Donau Zeitung

So viele Kaltenegge­rs leben in Ungarn

Zwei Gedenktafe­ln werden in Blindheim, Tapfheim und Gremheim enthüllt

- VON CECILIA WEBER

Landkreis „Es ist, als würde ich in die selben Gesichter schauen. Wir sind aus einem Blut“, sagt Bürgermeis­ter Josef Schulz aus Ujhartyan. Er ist sichtlich berührt von dem Festakt, den die Gremheimer für die Enthüllung des Denkmales organisier­t haben. „Heute wohnen wohl mehr Leute mit dem Namen Kaltenegge­r in Ungarn, als in Gremheim, Blindheim und Tapfheim selbst“, sagt Schulz. Nachdem die Gemeinde Ujhartyan durch Ahnenforsc­hung herausfand, dass viele ihrer Bürger aus Bayerisch-Schwaben stammen, hat sie sich mit den drei Gemeinden in Verbindung gesetzt. „Wir haben nach mehr als 300 Jahren wieder zusammenge­funden“, erklärt Schulz. Aus diesem Grund wollten die Ungarn Tafeln in den drei Gemeinden aufstellen, um an die damalige Auswanderu­ngswelle zu erinnern. „Wir hatten damit kein Problem die Tafeln aufzustell­en und haben uns gefreut“, sagt der Tapfheimer Bürgermeis­ter Karl Malz, der in Kontakt mit der ungarische­n Gemeinde stand und die Gedenkfeie­rn organisier­te.

Am Donauufer im Gremheim fand die erste Feier am vergangene­n Samstag statt. Der Schwenning­er Musikverei­n eröffnete den Festakt mit Märschen, die bei den Ungarn für Begeisteru­ng sorgten. Bürgermeis­ter Schilling freute sich über den ungarische­n Besuch in seiner Gemeinde und erinnerte an die damalige Situation: „Es waren schwierige Zeiten, die einst vorherrsch­ten.“Im 18. Jahrhunder­t wurde Gremheim im Krieg zerstört und damit unbewohnba­r gemacht. Laut Schilling sind mindestens 40 Gremheimer nach Ungarn ausgewande­rt. Dort wurden ihnen bessere Lebensumst­ände und Sicherheit versproche­n. Deshalb sind zahlreiche Auswandere­r mit dem Schiff nach Ungarn geflohen, um sich ein neues Leben aufzubauen. „Es ist wohl ein historisch­er Ort, wo wir heute stehen“, erklärte Schilling. Der Schwenning­er Bürgermeis­ter vermutete, dass dort die Flüchtling­e in Boote eingestieg­en sind, um nach Ungarn zu kommen. „Heute wollen wir daran erinnern“, sagt Schilling. Gemeinsam mit dem Bürgermeis­ter aus Ujhartyan enthüllte er das Denkmal. Umrahmt wurde die Enthüllung von einem ungarische­n Ensemble mit dem Volkslied „Schifflein, schaukel der Heimat zu.“

Ein ungarische­r Künstler hat die Denkmäler für Gremheim, Blindheim und Tapfheim angefertig­t. Die Tafel zeigt eine Auswandere­rfamilie, die vor der Kirche in Ujhartyan steht. Darunter ist zu sehen: „Eine schwäbisch­e Kleinstadt in Ungarn.“Dass Ujhartyan mit der schwäbisch­en Tradition verbunden ist, hat der Tapfheimer Bürgermeis­ter auch festgestel­lt. „Wenn Sie das wahre Schwaben sehen wollen, dann müssen sie nach Ungarn fahren“, sagt Malz. Jürgen Frank ist erstaunt, wie wichtig die Tradition in diesem Land ist. „Es ist eine tolle Sache, diese Denkmäler aufzustell­en. Da macht Blindheim gerne mit“, sagt Frank. „Wir haben schließlic­h eine gemeinsame Geschichte“, erklärt der Blindheime­r Bürgermeis­ter. Sein Festakt fand im Anschluss auf dem Dorfplatz statt.

Auch die Vorfahren von Martin Surman-Majeczki sind nach Ungarn ausgewande­rt. „Ich habe viele Vorfahren, die von hier kommen“, sagt er. Vor sechs Jahren ist er zum ersten Mal nach Deutschlan­d gekommen, um seinen Stammbaum zurückzuve­rfolgen. Jetzt ist er als Vorstandsm­itglied des Vereins Gemeinscha­ft Junger Ungarndeut­scher bei der Enthüllung der drei Denkmäler mit dabei. „Es ist schön, hier Gast zu sein“, sagt Surman-Majeczki.

 ?? Foto: Cecilia Weber ?? Bei der Enthüllung des Denkmals in Gremheim: (von links) Jürgen Frank, Karl Malz, Josef Schulz, Reinhold Schilling und Erna Sing.
Foto: Cecilia Weber Bei der Enthüllung des Denkmals in Gremheim: (von links) Jürgen Frank, Karl Malz, Josef Schulz, Reinhold Schilling und Erna Sing.

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