Zwitscheralarm
Auch Vögel reagieren auf Verkehrslärm ziemlich sensibel
Der Frühling naht in diesen Tagen unaufhaltsam und lässt – frei nach Mörike – sein blaues Band flattern durch die Lüfte. Und mit den wärmeren Tagen nimmt auch das Gezwitscher draußen nach den stillen Wintermonaten zu. Was sich für uns Menschen oft nach reiner Lebensfreude anhört, ist für die Vögel allerdings harte Arbeit. Darum zwitschern die meisten Piepmätze auch nur, wenn es sich auch wirklich lohnt: in der Brutzeit nämlich.
Und noch anstrengender wird es für Vögel, wenn sie Verkehrslärm ausgesetzt sind. Denn dann versuchen sie, den zu übertönen, und singen noch lauter. Das haben Wissenschaftler
am Max-Planck-Institut in Seewiesen am Starnberger See schon vor Jahren herausgefunden.
Doch das ist nicht die einzige schlimme Folge, wenn der Lebensraum der Vögel beispielsweise an viel befahrenen Straßen liegt. „Auch ihre Zellen altern schneller“, sagt Henrik Brumm, Leiter des Forschungsteams in Seewiesen, unserer Redaktion. Die Wissenschaftler haben untersucht, dass sich Lärm auf den Stresshormonspiegel, die Gesundheit und den Fortpflanzungserfolg
von Zebrafinken auswirkt. Eine Gruppe haben sie in leiser Umgebung brüten lassen, der anderen spielten sie Tonaufnahmen mit Münchner Straßenverkehr vor. Das Ergebnis: Die Küken unter Lärmeinfluss waren kleiner, und auch auf die Lebensdauer wirkt sich der Verkehrskrach aus, weil sich bestimmte Chromosomen schneller verkürzen. Das jüngste Forschungsergebnis kommt vom US-Verhaltensbiologen Christopher Templeton: Der fand heraus, dass lärmgeplagte Vögel etwa doppelt so lange für die Nahrungssuche brauchen wie eine Vergleichsgruppe unter ruhigen Bedingungen. Den Spiegel verleitete das sogar zu der gewagten Zeile: „Warum Krach Vögel verblöden lässt.“