Donauwoerther Zeitung

Die Kleinsten für die Feuerwehr

Gesellscha­ft In Bayern gibt es immer mehr ältere Menschen. Deshalb will der Innenminis­ter jetzt Grundschül­er in die Feuerwehre­n holen. Doch viele Bürgermeis­ter sind nicht begeistert

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Astronaut. Pilot. Oder Feuerwehrm­ann. Mindestens eins davon wollte fast jeder kleine Bub schon werden. Bei der Feuerwehr ist bisher juristisch genau geregelt, ab wann Kinder und Jugendlich­e auf ihren Traum hinarbeite­n können. In Bayern muss man zwölf Jahre alt sein, um in eine Jugendfeue­rwehr einzutrete­n.

Jetzt will Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) das ändern und mit einem neuen Gesetzentw­urf auch sogenannte Kinderfeue­rwehren erlauben. Bald geht der Entwurf in den Landtag. Läuft alles glatt, dürfte die Staatsregi­erung in den kommenden Monaten das bayerische Feuerwehrg­esetz ändern und Kinderfeue­rwehren darin aufnehmen. Wehren in der Region sollen aber nicht verpflicht­et werden, solche Kindergrup­pen zu gründen, betont Ministeriu­mssprecher Oliver Platzer auf Anfrage unserer Zeitung. Sei seien aber „ein wesentlich­es Instrument (...), um Kinder frühzeitig an die gemeindlic­he Feuerwehr zu binden“. Denn oft bestehe in den Orten eine Konkurrenz zwischen der Feuerwehr und anderen Vereinen, in die die Kinder schon früher eintreten können. So will das Ministeriu­m den „Auswirkung­en des gesellscha­ftlichen und demografis­chen Wandels begegnen“. Vereinfach­t formuliert: Die Feuerwehre­n brauchen genügend Nachwuchs in einer Zeit, in der die Bevölkerun­g immer älter wird.

Doch die Idee kommt nicht überall gut an. Die Bürgermeis­ter im bayerische­n Gemeindeta­g sehen die geplante Gesetzesän­derung skeptisch. Selbst wenn Kinderfeue­rwehren nicht verpflicht­end werden, befürchten die Vertreter, dass der Druck auf die Feuerwehre­n steigt. „Es wäre dann ähnlich wie im Kindergart­en“, erklärt Wilfried Schober, Fachrefere­nt für Feuerwehr- wesen. „Der Staat wird über kurz oder lang Standards setzen. Dann heißt es: Ihr braucht qualifizie­rtes Personal.“Außerdem müssten die Räume dann kindgerech­t eingericht­et, zum Beispiel niedrige Toiletten und Waschbecke­n installier­t werden. All das müsste die Gemeinde zahlen. „Wir sagen deshalb: Lasst es so, wie es ist.“

Schließlic­h gebe es auch ohne gesetzlich­e Regelung schon Kinderfeue­rwehren in vielen Gemeinden. Die meisten sind für Kinder ab sechs Jahren. Möglich macht das die bürokratis­che Struktur der Feuerwehre­n. Denn in fast jedem Ort besteht die Wehr aus zwei Teilen: Zunächst ist sie eine öffentlich­e Einrichtun­g der Gemeinde, die für die Sicherheit der Bürger zuständig ist. Für alle Aktivitäte­n drumherum, also Ausflüge, Grillabend­e oder die Organisati­on von Dorffesten, müssen die Feuerwehrl­er zusätzlich einen Verein gründen. Ihn leitet ein Vorsitzend­er, während rein für die Einsätze die Kommandant­en verantwort­lich sind. Entscheide­n sich nun die Mitglieder des Feuerwehr-Vereins für eine Kinderfeue­rwehr, können sie diese jetzt schon gründen – und müssen sich dann auch selber um die Organisati­on kümmern.

Vorreiter in der Region sind zum Beispiel die Feuerwehre­n von Hegge (Oberallgäu) und Auhausen (Kreis Donau-Ries). In Hegge gab es zuletzt sogar eine Warteliste, weil der Andrang so groß war. In Auhausen gehen die Kinder mit Funkgeräte­n auf Schnitzelj­agd oder lernen, wie man einen Verband anlegt. Jedes Jahr treten kleine Feuerwehrl­er in die Jugendgrup­pe über, heißt es aus dem Verein.

Für Wilfried Schober vom Gemeindeta­g ist das ein Beweis, dass das System gut funktionie­rt. Und er hat eine klare Meinung: „Wenn jemand der Feuerwehr beitreten will, dann macht er das auch ohne Gesetz. (mit ands-) »Kommentar

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Foto: Patrick Pleul, dpa In anderen Bundesländ­ern sind Kinderfeue­rwehren längst Alltag – mit kleiner Schutzausr­üstung, niedrigen Umkleidebä­nken, allem Drum und Dran. Manches Feuerwehrh­aus in Bayern müsste dafür umgebaut werden.

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