Bewegter Auftakt für die neue Bürgermeisterin
Mirjam Steiner legt in Syrgenstein ihren Eid ab. Dann beginnen die ersten Diskussionen im Gremium
Syrgenstein Für Bernd Steiner muss es ein neues Gefühl sein. 36 Jahre lang saß er an der Spitze des Gemeinderates. Nun nimmt der Syrgensteiner Ex-Bürgermeister in der Zuschauerreihe Platz, ganz in der Ecke. Die Hauptrolle in der konstituierenden Sitzung am Dienstagabend in der Bachtalhalle hat seine Tochter. Mirjam Steiner leitet ihre erste Sitzung als Bürgermeisterin von Syrgenstein. Dafür hat sie sich gut vorbereitet – mit einem Blick in die Vergangenheit. Schon vor 36 Jahren sei der damalige Bürgermeister, ihr Vater, nicht im Rathaus, sondern in der Schule vereidigt worden. Das Rathaus wurde damals renoviert. Jetzt findet die Amtseinführung erneut woanders statt, wegen der Corona-Pandemie in der Bachtalhalle. „Manchmal wiederholt sich Geschichte“, bemerkt Mirjam Steiner. Gegenüber Maximilian Brenner (Republikaner) legt sie ihren Amtseid ab, um anschließend den sieben neuen Mitgliedern des Gemeinderates den Schwur auf das Grundgesetz und die bayerische Verfassung abzunehmen. Neu im Gremium sind: Moritz Rettenberger (CSU), Claudia Rink, Steffen Schießle (beide SPD), Dieter Kogge, Matthias Lingel, Martin Lukschnat (alle Freie Wählervereinigung Landshausen) und Stephan Lewold (Wahlgemeinschaft Staufen/Freies Bürgerforum). Steiner freue sich über ein „tolles Gremium“, mit viel Know-how, unterschiedlichen Generationen und Ansichten. „Wir werden viel Spaß haben, aber auch viel Grips reinstecken müssen.“
Für die Wahl des Zweiten Bürgermeisters schlägt Ralf Kindelmann für die CSU Siegfried Fahr vor. Außerdem bietet sich Dieter Kogge für das Amt an. „Die Sicht von außen wäre hilfreich“, argumentiert der Landshausener. In der Abstimmung setzt sich Fahr mit 13 Stimmen durch, der damit der erste
Vertreter von Steiner wird. Für die Wahl zum Dritten Bürgermeister schlägt Fahr Frank Wallner (Wahlgemeinschaft Staufen/Freies Bürgerforum) vor. „Ein Dritter Bürgermeister aus Staufen ist schon lange fällig“, so Fahr. Auch Landshausen solle vertreten sein, deswegen bringt Matthias Lingel erneut Dieter Kogge ins Spiel. In der Abstimmung zieht der Bürgermeisterkandidat abermals den Kürzeren. Wallner wird mit zwölf Stimmen zum Dritten Bürgermeister gewählt.
Es folgt die erste Diskussion, die Steiner als Sitzungsleiterin herausfordert. Maximilian Brenner beantragt, den Bau- und Umweltausschuss der Gemeinde aufzulösen. Dort hätten Mitglieder in der Vergangenheit
Angelegenheiten unter sich ausgemacht und „ihr eigenes Süppchen gekocht“, behauptet Brenner. Steiner argumentiert dagegen. Der Ausschuss habe große Projekte nur vorbesprochen und den Gemeinderat entscheiden lassen. Außerdem stünde es jedem Gemeinderat frei, die Ausschusssitzungen als Zuschauer zu verfolgen. Auch Frank Wallner widerspricht „ganz klar“. Er bezeichnet Brenners Ausführungen als „Unsinn“. Ralf Kindelmann betont, dass der Ausschuss viele Bauanträge behandelt und dadurch das ganze Gremium entlastet. „Ich will im Gemeinderat nicht bis um zwölf Uhr nachts tagen.“Steiner unterbricht die Debatte. „So kommen wir nicht weiter.“Sie lässt über den Antrag von Brenner abstimmen. Zwei sind dafür, 15 dagegen, also bleibt der Ausschuss bestehen.
Redebedarf gibt es auch bei der Besetzung von Posten. Vor allem die Suche nach einem Beauftragten für den Friedhof Landshausen gestaltet sich schwierig. „Irgendjemand von der Wählervereinigung Landshausen?“, wendet sich Steiner an die örtliche Gruppierung. Doch deren Vertreter ringen offenbar mit sich selbst. Als sich nach einiger Zeit noch immer niemand für die Aufgabe bereit erklärt, meldet sich Siegfried Fahr zu Wort. Er kritisiert und appelliert: „Ihr werdet doch bereit sein, jemanden zu stellen. In eurem Sinne ist dies mein Wunsch und meine Bitte. Ansonsten müsste dies jemand aus einem anderen Ortsteil übernehmen.“Nach einigem Hin und Her teilen sich Martin Lukschnat und Steffen Schießle schließlich die Aufgabe. „Danke im Namen der Landshausener Bürger für euer Engagement“, schließt Steiner die Angelegenheit.
Sie kündigt außerdem die Einführung eines Ratsinformationssystems an, womit die Arbeit im Gremium digitaler werden soll. Ralf Kindelmann beantragt hierzu eine Regelung, die Gemeinderäten die private Nutzung ihrer Handys während der Sitzungen untersagen soll. Steiner sieht keine Notwendigkeit für ein offizielles Handy-Verbot in ihrem Gremium: „Wenn ich das feststelle, behalte ich mir vor, denjenigen darauf hinzuweisen.“