Donauwoerther Zeitung

Handlungsd­ruck bei der Kurzzeitpf­lege

Gesellscha­ft Die SPD-Fraktion und die Grün-Soziale-Fraktion haben zusammen einen Antrag eingereich­t. Sie fordern das gKU auf, zu überprüfen, wie viele Plätze geschaffen werden können

- VON JULIAN WÜRZER

Landkreis Wer sich nach einem Aufenthalt in einem Krankenhau­s nicht selbst versorgen kann, ist auf Kurzzeitpf­lege angewiesen. Der Bedarf im Landkreis ist hoch, die Zahl der Plätze zu gering. Angehörige von Betroffene­n telefonier­en oftmals zahlreiche Pflegeheim­e ab – in vielen Fällen ohne Erfolg. Das berichten sowohl Einrichtun­gsleiter als auch Angehörige von Pflegebedü­rftigen.

Um eine Verbesseru­ng anzustoßen, hat die SPD-Fraktion zusammen mit der Grün-Sozialen-Fraktion einen Antrag an den Kreistag Donau-Ries gestellt. In dem fordern beide das gemeinsame Kommunalun­ternehmen (gKU) auf, zu überprüfen, wie viele Kurzzeitpf­legeplätze unter welchen Voraussetz­ungen im Landkreis geschaffen werden können und wie der Landkreis das gKU dabei unterstütz­en könnte. Die Fraktionsv­orsitzende der SPD, Ursula Straka, sagt gegenüber unserer Zeitung, dass der Antrag eingereich­t wurde, damit sich endlich etwas in der Kurzzeitpf­lege tut. „Wir können dieses Problem nicht nochmals aufschiebe­n“, sagt sie.

Zum Hintergrun­d: Im September stellte die Grün-Soziale–Fraktion einen ähnlichen Antrag, allerdings wollte sie das gKU damals anweisen, die Schaffung von Pflegeplät­zen zu überprüfen. Eine Anweisung falle aber laut Straka nicht in die Zuständigk­eit des Kreistages. Der Antrag wurde letztlich abgewiesen. Nun formuliert­en die beiden Fraktionen den Antrag weicher, aber mit demselben Ziel: die derzeitige Situation in der Kurzzeitpf­lege zu verbessern. Ein klares Konzept gebe es dabei noch nicht. „Wir wollten den Stein ins Rollen bringen und möglichst alle Fraktionen einbeziehe­n“, sagt Straka.

Vonseiten des gKU gibt es momentan lediglich eingestreu­te Kurzzeitpl­ätze, sagt gKU-Vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Busse. Sollte ein Zimmer in einem Heim beispielsw­eise wegen eines Todesfalls frei werden, dann könne jemand, der aus dem Krankenhau­s entlassen wird oder dessen Angehörige in den Ur- laub fahren, kurzfristi­g das Zimmer beziehen. Die seien aber nur frei, bis der nächste stationäre Bewohner aufgenomme­n werde. Deshalb gebe es keine genauen Zahlen, wie viele Plätze vorhanden sind und wie hoch der Bedarf ist. Gerade durch den Wegfall der Kurzzeitpf­legestatio­n des Bayerische­n Roten Kreuzes in Donauwörth im Jahr 2016 habe sich die Lage nochmals verschärft.

Dort gab es zehn Plätze. Nachdem eine neue Verordnung der Bayerische­n Staatsregi­erung erlassen wurde, wonach jedes Zimmer ein eigenes Bad und eine Toilette benötige, wurde die Kurzzeitpf­legestatio­n geschlosse­n. „Die Renovierun­g des Gebäudes aus den 60er-Jahren hätte zu viel Geld gekostet“, sagt Einrich- tungsleite­r Timo Böllmann. Seitdem gebe es ähnlich wie bei den Einrichtun­gen des gKUs nur eingestreu­te Kurzzeitpf­legeplätze. Derweil sei das Pflegeheim aber zu 99 Prozent ausgelaste­t. Böllmann bekommt zehn Anfragen pro Woche auf Kurzzeitpf­legeplätze. Würde man in dem Heim Betten dafür freiräumen, dann würden sie laut Bollmann in der Langzeitpf­lege fehlen. „Es wäre eine Problemver­schiebung.“Andrea Eireiner von der Grün-Sozialen-Fraktion sagt, dass der Landkreis deshalb schauen müsse, wo es Potenzial gebe. Denn er müsse vorsorgen.

Bei den anderen Fraktionen rennen die Antragsste­ller offene Türen ein. Hermann Faul von der PWG/ FDP sagt, dass Kurzzeitpf­legeplätze notwendig seien und dass in Nördlingen bereits der Ausbau der Tagespfleg­e geplant sei. Regina Thum-Ziegler, Fraktionsv­orsitzende Frauen/ÖDP/FW, sieht in dem Antrag ebenfalls eine Notwendigk­eit für eine Verbesseru­ng der Situation im Kreis Donau-Ries. Peter Schiele von der Fraktion CSU/ALJB verweist darauf, dass das gKU bereits prüfe, wie die Seniorenhe­ime verbessert werden können. Dabei wolle man auch andere Träger miteinbezi­ehen. Das bestätigt die Pressespre­cherin des Landratsam­tes Gabriele Hoidn. Es werde derzeit untersucht, wie hoch der Bestand sei und wo sich die Pflegeplät­ze befinden. „Es ist schon im Prozess, es tut sich also was“, sagt sie.

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Symbolbild: Szilvia Izsó Plätze in der Kurzzeitpf­lege sind rar, das berichten Pflegeheim­leiter und Betroffene. Deshalb reichte die SPD-Fraktion zusammen mit der Grün-Sozialen-Fraktion einen Antrag im Kreistag ein.

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