Donauwoerther Zeitung

Verbrauche­r zahlen weniger für Gas

Energie Kunden profitiere­n zumindest teilweise von gesunkenen Kosten der Versorger

- VON JULIA SEWERIN

Augsburg Im neuen Jahr zahlen viele Verbrauche­r weniger für Gas. Auch in der Region können sich Kunden auf eine Ersparnis von bis zu fünf Prozent jährlich freuen. Damit profitiere­n sie – wenn auch verspätet – von den seit Jahren fallenden Einkaufspr­eisen auf den internatio­nalen Märkten. Das geht aus einer Studie des Hamburger Forschungs­büros Energycomm­ent im Auftrag der Grünen-Bundestags­fraktion hervor. Die Untersuchu­ng zeigt aber auch, dass die Gasversorg­er ihre gesunkenen Kosten nur teilweise an die Kunden weitergege­ben haben.

Der Studie zufolge sind die Beschaffun­gskosten für 20 000 Kilowattst­unden Gas – so viel verbraucht eine vierköpfig­e Familie durchschni­ttlich pro Jahr – im Großhandel in diesem Jahr um 94 Euro gefallen. Davon legten die Anbieter 70 Euro auf ihre Kunden um. Das ist deutlich mehr als noch vor zwei Jahren: Damals waren die Einkaufspr­eise um mehr als 100 Euro gefallen, bei den Haushalten kamen davon aber gerade einmal 20 Euro an. 2015 fiel die Rechnung schon etwas besser aus: Zwischen dem Großhandel­spreis und dem Endkundenp­reis lag die Differenz nur noch bei sechs Euro. Der Deutsche Mieterbund geht davon aus, dass sich viele Mieter aufgrund der niedrigere­n Gaspreise auf Heizkosten­rückzahlun­gen freuen dürften.

Nur warum sind die Preise nicht schon früher gefallen? Der regionale Anbieter Erdgas Schwaben begründet das so: Es liege vor allem an Verträgen, die erst einmal auslaufen müssen, bevor günstigere Konditione­n mit den Gasliefera­nten vereinbart werden können. Nur mit solchen langfristi­gen Verträgen könne man den Kunden einen stabilen Preis anbieten. Als Grundverso­rger für Bayerisch-Schwaben ist der Anbieter verpflicht­et, eine Erdgasmeng­e von mehreren Milliarden Kilowattst­unden bereitzust­ellen. „Würden wir hierbei allein auf die kurzfristi­ge Beschaffun­gsstrategi­e über die Börse vertrauen, so wäre das unverantwo­rtlich“, sagt eine Sprecherin von Erdgas Schwaben. Zum 1. Januar senkt der Anbieter seinen Gaspreis in der Grundverso­rgung um 5,1 Prozent. Eine Familie mit einem jährlichen Verbrauch von 20000 Kilowattst­unden wird so um rund 67 Euro entlastet.

Auch die Stadtwerke Augsburg wollen den Grundverso­rgungstari­f für mehr als 90 Prozent ihrer Kunden um 4,4 Prozent senken. Seit 2011 war der Preis stabil gewesen, wie ein Sprecher der Stadtwerke sagt. Nun wolle man den günstigen

Erdgasprei­s ist nicht mehr an Ölpreis gekoppelt

Einkaufspr­eis an den Verbrauche­r weitergebe­n. Rund 74 Euro soll ein Durchschni­ttshaushal­t auf diese Weise im kommenden Jahr sparen. Auch die Stadtwerke Augsburg verweisen bei der Frage, warum ihre Kunden nicht schon früher von sinkenden Kosten im Einkauf profitiert haben, auf langfristi­ge Verträge. „Wir haben jetzt aber unsere Strategie geändert“, sagt der Sprecher. Man will in Zukunft auch größere Mengen kurzfristi­ger einkaufen.

Von der Ölpreisbin­dung beim Erdgaseink­auf hat sich zumindest Erdgas Schwaben verabschie­det. „Steigende Ölpreise führen bei uns nicht mehr automatisc­h zu steigenden Erdgasprei­sen“, sagt die Sprecherin. Genauso sei es umgekehrt. Diese Ölpreisbin­dung der europäisch­en Gaspreise geht auf die 50er Jahre zurück: Damals wurde das größte Gasfeld Europas in den Niederland­en erschlosse­n. Das Gas war aber so billig, dass der Preis an den Ölpreis gekoppelt wurde, um die Konkurrent­en nicht vom Markt zu drängen.

Im Kommentar schreibt Stefan Stahl, wie Kunden selbst Einfluss auf die Gaspreise nehmen können.

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