Schutzwand als Todesfalle
Ein tonnenschweres Betonteil stürzt auf die Autobahn und knallt auf ein Fahrzeug. Die Polizei steht vor einem Rätsel
Köln Noch immer ist unklar, wie sich auf der A3 bei Köln eine tonnenschwere Betonplatte lösen und auf einen Wagen stürzen konnte, in dem eine 66-jährige Autofahrerin aus Köln starb. Es gebe keine neuen Erkenntnisse, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei am Wochenende. Am Samstag war unter anderem ein Ingenieur an der Unglücksstelle, um sich ein Bild von den Umständen zu machen. Alle Erklärungen seien bislang nur Spekulationen, sagte der Sprecher. Man müsse vermutlich ein Gutachten abwarten, um die Ursache zu erfahren.
Das etwa fünf Tonnen schwere Teil hatte sich am Freitagvormittag zwischen dem Kreuz Köln-Ost und der Anschlussstelle Köln-Dellbrück aus einer Lärmschutzwand gelöst und war auf das fahrende Auto gekracht. Der Wagen der 66 Jahre alten Frau wurde völlig zerquetscht.
Die Ermittlungen führt die Kölner Kriminalpolizei, da es kein „klassischer Verkehrsunfall“sei, so der Sprecher. Es handele sich um ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren, bei dem auch geprüft würde, ob es sich um ein Tötungsdelikt – zum Beispiel aus Fahrlässigkeit – handeln könnte, so der Sprecher.
Die viel befahrene Autobahn aus der Richtung Frankfurt am Main war am Freitag zeitweise gesperrt worden, am Samstag war sie aber wieder befahrbar. Nur die rechten Fahrspuren entlang der Lärmschutzwände blieben in beide Richtungen gesperrt. „Das ist notwendig wegen der Prüfung der Lärmschutzwände“, hatte der Landesbetrieb Straßen.NRW dazu erklärt. Bis wann die Sperrung der rechten Spuren bestehen bleiben sollte, war zunächst noch nicht klar.
Die Wände stammten ungefähr aus dem Jahr 2007, seien also noch nicht so alt, sagte ein Sprecher des Landesbetriebs. „Unsere Lärmschutzwände
werden im Rahmen der Sichtprüfung von den Meistereien natürlich überprüft.“Das geschehe unabhängig von dem tragischen Unglück am Freitag. „Seien Sie sicher, dass wir da jetzt noch einmal ein Augenmerk drauf richten“, so der Sprecher.
Mit dem Unfall soll sich am Mittwoch auch der Verkehrsausschuss des Landtags beschäftigen. Die SPD-Fraktion hat eine Aktuelle Viertelstunde beantragt, in der die Landesregierung über das Unglück selbst und den Zustand der Lärmschutzwände vor Ort und in ganz NRW berichten soll.