die Interessierten müssen einen Leseausweis bei ihrer Bücherei haben. „Dieses Angebot haben wir ganz stark erweitert und einen großen Teil unseres Etats dort investiert“, erzählt Evelyn Leippert-Kutzner.
Zudem lädt die Stadtbibliothek Donauwörth zu einer weiteren digitalen Aktion ein: „In der Adventszeit können Erwachsene und Kinder auf dem YouTube-Kanal der Stadt Donauwörth unsere Videos mit Wintermärchen abrufen. An jedem Adventssonntag gibt es ab 15 Uhr eine neue Vorlesestunde.“Auch sonst überlegen die Bibliotheksleiterin und ihr Team mit Nachdruck, wie im Lockdown die Menschen weiter mit Büchern versorgt werden können.
„Das liegt uns sehr am Herzen – denn was gibt es Schöneres als lesen?!“
„Das kann nicht wahr sein“, war Beate Rogers erster spontaner Gedanke, als die Landesfachstelle für Bibliotheken am Freitag auch der Stadtbücherei Rain die Schließung mitgeteilt hat. „Jetzt verdonnert man die Menschen dazu, zu Hause zu bleiben, und dann dürfen sie sich nicht mal mehr Medien in der Bibliothek ausleihen, um es sich daheim schöner zu machen.“
Wie sehr die Bücherei als Einrichtung gebraucht wird, merkt die
Leiterin gerade an solchen Tagen. Sie hat am Freitag, dem vorerst letzten Öffnungstag, noch über 400 Ausleihen von Büchern, Spielen und mehr verzeichnet. Allein 100 waren angesichts der Schließung bereits am Vormittag vorbestellt.
Für die Zeit des Lockdowns lädt Beate Roger ihre Bibliotheksnutzer dazu ein, im Internet die Plattform eMedienBayern zu besuchen, bei der auch die Stadtbücherei Rain Mitglied ist – eines von 123. Wer ein digitales Endgerät hat, kann sich dort Medien herunterladen. Bei Fragen steht das
Büchereiteam (Telefon 09090/9496960) zur Verfügung. „Leidtragende sind allerdings all diejenigen, die keinen solchen Zugang haben“, sagt Beate Roger, „also erfahrungsgemäß kleine Kinder und alte Menschen.“
Ob die Stadtbücherei Rain einen Liefer- und/oder Abholdienst einrichten darf, wird noch geprüft. „Das hängt von versicherungsrechtlichen Dingen ab, da wir diese Fahrten mit dem Privat-Pkw machen. Wir versuchen aber alles, was möglich ist, durchzuboxen“, so Beate Roger.