Flicks kurioses Jahr
Das Virus stoppt die Triple-Schritte des Bayern-Trainers
München Hansi Flick zögert. Er braucht einen Moment, um die passenden Worte zu finden, die sein turbulentes erstes Jahr als Trainer des FC Bayern beschreiben könnten. „Am Anfang fühlte es sich an, als entspräche es nicht der Realität“, sagt er dann am Telefon zum Virus, das gerade die Welt verändert, auch die des Fußballs und damit natürlich auch die von Hans-Dieter Flick, den auch im reifen Alter von 55 Jahren alle weiterhin „Hansi“rufen.
Für den früheren Assistenten von Bundestrainer Joachim Löw lief es blendend, bis sich ein übermächtiger Gegner in den Weg stellte. Mit der aktuellen Bayern-Elf eiferte Flick vor der Corona-Pandemie dem einzigartigen deutschen TripleTrainer Jupp Heynckes, 74, nach. Meisterschaft, Pokalsieg, Champions-League-Triumph – der Gewinn aller drei Titel erschien „machbar“, wie Flick selbst in der Zwangspause sagt. Der München-Express rollte durch Europa – scheinbar unaufhaltsam. Erster in der Bundesliga nach 25 von 34 Spieltagen, vier Punkte vor Borussia Dortmund. Im Halbfinale des DFB-Pokals mit einem machbaren Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt. Und nach einem beeindruckenden 3:0 im Hinspiel beim FC Chelsea waren die Bayern auch so gut wie qualifiziert für das Viertelfinale der Champions League. Und jetzt?
Im Premierenjahr, das er als Assistent von Niko Kovac antrat, muss der seit November als Chefcoach amtierende Flick die Münchner Stars plötzlich auf einen Tag X vorbereiten, den keiner kennt. „Man lernt im Trainerberuf, sich auf immer neue Situationen einzustellen“, sagt Flick. Auch während der Ausgangsbeschränkungen pflegt er über Video möglichst engen Kontakt zu seinen Spielern.
18 von 21 Pflichtspielen hat der FC Bayern unter seiner Regie gewonnen. Vor Corona galt es als Formsache, dass Flick über den Sommer hinaus Bayern-Trainer bleibt. Das Virus hat ihn beim FC Bayern abrupt gestoppt, aber nur vorübergehend.