Wie Norwegens Königspaar seine Liebe rettete
Vor 50 Jahren sagten König Harald und Königin Sonja Ja zueinander. Ihre Beziehung galt lange als Skandal
Oslo Fast sechs Jahrzehnte sind seit ihrem ersten Rendezvous vergangen. Seit ihrer Hochzeit auf den Tag genau 50 Jahre: Heute feiern König Harald V. und Königin Sonja von Norwegen ihre goldene Hochzeit – und zwar in der Osloer Domkirche, wo das Paar sich am 29. August 1968 das Jawort gegeben hatte.
„Wir feiern nur sooo klein!“verkündete König Harald kürzlich im norwegischen Fernsehen und zeigte dabei die Zeigefinger beider Hände mit nur einem Millimeter Abstand dazwischen in die Kamera. Zum Gottesdienst hat das volksnahe Königspaar auch ganz normale Norweger eingeladen. Sie konnten sich einfach per E-Mail anmelden, die ersten 200 Untertanen ergatterten einen Platz auf der Kirchenbank. Das hat auch mit der Geschichte der tiefen Liebe zwischen Harald und Sonja zu tun.
Denn auch Sonja Haraldsen war einmal eine gewöhnliche Untertanin. Die Tochter eines Kleiderunternehmers aus einer Schiffskapitänsfamilie war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der ersten nicht adli- Frauen Europas, die einen Kronprinzen heirateten. Was heute völlig normal ist, war damals ein Skandal. Konservative Royalisten boykottierten die Hochzeit und schimpften lauthals, obwohl Sonja aus einer guten Familie stammte und Mitte der Vierziger- und Fünfzigerjahre im noblen Stadtteil Vinderen im damals noch kleinen Oslo aufgewachsen war. Trotz ihrer bürgerlichen Herkunft überschnitt sich ihr Freundeskreis mit dem des Hochadels. Die ausgebildete Damengen schneiderin studierte Sprachen und Kunstgeschichte an der Universität Oslo, als sie mit 22 Jahren Königssohn Harald traf. Die beiden verliebten sich schnell, doch die Verbindung wurde jahrelang schamhaft geheim gehalten. Die Monarchie war noch jung und zerbrechlich. Norwegen war erst seit 1905 ein von Schweden unabhängiges Land. König Olav V. war erst der zweite König Norwegens seit 500 Jahren und führte sein Land aus dem Exil durch die NS-Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg. Da sollte das blaue Blut bloß nicht gleich durch die bürgerliche Sonja verdünnt werden. Neun Jahre lebten Sonja und Harald in wilder Ehe. „Es gab Zeiten, da verloren wir die Hoffnung, dass wir jemals König Olavs Zustimmung bekommen würden“, erzählte Sonja später. Sie hätte zeitweise gar versucht, ihre Beziehung zu beenden. „Aber wir fanden stets wieder zueinander“, sagte sie. Weil König Olav sich keinen Zentimeter bewegte, drohte Kronprinz Harald, dann gar nicht zu heiraten, wenn er Sonja nicht bekomme, und den Thron abzulehnen. „Eine Kombination aus Geduld und Hartnäckigkeit“, beschrieb Harald später seine Strategie beim militärisch strengen Vater. 1968 wurde die Welt langsam toleranter. Die Liebe zwischen Harald und Sonja ist vielleicht auch wegen der vielen Hürden, die sie zunächst nehmen musste, nie gerostet.