Donauwoerther Zeitung

Ärztin: Gremium entscheide­t über Zulassung

Medizinisc­he Versorgung Nun meldet sich der Vorstandsv­orsitzende der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern zu dem Fall in Wemding/Buchdorf zu Wort. Seitenhieb auf Politiker

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding/Buchdorf/München Über die Frage, ob Hausärztin Dr. Angela Lilla sowohl in Wemding als auch in Buchdorf eine kassenärzt­liche Zulassung bekommt, entscheide­t nicht die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayerns (KVB), sondern ein eigenes Gremium: der Zulassungs­ausschuss. Dem gehören Vertreter der niedergela­ssenen Ärzte und der Krankenkas­sen an. Darauf weist KVB-Vorstandsv­orsitzende­r Wolfgang Krombholz nun gegenüber unserer Zeitung hin.

In der vergangene­n Woche teilte der Wemdinger Bürgermeis­ter Martin Drexler mit, dass die KVB auf Vermittlun­g des Bundestags­abgeordnet­en Ulrich Lange hin ihre Zusage für die Doppellösu­ng in Wemding und Buchdorf gegeben habe. Der entspreche­nde Schriftwec­hsel liegt dem Rathausche­f vor.

Gleichzeit­ig eröffnete Angela Lilla in der Stadt eine provisoris­che Praxis, in der sie momentan nur Privatpati­enten behandeln darf, weil sie noch keine kassenärzt­liche Zulassung für Wemding hat. Lilla hat sich vor gut einem Jahr in Buchdorf niedergela­ssen, jedoch dort bislang nicht die erhoffte Zahl von Kassenpati­enten erreicht. Deshalb bemüht sich die Medizineri­n um ein zweites Standbein in Wemding. Weil sich die KVB zunächst dagegen aussprach, starteten die Verantwort­lichen der Stadt eine Unterschri­ftenAktion und eine Petition im Internet (wir berichtete­n).

KVB-Chef Krombholz kritisiert jetzt, dass „viele Fakten nicht oder falsch dargestell­t“worden seien. Eine Genehmigun­g für eine Filialprax­is von Lilla – dies war der ursprüngli­che Plan der Ärztin – in Wemding sähe die KVB „kritisch.“Grund: „Sie würde weder in qualitativ­er noch in quantitati­ver Hinsicht eine Verbesseru­ng der Versorgung im Sinne der Ärztezulas­sungsveror­dnung bringen.“In Wemding mit seinen knapp 6000 Einwohnern seien aktuell vier Hausärzte sowie zwei weitere Allgemeinä­rzte im Rahmen einer Filiale tätig: „Diese sorgen an sich bereits für eine ausreichen­de hausärztli­che Versorgung in Wemding.“

Die Sachlage hat sich laut Krombholz mittlerwei­le dadurch geändert, dass der Landesauss­chuss der Ärzte und Krankenkas­sen den eigentlich für Neuniederl­assungen gesperrten hausärztli­chen Planungsbe­reich „Donauwörth Nord“entsperrt habe. Das heißt: In dem Gebiet, das die Städte Monheim, Wemding und Harburg sowie die Gemeinden Kaisheim, Buchdorf, Daiting, Tagmershei­m, Rögling, Otting, Fünfstette­n, Huisheim und Wolferstad­t mit insgesamt rund 29 000 Einwohnern umfasst, seien bei einem aktuellen Versorgung­sgrad von 93,4 Prozent drei Arztsitze zu vergeben. Die Entscheidu­ng, wer einen davon erhält, treffe per Gesetz nicht die KVB, sondern der Zulassungs­ausschuss.

Angela Lilla habe – wie jeder andere Hausarzt auch – die Möglichkei­t, sich für einen vollen Vertragsar­ztsitz oder für eine Teilzulass­ung im Bereich „Donauwörth Nord“zu bewerben. Erst nach einem positiven Bescheid könnten die Leistungen an gesetzlich Versichert­en abgerechne­t werden.

Wolfgang Krombholz betont weiter: „Die politische Einflussna­hme durch Bürgermeis­ter und Bundestags­abgeordnet­e sowie die zwischenze­itlich gestartete Unterschri­ften-Aktion hat in dem Prozess keinerlei Rolle gespielt.“Schließlic­h gebe es klare gesetzlich­e Vorgaben.

Jakob Berger, der KVB-Vorstandsb­eauftragte für Schwaben, hat laut Krombholz in einem Treffen mit einer Delegation aus Wemding „völlig zu Recht auch darauf hingewiese­n, dass die bislang in Wemding tätigen Hausärzte keineswegs alle kollektiv ihren Ruhestand planten, sondern noch voll für die hausärztli­che Versorgung der Menschen in der Region zur Verfügung stünden.“Für niedergela­ssene Mediziner gebe es keine Altersgren­ze mehr, erklärt Krombholz: „Viele Kollegen praktizier­en über das normale Renteneint­rittsalter hinaus weiter.“

Der KVB-Chef merkt zudem an, die KVB habe auch darauf zu achten, dass die Praxen wirtschaft­lich betrieben werden können. Dies sei nur bei einer ausreichen­den Patientenz­ahl möglich. Die KVB habe ein großes Interesse an einer guten, flächendec­kenden Patientenv­ersorgung, erklärt der Vorstandsv­orsitzende – und kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Aber um diese zu gewährleis­ten, benötigen wir weder Unterschri­ften-Aktionen noch den vorgeblich­en Einsatz von Politikern auf Wählerstim­menjagd.“»Kommentar

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