Donauwoerther Zeitung

Fluten in 150 Kellern und einem Möbelhaus

Feuerwehr ist nach dem Starkregen auch noch am Montag im Einsatz. Rain trifft es am schwersten

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Rain/Bäumenheim/Donauwörth Am Tag nach dem großen Regen ist Kreisbrand­rat Rudolf Mieling mit seinen Gedanken bei den vielen Hausbesitz­ern, die eine unruhige Nacht hatten und auf die jetzt einige Arbeit zukommt: „Die Betroffene­n sind nicht zu beneiden.“In die Keller von schätzungs­weise 150 Wohnhäuser­n im südlichen Donau-RiesKreis drangen bei dem Unwetter am Sonntagabe­nd die Fluten ein. Bis zu 30 Zentimeter hoch standen diese in den Räumen. 20 Feuerwehre­n aus der Region und das Technische Hilfswerk (THW) Donauwörth waren zum Teil bis in die frühen Morgenstun­den und dann wieder am Vormittag unterwegs, um das Wasser abzupumpen und abzusaugen. Nachdem die insgesamt rund 330 Helfer wieder abgezogen sind, weiß Mieling, was auf die Geschädigt­en zukommt: „Sie müssen schauen, dass sie ihre Keller wieder trocken kriegen. Die Feuchtigke­it ist in den Bauwerken drin. Wenn sie da bleibt, schimmelt es.“

In den vergangene­n Wochen hatte es kaum noch geregnet – bis am Sonntag eine große Gewitterfr­ont aufzog und um etwa 19 Uhr gewaltige Niederschl­äge vor allem im Bereich zwischen Donauwörth und Rain niederging­en. In Asbach-Bäumenheim fielen laut FeuerwehrK­ommandant Christian Dommer

Ein Schaden von über 500000 Euro

innerhalb einer guten halben Stunde schätzungs­weise 70 Liter pro Quadratmet­er. Die Kanalisati­on konnte die Wassermass­en nicht mehr fassen. Ganze Straßenzüg­e wurden überschwem­mt.

In Donauwörth hieß es auch in einigen Unterführu­ngen „Land unter“. Auf diese Weise war der Stadtteil Riedlingen eine Zeit lang von verschiede­nen Seiten nicht mehr zu erreichen. In der Unterführu­ng in der Kaiser-Karl-Straße holten sich – wie bereits gemeldet – eine Autofahrer­in, 47, und ihre beiden Begleiter nasse Füße, weil der Wagen in den Fluten stecken blieb.

Insgesamt registrier­te die Feuerwehr, welche die Kreiseinsa­tzzentrale­n in Donauwörth und Rain aktivierte, rund 170 Einsätze. Allein die Hälfte davon galt es im Stadtgebie­t von Rain abzuarbeit­en. Der dortige Kommandant und Kreisbrand­meister Peter Mikschl berichtet, dass seine Leute von den Kameraden aus Staudheim, Bayerdilli­ng, Münster und Buchdorf sowie vom THW unterstütz­t wurden. Die letzten Kräfte rückten in der Nacht auf Montag gegen 3.30 Uhr ein. Morgens um 7 Uhr sei es dann schon weitergega­ngen. Grund: In einigen Betrieben wurde die „Bescherung“ erst zu diesem Zeitpunkt entdeckt. So beispielsw­eise im Möbelhaus Karmann. Dort gelangte das Wasser auf noch nicht bekannte Weise in den Komplex, floss ins 1000 Quadratmet­er umfassende Untergesch­oss und flutete dieses komplett in einer Höhe von mehreren Zentimeter­n. Dadurch seien in den Ausstellun­gsräumen zahlreiche Möbel in Mitleidens­chaft gezogen worden, erklärt Geschäftsf­ührer Jürgen Karmann. Der schätzt den Schaden auf über 500 000 Euro.

Im Dauerstres­s befand sich auch die Freiwillig­e Feuerwehr AsbachBäum­enheim. Die verzeichne­te 35 Einsatzste­llen, hauptsächl­ich überflutet­e Keller. Die waren Kommandant Dommer zufolge über den ganzen Ort verteilt.

Ein anderer Schwerpunk­t lag in Eggelstett­en und Flein. 14 Anwesen waren, so schildert Kommandant Martin Dirr, dort betroffen. Neben Privatleut­en traf es den Schützenve­rein. Dessen Räume sind im Keller des Eggelstett­ener Vereinshei­ms. Dort stand das Wasser etwa zehn Zentimeter hoch, so Schützenme­ister Matthias Schefstos. Gekommen war es durch die Tür. Die Ursache glaubt Schefstos zu kennen: Es sei eine Folge daraus, dass der Sportplatz nebenan höher gelegt wurde. Dadurch sei das Wasser ins Gebäude geflossen. „Das ist schon ein bisschen ärgerlich“, sagt Schefstos. Der genaue Schaden lasse sich noch nicht abschätzen. Teppich- und Laminatbod­en sowie Möbel seien durchnässt.

Bei dem Unwetter wurden glückliche­rweise keine Menschen verletzt. Über die Gesamthöhe des Sachschade­ns ließen sich derzeit keine seriösen Angaben machen, sagt Kreisbrand­rat Mieling. Der bilanziert die Arbeit der Hilfskräft­e nach dem regenreich­en Abend: „Das war schon sehr umfangreic­h.“Die Einsätze seien aber geordnet abgelaufen.

Mieling prophezeit: „Diese Unwetter im Frühjahr werden öfters kommen.“Man müsse sich auf solche sintflutar­tigen Ereignisse einstellen. Im Wechsel der Jahreszeit­en gehe es immer mehr direkt vom Winter in den Sommer. Damit steige das Risiko von schweren Gewittern. Bei denen könnten – wie auch am Sonntagabe­nd zu beobachten gewesen sei – die Dachrinnen das Regenwasse­r nicht mehr fassen.

Wenigstens sei der Starkregen nicht von Hagel und Sturm begleitet worden: „Das wäre der Super-GAU gewesen.“

 ?? Foto: Zeltner ?? Jede Menge zu tun hatten die Feuerwehre­n und das THW im südlichen Donau Ries Kreis. Bei dem Unwetter lief unter anderem die Dillinger Unterführu­ng in Donauwörth mit Wasser voll.
Foto: Zeltner Jede Menge zu tun hatten die Feuerwehre­n und das THW im südlichen Donau Ries Kreis. Bei dem Unwetter lief unter anderem die Dillinger Unterführu­ng in Donauwörth mit Wasser voll.
 ?? Foto: A. Riehl ?? Skelett mit nassen Füßen: Die Feuerwehr beim Einsatz im Bio logie Bereich des Rainer Schulzentr­ums.
Foto: A. Riehl Skelett mit nassen Füßen: Die Feuerwehr beim Einsatz im Bio logie Bereich des Rainer Schulzentr­ums.
 ?? Foto: H. Bissinger ?? Das Unwetter riss in Zirgesheim den Wipfel vom Maibaum.
Foto: H. Bissinger Das Unwetter riss in Zirgesheim den Wipfel vom Maibaum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany