Tschüss Steffen Seibert, hallo Nachbar
Wir und Corona Covid-19 beeinflusst auch die Ausbildung der Volontäre an der Günter Holland Journalistenschule. Die Bildungsfahrt nach Berlin fällt heuer aus
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. So heißt es alle zwei Jahre, wenn die beiden Volontärsjahrgänge einen besonderen Teil ihrer Ausbildung absolvieren: ihre Berlin-Fahrt. Am heutigen Montag wäre es so weit gewesen, früh am Morgen wären wir in den Bus gestiegen, um knapp 600 Kilometer in die deutsche Hauptstadt zu fahren.
Dort hätten wir die Korrespondenten unserer Zeitung besucht, uns angesehen, wie die Deutsche PresseAgentur arbeitet, und bei den Berliner Kollegen der Morgenpost nachgefragt, wie sie Online-Journalismus machen. Wir wären in die Berliner Unterwelt hinabgestiegen und hätten uns die Zivilschutzanlagen des Kalten Krieges angesehen. Unsere Ausbildungsleiterin hat uns ein spannendes Programm zusammengestellt, das sich nun wegen des neuartigen Coronavirus erledigt hat.
Dabei haben wir uns alle drauf gefreut; die Kollegen im Haus haben von der Berlin-Reise geschwärmt. Wir hätten die Kollegen des neuen Jahrgangs noch besser kennenlernen können. Und statt Steffen Seibert bei der Bundespressekonferenz sehen wir nun aus dem Homeoffice die Nachbarn von gegenüber.
Auch sonst wirbelt Sars-CoV-2 das Volontärsleben durcheinander. Die Volontäre im zweiten Ausbildungsjahr sind ein bisschen wie die sogenannten Groundhopper im Sport, die so viele Stadien wie möglich besuchen wollen. Nur, dass wir in unserem Medienhaus von Ressort zu Ressort springen: Einen Monat verbringen wir in der Politik, einen im Bayern-Teil und so weiter. Und so stand ich Anfang März in der Sportredaktion, in der ich – laut Plan – im April gewesen wäre. Ich wollte Bescheid sagen, dass ich die ersten Tage des Monats nicht da sein werde, weil die Berlin-Fahrt der Volontäre ansteht. Nun werde ich (zunächst) gar nicht mit der Sportredaktion zusammenarbeiten. Denn die meisten Volontäre aus unserem Jahrgang bleiben im April in dem Ressort, dem sie gerade zugeteilt sind. Auch für uns heißt es nun: Homeoffice – und eine Einarbeitung
in einen neuen Bereich ist so kaum möglich. So bleibe ich weiterhin der Online-Redaktion treu, aber auch dort beeinflusst das Virus die Ausbildung.
Eigentlich sollen die Volontäre in ihrer Online-Zeit eine MultimediaReportage schreiben. Ein Blick hinter die Kulissen der Augsburger Puppenkiste sollte es bei mir werden; ich wollte dorthin gehen, wo kein Zuschauer hinkommt, und unseren Leserinnen und Lesern davon berichten. Doch so ein Termin ist derzeit nicht machbar. Die aktuelle Phase bedeutet eben eine Ausbildung unter besonderen Bedingungen. Und deswegen heißt es für uns: Berlin, Berlin, wir fahren nicht nach Berlin.
An dieser Stelle berichten täglich Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von ihrem Arbeitsalltag in Zeiten von Corona.