Die gefährliche Schadpflanze wuchert weiter
Die sogenannte Karolina-Haarnixe, die millionenfach in vereinzelten Höchstädter Gewässern zu finden ist, ist immer noch nicht erfolgreich bekämpft worden. Nun kommen Karpfen zum Einsatz
Höchstädt Was ist eigentlich mit der Karolina-Haarnixe passiert? Oder auch der Cabomba caroliniana, wie sie in Fachkreisen genannt wird. Seit vielen, vielen Jahren wuchert diese Schadpflanze in ein paar wenigen Gewässern in Höchstädt – millionenfach. Und sie wuchert immer noch. Vor rund einem Jahr hat die Pflanze Schlagzeilen weit über den Landkreis Dillingen hinaus gemacht. Nach dem ersten, erfolglosen Bekämpfungsversuch ist es in den vergangenen Monaten ruhig um sie geworden. Zumindest offiziell. Aber es gibt Neuigkeiten, wie Peter Karg, Zweiter Vorsitzender des Fischereivereins, erklärt. Noch heuer soll ein zweiter Versuch gestartet werden. Und: „Es fand nun endlich ein Treffen mit allen Verantwortlichen statt“, so Karg. Der Vorstand des Fischereivereins sowie Vertreter der Fischereifachberatung, der Fischereirechtsbehörde, dem Vorstand
der Fischereigenossenschaft Schwäbische Donau, der Unteren Naturschutzbehörde und DonautalAktiv haben sich vergangene Woche im Landratsamt in Dillingen getroffen und die weitere Vorgehensweise besprochen. Das bestätigt auch Behördensprecher Peter Hurler.
Wie berichtet, ist die Problematik mit der Haarnixe Anfang 2019 publik geworden. Andreas Zehm, Botaniker am Landesamt für Umwelt in Augsburg, hat sich der Wasserpflanze, die auch als Aquarienpflanze verwendet wird, damals angenommen. Er erklärte, dass sie im Aquarium keinen Schaden anrichtet, denn sie ist ein sogenannter invasiver Neophyt. Heißt: Eine Neupflanze, die laut Definition Strecken zurücklegt, die sie aus natürlichen Möglichkeiten nicht schaffen würde. Im Fall der Carolina-Haarnixe, die in den Höchstädter Gewässern „Halbmond“und „Schimpp“wächst, handelt es sich zudem um eine Art, welche die heimische Ökologie schädigt. „Die ökologischen Folgen sind enorm und wären leicht vermeidbar“, so der Experte im Interview vergangenes Jahr. Drei verschiedene Methoden sollten deshalb versucht werden: Karpfen einsetzen, Auszupf-Versuch mit Tauchern und eine Art Kärchern unter Wasser. Im Mai 2019 waren Taucher vor Ort – erfolglos.
Nun, so steht es auch in der Pressemitteilung des Landratsamtes, habe man sich geeinigt, dass am Halbmond-See eine weitere Methode ausprobiert werden soll. Graskarpfen sollen eingesetzt werden. Es heißt: „Beim Mondsee handelt es sich um einen nährstoffreichen Altarm der Donau, der eine starke Schlammablagerung aufweist. Durch den Besatz mit Graskarpfen will man eine erhöhte Gewässertrübung erreichen. Dadurch wird der Lichteinfall geringer, was das Wachstum der Pflanze bremst. Zudem tritt durch die Wühl- und Fraßtätigkeit der Karpfen eine Schädigung der Pflanzen bis hin zum Ausreißen auf.“Geeignet sei diese Maßnahme nur für kleine abgeschlossene Gewässer, in denen es leichter ist, die Karpfen wieder zu entfernen. Da es sich bei Graskarpfen selbst nicht um eine heimische Fischart handelt, müsse der Besatz von der Fischereirechtsbehörde des Landratsamtes genehmigt werden. Donautal-Aktiv hat vom Freistaat Bayern den Auftrag erhalten, die notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen vor Ort zu organisieren und umzusetzen. „Die Karpfen sind bestellt“, bestätigt Johannes Prifling von Donautal-Aktiv. Die Untere Naturschutzbehörde unterstützt und ist bei der finanziellen Abwicklung der Maßnahme beteiligt, die mit staatlichen Mitteln durchgeführt wird, teilt das Landratsamt weiter mit.
Wann die Karpfen eingesetzt werden, steht noch nicht fest. Und ob dieser Versuch klappt, erst recht nicht. Peter Karg und die Mitglieder des Fischereivereins Höchstädt sind, wie der Zweite Vorsitzende sagt, erst mal froh, dass sich endlich wieder um die Schadpflanze gekümmert wird – ganz offiziell.