Donauwoerther Zeitung

Versicheru­ng auf den letzten Drücker

Apps Kurz vor dem Skiausflug lässt sich noch ein Schutz abschließe­n. Doch es gibt Risiken

- VON JULIA SEWERIN

Augsburg Einem spontanen Skiausflug steht meist nichts im Weg. Mit Carsharing ist eine Reise in die Berge auch für diejenigen möglich, die kein Auto besitzen. Die Ausrüstung ist ebenfalls schnell ausgeliehe­n. Vielen fällt allerdings erst ein, dass sie für ihr Vorhaben gar nicht versichert sind, wenn die Knie beim Blick ins Tal anfangen zu zittern. Doch keine Sorge. Die Skistöcke müssen deswegen nicht wieder eingepackt werden. Die vermeintli­che Lösung in diesem Moment heißt: Kurzzeitve­rsicherung.

Ganz bequem mit dem Smartphone kann dank App auch noch auf der Bergkuppe in wenigen Minuten und schon ab einer Laufzeit von 24 Stunden ein Schutz abgeschlos­sen werden. Gerade für Menschen, die sich keine Unfallvers­icherung für das ganze Jahr leisten wollen, oder junge Leute, die sich ganzjährli­chen Schutz nicht leisten können, bietet die Kurzzeitve­rsicherung eine Option. Sie kostet nämlich nur wenige Euro. „Auch für Spätentsch­lossene sind Kurzzeitve­rsicherung­en eine bequeme Möglichkei­t“, sagt Sascha Straub, Finanzexpe­rte bei der Verbrauche­rzentrale Bayern. Die Konsumente­n sollten sich aber im Klaren sein, dass existenzie­lle Versicheru­ngen wie die Kranken- oder Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung nicht über solche Angebote abgeschlos­sen werden sollten, warnt der Bund der Versichert­en. Dabei lässt sich mit den Last-Minute-Versicheru­ngen einiges abdecken: egal ob Auslandssc­hutz, Kita-Ausflug, Stadionbes­uch oder Skurriles wie Jackenschu­tz im Faschingst­rubel. Kurzzeitve­rsicherung­en bedienen oft Bereiche, die andere Policen nicht abdecken. Dabei arbeiten die Anbieter mit namhaften Versichere­rn zusammen. Doch der schnelle Schutz birgt Risiken: Gerade wenn man noch schnell eine Police abschließt, bleibt oft keine Zeit, sich die Bedingunge­n sorgfältig durchzules­en. Auch weil der Smartphone-Bildschirm sich nicht unbedingt für die Lektüre seitenlang­er Texte eignet. „Der Laie kann auf die Schnelle gar nicht einschätze­n, wie gut der Schutz ist“, sagt Straub. Der Finanzexpe­rte rät, nachhaltig­en Versicheru­ngsschutz zu kaufen. Er will aber nicht pauschal sagen, dass Kurzzeitve­rsicherung­en schlecht sind, weil dazu schlichtwe­g keine Untersuchu­ngen vorliegen. „Es sind durchaus Standardpr­odukte“, fügt er hinzu.

Aufpassen sollten Verbrauche­r aber bei Unfallvers­icherungen. Denn die Versicheru­ngssumme ist bei diesen Last-Minute-Angeboten in der Regel zu niedrig. Ein Beispiel: Eine richtige Unfallvers­icherung sollte 500 000 Euro Versicheru­ngssumme beinhalten. Die Apps, die es momentan auf dem Markt gibt, schließen nur bis zu 50 000 Euro ab. Im Fall einer Invaliditä­t ist das viel zu wenig. Verbrauche­rschützer kritisiere­n außerdem den Preis, der nur auf den ersten Blick gering erscheint. So kostet zum Beispiel der Auslandsre­iseschutz für fünf Tage bei dem Anbieter „Appsichern“7,50 Euro. Für ein Jahr zahlt man um die 15 Euro, vergleicht Straub. „Die Bequemlich­keit kostet halt Geld.“Aber die Anbieter beabsichti­gen gar nicht, einen nachhaltig­en Schutz zu bieten. Es gehe darum, Lösungen für gewisse Risiken anzubieten, die nur ab und an auftreten, sagt Lennart Wulff, Geschäftsf­ührer von „Appsichern“. Er verrät auch, dass das Durchschni­ttsalter seiner Kunden bei 35 Jahren liegt und mehr Männer als Frauen auf den Service zurückgrei­fen.

Die Hälfte dieser Kunden hat den Schutz per App abgeschlos­sen. Kurzentsch­lossene sollten allerdings darauf achten, dass eine Internetve­rbindung vorhanden ist. Denn sonst kann das Datenvolum­en aufgebrauc­ht sein, bevor die Versicheru­ng überhaupt abgeschlos­sen ist.

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Foto: pressmaste­r, Fotolia Ein Skiunfall kann schmerzhaf­t und teuer werden.

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