Weiterer Corona-Fall: Wertinger Kinderarztpraxis ist geschlossen
Die Infektion wurde am Sonntag bekannt. Für Patienten bestehe ein „geringes Risiko“. In Lauingen muss Same Deutz-Fahr die Produktion vorläufig einstellen
Wertingen/Lauingen Das Dillinger Landratsamt teilt mit, dass dem Gesundheitsamt am Sonntag ein Coronafall aus der Kinderarztpraxis Dr. Berweck/Dr. Steinheber in Wertingen bestätigt wurde. Deshalb muss die Praxis sofort wegen einer Corona-Infektion eine Woche lang geschlossen bleiben. Das gesamte medizinische Personal wird als Kontaktpersonen erfasst. Für Patientinnen und Patienten der Praxis bestand nach Einschätzung des Gesundheitsamtes ein sehr geringes Risiko der Ansteckung, heißt es in der Pressemitteilung des Landratsamtes. Für Notfälle hat die Praxis eine Telefonsprechstunde unter Telefon 08272/3010 eingerichtet. Auf der automatischen Bandansage, die unter der Rufnummer der Praxis ertönt, ist die Rede von einer Wiedereröffnung der Praxis am Montag, 30. März.
Solche Zeitangaben sind in diesen Tagen allerdings unsicher geworden, wie sich am Beispiel der Gemeinschaftspraxis Buttenwiesen zeigt. Am Donnerstag vergangener Woche wurde dort dichtgemacht, aufgrund eines bestätigten CoronaFalles. Am gestrigen Montag hätten die Ärzte eigentlich den regulären Betrieb wieder aufnehmen sollen, doch daraus wurde noch nichts. Die Testergebnisse waren noch nicht da. Dr. Kurt Michl sagt dazu: „Die Labore arbeiten derzeit am absoluten Limit.“
So wie er und seine Kollegen. Da sie keine Patienten direkt in Empfang nehmen können, hat die Praxis drei Leitungen zu den Öffnungszeiten freigeschaltet, die jeweils von einem Arzt besetzt sind. So können zumindest am Telefon die Symptome und entsprechende Maßnahmen besprochen werden. Das Anrufaufkommen beschreibt Michl so: „Wenn wir auflegen, dann klingelt es bereits wieder.“
Der erfahrene Arzt erlebt eine starke Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung, die mit jedem Tag schlimmer werde: „Die Angst nimmt mit jedem Tag zu.“Ein Großteil der Anrufe dreht sich um Corona – doch würden die eigenen Symptome von vielen auch überschätzt, die beispielsweise Schnupfen oder Husten haben. Und zusätzlich zur Corona-Pandemie ist gerade Grippezeit, wie Dr. Kurt Michl berichtet.
Dass es gerade die Buttenwiesener Gemeinschaftspraxis getroffen hat, sei eine „Tragödie“, so Michl. „Wir haben uns optimal auf die Krise vorbereitet. Und dann trifft es gerade uns“, sagt der Arzt. Die Schlieder Praxis für – Stand gestern – vier Tage habe für viele Patienten gravierende Auswirkungen, etwa Krebskranke. „Sie vertrauten darauf, von uns intensiv umsorgt zu werden.“Das gehe jetzt zeitweise nicht, und das sei für diese Patienten schlimm, sagt Michl.
Die Schließung erfolgte, nachdem ein Patient ohne Voranmeldung in die Praxis gekommen war, nachdem er zuvor ein Skigebiet besucht hatte. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht als Risikogebiet eingestuft. Der Patient wurde positiv auf das Virus getestet und das Gesundheitsamt ordnete die Schließung der Praxis an, bis mögliche Kontaktpersonen aus dem Personal auf das Virus getestet wurden.
Die Gemeinschaftspraxis ist in der Lage, Patienten für eine „Infektionssprechstunde“durch einen Hintereingang in Empfang zu nehmen. Außerdem können Abstriche für die Tests auf das Virus auch von den Patienten im Auto außerhalb der Praxis durchgeführt werden. Das Praxispersonal komme dann in Schutzausrüstung zum Auto und nehme den Test entgegen – so muss der Patient nicht die Räume betreten und stellt kein Risiko für andere dar. So kann es funktionieren, wenn die Praxis wieder öffnet, was laut Michl „hoffentlich“am heutigen Dienstag der Fall ist. Doch Sicherheit gebe es nicht, es handele sich um eine Notsituation, man entscheide von Tag zu Tag. Für den regulären Praxisbetrieb richtet Michl eine dringende Bitte an die Patienten, vor allem an diejenigen mit den typischen Symptomen des Corona-Virus: „Melden Sie sich unbedingt vorher telefonisch an! Kommen Sie nicht einfach so in die Praxis!“
Auch an anderer Stelle im Landkreis zeigt die Corona-Krise ihre Auswirkungen: Am Montag hat das Lauinger Werk von Same DeutzFahr die Produktion vorübergehend eingestellt – die BSH Hausgeräte in Dillingen wird das am 28. März tun (wir berichteten). Die meisten Abteilungsmitarbeiter von SDF bleiben deshalb vorerst zuhause, auch die Mitarbeiter im Büro arbeiten laut einer Sprecherin schon seit längerem im Homeoffice – zumindest diejenißung gen, bei denen das möglich ist. Insgesamt arbeiten rund 700 Menschen im Lauinger Werk. Mit den Maßnahmen wolle man den Schutz der Mitarbeiter gewährleisten und auf die schwierige logistische Situation reagieren. „Auch wenn wir nicht mehr produzieren: Wir liefern noch Ersatzteile aus“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Außerdem gebe es einen Notfallplan, um gewisse Dienstleistungen aufrecht zu erhalten. Die aktuelle Lage der Krise werde zudem täglich geprüft. Die Landwirtschaft sei nach wie vor dafür verantwortlich, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. „Daher stehen auch wir hier besonders in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Ersatzteile für Landwirte möglichst schnell geliefert werden können.“Wie lang die Produktion in Lauingen geschlossen bleibt, sei noch unklar.
Den SDF-Konzern trifft das Corona-Virus damit erneut. Denn auch am Hauptsitz in Treviglio in Norditalien steht die Produktion seit einigen Wochen still. Die Region ist eine derer, die am meisten von Covid-19 gebeutelt ist.