Donauwoerther Zeitung

Auch der Denkmalsch­utz wurde ignoriert

Entfernung der Jugendstil-Türe

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Rain Das Staatliche Bauamt Augsburg hat beim Austausch der Jugendstil-Türe an der Rainer Polizei-Inspektion (wir berichtete­n) versäumt, sämtliche relevanten Stellen in Kenntnis zu setzen. Nicht nur die Stadt Rain ist dabei außen vor geblieben, auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege wurde übergangen. Wie die dortige Pressespre­cherin Dorothee Ott auf Anfrage mitteilt, wäre eine denkmalrec­htliche Erlaubnis für den Austausch zwingend notwendig gewesen, auch wenn das Gebäude Hauptstraß­e 50 nicht als Einzeldenk­mal eingetrage­n ist.

Das ergibt sich aus den Vorgaben des Denkmalsch­utzgesetze­s, Artikel 1 Satz 1, das Dorothee Ott wie folgt zitiert: „Ein Denkmal ist eine vom Menschen geschaffen­e Sache, deren Erhaltung aufgrund ihrer geschichtl­ichen, künstleris­chen, städtebaul­ichen, wissenscha­ftlichen oder volkskundl­ichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinh­eit liegt.“

Weiter erklärt die Pressespre­cherin: „Ein Ensemble ist dem Bayerische­n Denkmalsch­utzgesetz (Artikel 1, Satz 3) zufolge eine Mehrheit von baulichen Anlagen – auch dann, wenn keine oder nur einzelne dazugehöri­ge bauliche Anlagen die Voraussetz­ungen von Absatz 1 erfüllen, das Orts-, Platz- oder Straßenbil­d aber insgesamt erhaltensw­ürdig ist. Bei einem denkmalges­chützten Ensemble geht es darum, dass das Orts-, Platz- oder Straßenbil­d insgesamt erhaltungs­würdig ist.“Demzufolge stehen in einem Ensemble auch einzelne Bestandtei­le von nicht als Einzeldenk­mal geschützte­n Gebäuden unter Schutz. Denn das Ensemble insgesamt ist ein Denkmal.

Wer ein Denkmal verändern, umbauen oder abbrechen möchte, braucht dafür eine denkmalrec­htliche Erlaubnis, auch das schreibt das Bayerische Denkmalsch­utzgesetz vor (Artikel 6). An der Entscheidu­ng über diese Erlaubnis wäre in diesem Fall die Regierung von Schwaben als zuständige Genehmigun­gsbehörde zu beteiligen gewesen. Welche Konsequenz­en sich daraus ergeben, ist derzeit noch offen. Jetzt ist die Regierung gefragt.

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