Donauwoerther Zeitung

Reichsbürg­er im Visier

Sicherheit Landratsäm­ter sind angewiesen, Reichsbürg­er zu ermitteln, die Waffen besitzen. Auch im Kreis gibt es Fälle

- VON JAN KANDZORA

Donauwörth/Nördlingen Wenn ein „Reichsbürg­er“angeklagt ist, sind die Sicherheit­svorkehrun­gen hoch. Am Nördlinger Amtsgerich­t sitzen in einem solchen Fall jede Menge Polizisten im Saal, auch wenn es nur um ein kleines Delikt geht. Manche Beamte tragen Uniform, andere sind in Zivil vor Ort. Die Einlasskon­trollen sind verschärft, Handys im Gerichtssa­al nicht zugelassen. „Und es gibt Ausweispfl­icht“, sagt Gerhard Schamann, stellvertr­etender Direktor des Nördlinger Amtsgerich­tes.

Denn in anderen Gerichten kam es heuer schon zu tumultarti­gen Szenen, als Reichsbürg­ern der Prozess gemacht wurde. Die Mitglieder der Bewegung erkennen die Existenz der Bundesrepu­blik nicht an, und damit auch nicht dessen Justizappa­rat. Dass von der Bewegung eine Gefahr ausgehen kann, rückte ins öffentlich­e Bewusstsei­n, als im Oktober ein Mann, der sich den Reichsbürg­ern zuordnet, im fränkische­n Georgensgm­ünd zwei Polizisten niederscho­ss. Einer von ihnen starb einen Tag später an seinen Verletzung­en.

Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) kündigte daraufhin an, Reichsbürg­er entwaffnen zu wollen. Bayernweit wird ihre Zahl auf 1750 geschätzt. Derzeit werden Waffenbesi­tzer in Bayern von den Landratsäm­tern dahingehen­d überprüft, ob sie der Bewegung angehören. Zuletzt hieß es vom Innenminis­terium, die Untersuchu­ng solle bis Mitte Februar abgeschlos­sen sein und dass die Behörden bayernweit 336 Verdächtig­e im Visier hätten, 33 davon im Bezirk Schwaben.

Und im Landkreis Donau-Ries? Hier gibt es nach Auskunft des Landratsam­tes derzeit drei Verdachtsf­älle. Also drei Menschen mit waffenrech­tlicher Erlaubnis, die mutmaßlich Reichsbürg­er sind. Eine Zahl, die sich durchaus noch verändern kann, denn abgeschlos­sen sind die Ermittlung­en noch nicht, wie das Landratsam­t betont. Wie genau die Überprüfun­g abläuft, will das Amt aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht offenbaren.

Gesicherte Erkenntnis­se über die Gesamtzahl der Reichsbürg­er im Donau-Ries-Kreis gibt es nach wie vor nicht. In der Region kommen die Behörden jedoch öfter mal in Kontakt mit der Bewegung.

Besucher gibt sich als Richter aus

Bereits im Oktober teilte das Landratsam­t etwa mit, dass in den vergangene­n Jahren rund zehn Menschen neue Ausweise auf dem Rechtsstan­d von 1913 beantragt hätten. Gewalttate­n von Reichsbürg­ern seien aber noch nicht registrier­t worden, hieß es damals von der Polizei. Als es im Juni vor dem Nördlinger Amtsgerich­t ein Verfahren gegen einen Mann gab, der zu der Gruppierun­g gehört, fing die Polizei zwei Besucher am Eingang ab: Ein 69-Jähriger war mit einer Robe als Richter verkleidet, ein 52-jähriger Mann gab sich als Staatsanwa­lt aus. Beide wurden wegen Amtsanmaßu­ng angezeigt.

Und nun also ermittelt das Landratsam­t Donau-Ries, wie viele der nach Auskunft des Amtes rund 4000 Menschen mit Waffenerla­ubnis im Kreis zur Szene gehören. Ob und wer dann Waffen abgeben muss, ist noch unklar. Vom Landratsam­t heißt es, in keinem der Verdachtsf­älle liege ein endgültige­s Ergebnis vor. Die Behörden können Waffen beschlagna­hmen und Menschen die Waffenerla­ubnis entziehen, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass ihnen die Zuverlässi­gkeit zum Führen einer Waffe fehlt.

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