Donau Zeitung

Das Gesicht ihrer Sportart

Laura Ludwig ist die bekanntest­e Beachvolle­yballerin Deutschlan­ds. Die Olympiasie­gerin ist inzwischen zweifache Mutter, an ein Karriereen­de denkt sie nicht.

- Andreas Kornes

Es war einer der Orte, die eindrückli­ch zeigten, wie absurd Olympische Spiele ohne Zuschauer sind: das leere Beachvolle­yballStadi­on in Tokio im vergangene­n Sommer. Es lenkte den wehmütigen Blick zurück ins Jahr 2016, als Beachvolle­yball auch in Deutschlan­d ins Rampenlich­t gehoben wurde. Als Laura Ludwig zusammen mit Kira Walkenhors­t in Rio Olympia-Gold gewann. Wie schon 2012, als Julius Brink und Jonas Reckermann in London Olympiasie­ger wurden, saßen wieder Millionen Zuschauer vor dem Fernseher und fieberten mit.

Seitdem ist Ludwig hierzuland­e das Gesicht einer ganzen Sportart. Mit mittlerwei­le 36 Jahren hechtet sie immer noch munter durch den Sand und will zu den Olympische­n Spielen 2024 nach Paris. Momentan allerdings pausiert sie nach ihrer zweiten Schwangers­chaft und verpasst die EM in München. Dennoch bietet ihr das Turnier auf dem Königsplat­z Gelegenhei­t, sich und ihre Bekannthei­t zu vermarkten. Gerade hat Ludwig ein Buch mit dem Titel „Gold ist eine Glaubensfr­age“veröffentl­icht. Darin geht es unter anderem darum, wie schwer es ihr gefallen sei, ihre Nerven unter Kontrolle zu behalten. Drei Jahre habe es gedauert, sich mithilfe einer

Sportpsych­ologin das Selbstbewu­sstsein zu erarbeiten, das es braucht, um Olympiasie­gerin zu werden.

Zusammen habe man „am kleinen Zweifler gearbeitet“, den jeder aus dem eigenen Erleben kenne. Denn: „Wenn der Kopf nicht mitmacht, kann man auf keinen Fall seine beste Performanc­e abliefern“, sagte sie der Dabei hatte ihr das Schicksal schon sehr viel früher Steine in den Weg gelegt. Mit 18 Jahren erlitt Ludwig im Training einen Schlaganfa­ll. Sie hatte Glück im Unglück und trug keine bleibenden

AZ.

Schäden davon. Zudem sei es vielleicht ein kleiner Vorteil gewesen, dass ihr das in jungen Jahren widerfuhr, „man vergisst und verdrängt schnell. Ich weiß heute genau, dass das ganz anders hätte ausgehen und enden können, dass meine Karriere – und auch mein Leben – in dem Moment hätten vorbei sein können.“

Als zweifache Mutter kämpft die Olympiasie­gerin nun darum, Sport und Familie unter einen Hut zu bringen. Dass das nicht immer zu hundert Prozent möglich ist, habe sie erst lernen müssen. Ein Prozess, der noch nicht abgeschlos­sen ist. Genauso wenig wie ihre große Karriere.

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Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

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