Am Leben verzweifeln
Ein Roman-Erstling, der zu viel will
Irgendwie hat Barbara Kenneweg das mit der Midlife-Krise falsch verstanden. 30-Jährige sind noch lange nicht so weit. Oder doch? In ihrem Roman „Haus für eine Person“nimmt sich die Autorin der „Generation Y“an, verkörpert durch Rosa Lux. Die 31-Jährige leidet an ihrem Leben, sie hat sich von ihrem Freund getrennt und ist aufs Land gezogen. Weg aus der Berliner Tristesse, zurück zur Natur, dahin, wo die Nachbarn einander noch kennen. Doch auch da ist die junge Frau überfordert. Im Einkaufszentrum überfällt sie die Erkenntnis: „Ich vertrage die soziale Realität nicht …, bin ein Snob.“Ein Snob ohne Geld und ohne Job. Ihre Gedankenmonologe kreisen vor allem um sich selbst, daran kann auch eine unverhoffte Schwangerschaft nichts ändern. Rosa kann sich zu nichts aufraffen, weder dazu, die nette alte Nachbarin zu besuchen, noch, sich auf die Geburt vorzubereiten.
Auch wenn die Leser ihren Kulturpessimismus zeitweise teilen können – da liefert Barbara Kenneweg einiges mit Wiedererkennungswert –, die penetrante Larmoyanz Rosas, ihre fast schmerzhafte Trägheit nerven, überfordern die Empathie. Vielleicht hat sich Kenneweg in ihrem Erstling ein bisschen viel vorgenommen: Nicht nur ein Porträt der Generation Y, auch eine Karikatur unserer Wohlstandsgesellschaft sollte der Roman sein und ganz nebenbei auch die Last der Kriegsgeneration skizzieren.
Ull stein, 223 S., 18 ¤