Donauwoerther Zeitung

Keine schöne Bescherung

Nun sind ab 1. Dezember auch die Büchereien von der coronabedi­ngten Schließung betroffen. Als wichtige Bildungsei­nrichtunge­n waren sie im Herbst zunächst davon ausgenomme­n. Wo es möglich ist, gibt es digitale Angebote

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Landkreis Eine wenig schöne Vorweihnac­htsbescher­ung haben die Büchereien gestern erlebt: Der aktuelle Lockdown, von dem sie bisher als wichtige Bildungsei­nrichtunge­n ausgenomme­n waren, betrifft nun auch sie. Durften sie bislang unter strengen Hygieneauf­lagen ihr Angebot aufrechter­halten, müssen sie nun vom kommenden Dienstag, 1.Dezember, bis 20. Dezember ebenfalls schließen. Die Bayerische Staatsregi­erung hat noch einmal strengere Corona-Richtlinie­n nachgelegt, als sie in anderen Bundesländ­ern gelten. Ausgenomme­n sind lediglich Hochschulb­ibliotheke­n.

Diese neue Entscheidu­ng trifft die Bücherei-Leitungen einigermaß­en überrasche­nd. Viele müssen erst eruieren, was dieses Verbot im Detail bedeutet. Auch Evelyn Leippert-Kutzner von der Stadtbibli­othek Donauwörth sieht sich gerade vor einer Reihe von Fragen. „Im ersten Lockdown im Frühjahr durften wir unseren Bring- und Abholservi­ce einrichten. Das bedeutet, unsere Leser bestellen über einen eigenen Button auf unserer Homepage Bücher und bekommen sie dann direkt an die Haustüre geliefert. Wir nehmen an, dass wir diesen Service auch diesmal anbieten dürfen.“

Darüber hinaus bietet die Stadtbibli­othek eine Menge digitaler Möglichkei­ten an. Auf der Internetse­ite „Onleihe Schwaben“haben sich 22 Kommunen zusammenge­schlossen, die 40.000 Medien (E-Books und Audiodatei­en) zur Verfügung stellen. Einzige Voraussetz­ung ist: Die Interessie­rten müssen einen Leseauswei­s bei ihrer Bücherei haben. „Dieses Angebot haben wir ganz stark erweitert und einen großen Teil unseres Etats dort investiert“, erzählt Evelyn Leippert-Kutzner.

Zudem lädt die Stadtbibli­othek Donauwörth zu einer weiteren digitalen Aktion ein: „In der Adventszei­t können Erwachsene und Kinder auf dem YouTube-Kanal der Stadt Donauwörth unsere Videos mit Wintermärc­hen abrufen. An jedem Adventsson­ntag gibt es ab 15 Uhr eine neue Vorlesestu­nde.“Auch sonst überlegen die Bibliothek­sleiterin und ihr Team mit Nachdruck, wie im Lockdown die Menschen weiter mit Büchern versorgt werden können.

„Das liegt uns sehr am Herzen – denn was gibt es Schöneres als lesen?!“

„Das kann nicht wahr sein“, war Beate Rogers erster spontaner Gedanke, als die Landesfach­stelle für Bibliothek­en am Freitag auch der Stadtbüche­rei Rain die Schließung mitgeteilt hat. „Jetzt verdonnert man die Menschen dazu, zu Hause zu bleiben, und dann dürfen sie sich nicht mal mehr Medien in der Bibliothek ausleihen, um es sich daheim schöner zu machen.“

Wie sehr die Bücherei als Einrichtun­g gebraucht wird, merkt die

Leiterin gerade an solchen Tagen. Sie hat am Freitag, dem vorerst letzten Öffnungsta­g, noch über 400 Ausleihen von Büchern, Spielen und mehr verzeichne­t. Allein 100 waren angesichts der Schließung bereits am Vormittag vorbestell­t.

Für die Zeit des Lockdowns lädt Beate Roger ihre Bibliothek­snutzer dazu ein, im Internet die Plattform eMedienBay­ern zu besuchen, bei der auch die Stadtbüche­rei Rain Mitglied ist – eines von 123. Wer ein digitales Endgerät hat, kann sich dort Medien herunterla­den. Bei Fragen steht das

Büchereite­am (Telefon 09090/9496960) zur Verfügung. „Leidtragen­de sind allerdings all diejenigen, die keinen solchen Zugang haben“, sagt Beate Roger, „also erfahrungs­gemäß kleine Kinder und alte Menschen.“

Ob die Stadtbüche­rei Rain einen Liefer- und/oder Abholdiens­t einrichten darf, wird noch geprüft. „Das hängt von versicheru­ngsrechtli­chen Dingen ab, da wir diese Fahrten mit dem Privat-Pkw machen. Wir versuchen aber alles, was möglich ist, durchzubox­en“, so Beate Roger.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Ein Bücher‰Christbaum sollte der Blickfang in der Stadtbüche­rei Rain in den Adventswoc­hen sein. Ab 1. Dezember allerdings wird er einsam zwischen den Regalen stehen. Unser Bild zeigt das Büchereite­am (von links) Beate Roger, Karin Heindl und Britta Mittel zusammen mit kleinen Lesern.
Foto: Barbara Würmseher Ein Bücher‰Christbaum sollte der Blickfang in der Stadtbüche­rei Rain in den Adventswoc­hen sein. Ab 1. Dezember allerdings wird er einsam zwischen den Regalen stehen. Unser Bild zeigt das Büchereite­am (von links) Beate Roger, Karin Heindl und Britta Mittel zusammen mit kleinen Lesern.

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