Mit alten Dias ins digitale Zeitalter
Erinnerungstücke lassen sich auf mehreren Wegen für die Zukunft sichern. Welche Hürde dabei die höchste ist
München Untergehende Sonne bei Capri oder Bergblumen beim Wandern in Tirol. Stundenlange DiaPräsentationen sind zum Glück längst Vergangenheit. Aber halt: Dias können auch wertvolle Erinnerungen an die Familie oder die eigene Kindheit sein. Was also tun, als Mensch ohne Projektor und Leinwand, wenn man einen Negativoder Dia-Schatz erbt, findet oder wiederentdeckt – und ihn für die Zukunft sichern will?
Erst mal aussortieren, rät Margit Hofgärtner vom Computerportal chip.de. Vielen Fotografen falle das zwar schwer: „Aber das Digitalisieren kostet Zeit und Geld, da rechnet sich am Schluss jedes einzelne Foto.“Mit Lupe oder bloßem Auge heißt es also: wegwerfen oder aufheben? „Wer nur ein paar Dias oder Negative besitzt, sollte sie professionell digitalisieren lassen“, rät Hofgärtner. Am besten probiert man ein paar Anbieter mit Probescans aus und vergleicht die Ergebnisse. Bei Negativen empfiehlt sie wegen der komplizierten Farbumkehr auf alle Fälle den Rückgriff auf ProfiDienste.
An spezialisierten Unternehmen herrscht kein Mangel. Ihre Dienste bieten sie meist in verschiedenen Qualitätsstufen und zu unterschiedlichen Preisen. Häufig liegt die Standardauflösung bei 2700 dpi, etwa 3800 mal 2500 Pixel, eine bessere Auflösung bei etwa 4000 dpi, etwa 5600 mal 3700 Pixel. „Wer sein Archiv nur digitalisieren möchte, dem reicht eine niedrige Auflösung. Wer die Fotos später auf einem hochauflösendem 4K-Fernseher anschauen oder größer abziehen möchte, sollte mindestens 3000 dpi wählen“, sagt Hofgärtner.
Als Richtpreis fürs Scannen in Standardauflösung bis 500 Dias kann man rund 15 Cent pro Stück zugrunde legen. Für hochauflösendere Scans muss man 5 bis 10 Cent pro Dia drauflegen. Top-Scans können bis zu einem Euro kosten.
Für die meisten Familienfotos reicht eine mittlere Auflösung, die zwischen 20 und 50 Cent pro Dia kostet, sagt Peter Nonhoff-Arps vom Fachmagazin c’t Fotografie. Um keinen Schreck bei der Rechnung zu bekommen, sei es ratsam, vorher die Kosten zu kalkulieren. „Bei vielen Dias rentiert sich dann auch vielleicht der Kauf eines eigenen Scanners.“Oder man mietet den Scanner – auch hierfür gibt es Anbieter. Eine weitere Möglichkeit: ein gebrauchtes Gerät kaufen und es nach dem Scannen weiterverkaufen.
Wer selbst scannt, sollte bedenken: „Das kostet allerdings sehr viel Zeit und verlangt zumindest Grundkenntnisse
in der Bildbearbeitung“, sagt chip-Expertin Hofgärtner. Neben speziellen Film- oder Dia-Scannern lassen sich auch Flachbettscanner mit Durchlichteinheiten versehen. Welche Geschütze man dabei auffährt, kommt stark auf den Verwendungszweck an. „Um ein paar Fotos hinterher auf dem Monitor oder Fernseher anzuschauen, reicht eine niedrige Auflösung von einem einfachen Gerät“, so Nonhoff-Arps.
Nutzer, die Wert auf hohe Qualität legen, scannen meist in hoher Auflösung selbst. Zwar fangen günstige Diascanner bei rund 100 Euro an, gute Qualität liefern aber erst Geräte ab rund 300 Euro. Wer auf einen halbwegs automatisierten Scanprozess Wert legt, muss sogar bis 2000 Euro und mehr investieren. Dann laufen Dia-Magazine der Systeme Universal, LKM oder CS durch. „Neben einer hohen Auflösung von mindestens 4000 dpi rate ich zu einer automatischen Staubund Kratzerentfernung“, sagt Peter Nonhoff-Arps. „Das erleichtert hinterher die Arbeit.“
Alternativ dazu empfiehlt Fotograf Daniel Wollstein aus Ingolstadt, vor dem Scannen die Negative oder Positive von Staub und Fingerabdrücken zu befreien. Auch so spart man sich eine mühevolle Nachbearbeitung. Größter Nachteil beim Selbstscannen aber bleibt der Zeitaufwand: „Wer Top-Ergebnisse erzielen will, muss einzeln scannen, das kann zwischen drei und sechs Minuten pro Scan dauern“, sagt Nonhoff-Arps. Bei Negativen sei die Arbeit noch komplizierter, weil der Scanner das Bild noch umsetzen muss, um die richtige Farbtreue darzustellen. Aber manche Hobbyfotografen geben eben ungern ihre Originale aus der Hand. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als selbst zu scannen. „Entscheidend vor der Arbeit ist es, sich bewusst zu machen, was man mit dem Scan machen will“, sagt auch Wollstein.
Es gibt aber noch mehr Möglichkeiten, Dias zu digitalisieren: „Die einfachste Art ist sicherlich das Abfotografieren mit dem Smartphone oder einer Digitalkamera“, sagt Peter Nonhoff-Arps von c’t. Dafür benötigt man einen Leuchttisch oder man klebt das Dia an eine Scheibe, durch die gleichmäßiges Licht scheint, aber keine direkten Sonnenstrahlen. Wer gründlich arbeitet, erziele damit schon gute Ergebnisse. Wer etwas Geld ausgeben will, aber eben nicht so viel wie für einen Scanner, wird auch mit einfachen Objektivaufsätzen für Digitalkameras zurechtkommen, sagt Fotograf Wollstein. Allerdings dürfe man bei solchen Durchlichtaufsätzen nicht ganz so anspruchsvoll in Sachen Qualität sein. Gegebenenfalls verhelfen zusätzlich ein Stativ und eine Lichtanlage zu besseren Ergebnissen.
Von den Ansprüchen hängt der Aufwand ab